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TS 30: Die Söhne der Erde

TS 30: Die Söhne der Erde

Titel: TS 30: Die Söhne der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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Gesicht mit den hochliegenden Backenknochen saß eine scharfrückige Adlernase, und irgendein längstvergessener englischer Vorfahr blickte aus den haselnußbraunen Augen. Wie sie, trug auch er nur einen leichten Sarong und einige wenige Schmuckstücke.
    „Du redest wie ein Gelehrter“, erwiderte sie. Es war dies kein Kompliment. Unter den reichsten Familien machte sich immer mehr eine Ansicht breit, die Konfuzius, Plato, Einstein und die anderen klassischen Denker zu langweiligen Eseln degradierte.
    „Oh, aber genau das bin ich ja. Du wirst überrascht sein, wie trocken und fade ich werden kann. Als ich Student war …“
    „Aber, du warst doch schließlich Universitätsmeister im Wasserringkampf!“ warf sie ein.
    „Stimmt genau! Ich konnte auch fast jeden Mann unter den Tisch trinken und kannte eine jede Kaschemme auf Erde und Mond. Trotzdem, kannst du dir vorstellen, daß mein Vater mich diese ganzen Jahre unterstützt hätte, wenn ich der Familie nicht wenigstens ab und zu Ehre gemacht hätte? Nun, einen Astrophysiker zum Sohn zu haben, ist eine Ehre. Selbst wenn ich ihm einiges koste.“ Seine Zähne blitzten durch die dichter werdende Dämmerung. „Oft genug, wenn ich wieder mal zu kräftig über die Stränge gehauen hatte, hat er mir angedroht, mir den Unterhalt zu sperren. Dann blieb mir keine andere Wahl, als mit einer neuen Beobachtung aufzuwarten oder einer brillanten neuen Theorie.“
    Sie rückte ein wenig näher. „Willst du deshalb jetzt auf dieses Schiff?“
    „Nun, das nicht. Das ist ausschließlich meine Idee, eben meine Vorstellung von Amüsement. Ich sagte ja schon, daß ich mit zunehmendem Alter wohl mehr und mehr vertrocknen würde.“
    „Allzuoft haben wir dich in den letzten Jahren in der Zitadelle wirklich nicht gesehen“, stimmte sie zu. „Und wenn, dann warst du immer so fürchterlich beschäftigt.“
    „Politik, in gewisser Weise. Ohne Genehmigung des Forschungsamtes konnte der Kurs des Schiffes natürlich nicht geändert werden. Also mußten erst einmal die richtigen Leute geschmiert werden. Ja, selbst dem Protektor mußte ich erst gehörig um den Bart streichen.“
    „Wie lange wirst du weg sein?“
    „Genau kann ich das nicht sagen, aber vermutlich nur einen Monat. Das sollte mir Material einbringen, mit dem ich auf Jahre hinaus beschäftigt bin. Was nicht ausschließt, daß ich auch später noch ab und zu das Schiff aufsuchen werde. Es wird eine Umlaufbahn um diesen Stern einnahmen.“
    „Könntest du nicht wenigstens – abends nach Hause kommen?“ murmelte sie.
    „Führe mich nicht in Versuchung“, stöhnte er. „Vier Wochen sind die Mindestzeit für eine Wache auf einem interstellaren Schiff. Jede Sendung verbraucht schließlich eine der Frank-Röhren, und die kosten Geld.“
    „Na schön“. Sie zog einen Flunsch. „Wenn dir soviel an einem alten Stern gelegen ist … “
    „Eure Schönheit verstehen das nicht. Nach mehr als drei Jahrhunderten Raumfahrt bietet sich hier zum ersten Male eine Chance, eine ausgebrannte Sonne in näheren Augenschein zu nehmen. Bis jetzt waren sich die Wissenschaftler noch nicht einmal einig, ob eine solche Sternklasse überhaupt existiert. Ist das Universum alt genug, daß eine Sonne ihre Kern- und Gravitationsenergie völlig aufgebraucht haben kann? Denkbar wäre, daß wir es möglicherweise hier mit einem Überbleibsel aus einer früheren Schöpfungsperiode zu tun haben.“
    Er merkte plötzlich, wie ihr Körper sich versteifte, als verstimme sie sein Gespräch über Dinge, die sie weder verstand noch interessierten. Einen Augenblick war auch er verstimmt. Was, im Grund, interessierte sie wohl schon außer ihrem eigenen zugegebenermaßen bestrickend schönen Körper? Warum vergeudete er seine Zeit auf alten ausgetretenen Pfaden, wo er doch eigentlich studieren und sich auf seine Aufgaben vorbereiten sollte? Oh, zum Teufel, er wußte genau warum!
    Dann, genauso plötzlich wie sie gekommen, schmolz ihre Starre. Er warf ihr einen Blick zu. In dem tiefblauen Zwielicht war sie nur noch ein Schatten mit bleich glühendem Haar. Die letzten Funken des Sonnenfeuers waren jetzt am Verglimmen, und ein Stern nach dem anderen erwachte über ihren Häuptern zu. funkelndem Leben.
    Ihre Stimme war fast ein Flüstern, als sie fragte: „Wo ist das Schiff jetzt?“
    Ein wenig erstaunt wies er auf die ersten Spuren des südlichen Kreuzes. „Ungefähr dort“, sagte er. „Sein ursprünglicher Bestimmungsort war Alpha Crucis, und es hat diesen

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