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TS 30: Die Söhne der Erde

TS 30: Die Söhne der Erde

Titel: TS 30: Die Söhne der Erde
Autoren: Poul Anderson
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auseinandernehmen und wieder zusammenbauen, wenn dabei mehr als ein paar Mikrosekunden vergingen. Er hätte es nicht überlebt.
    Deshalb stieß der Suchstrahl wie eine Klinge zu. Er berührte ein jedes Atom in seinem Weg, wurde dadurch modifiziert und schickte noch im gleichen Sekundenbruchteil seine Botschaft zurück zur Sendematrize. Doch ein solches Ungestüm wirkte zerstörend. Der abgetastete Gegenstand verwandelte sich unter dem Stoß des Suchstrahls in Gas, so schnell, daß nur ein Oszilloskop dem Vorgang zu folgen vermochte. Das Gas wurde abgesaugt und in einer Materiebank wieder kondensiert. Später dann würde daraus ein ankommender Passagier oder ankommende Fracht. In einem gewissen Sinn jedenfalls war der Mann gestorben.
    Wenn man das Signal, das auf die Sendematrize geworfen wurde, hätte registrieren und einfrieren können, dann hätte man eine solche Aufnahme unbegrenzt aufbewahren können, um einen Mann und seine Erinnerungen, seine Gedanken, Gewohnheiten, Vorurteile, Hoffnungen, Vorlieben und Abneigungen vielleicht tausend Jahre später wieder ins Leben zurückzurufen. Man hätte eine Million identischer Männer erschaffen können, oder noch praktischer, ein einzelner handgefertigter Prototyp hätte Vorbild für eine Million nicht unterscheidbarer Kopien werden können. Nichts würde dann kostbarer sein als eine Handvoll Staub. Oder … die Erinnerungen eines Lebensalters einem registrierten zwanzig Jahre alten Körper aufdrücken … wieder geboren werden und so ewig leben!
    Das Signal war jedoch zu komplex. Zwar wurde ein Forschungsprogramm verbissen fortgeführt, aber die Resultate versprachen nicht viel. Vielleicht würde man in einigen Jahrhunderten herausfinden, wie man einen Menschen oder wenigstens eine Frank-Röhre aufnehmen und für späteren Gebrauch einfrieren konnte. Inzwischen mußte die Übertragung gleichzeitig mit dem Abtasten vorgenommen werden. Das Signal wurde also abgestrahlt, ging möglicherweise über die eine oder andere Relaisstation und wurde schließlich in der gewünschten Station aufgefangen. Die Empfängermatrize, deren Energiequelle sterbende Atomkerne bildeten, warf Gase zusammen, formte höhere Elemente, dann Moleküle, Zellen, Träume – wiederum in Mikrosekunden. Der Mann (oder das Raumschiff, oder das Beefsteak oder irgendeine andere Fracht) verließen die Empfängerkammer und gingen ihrer Wege.
    Nur das Signal eines monoisotopischen Elements war unkompliziert genug, um für später konserviert zu werden, rief sich Maclaren ins Gedächtnis zurück. Und deshalb konnte es sich die jetzige Zivilisation leisten, mit ihren Metallen verschwenderisch zu sein – konnte reines Quecksilber für die Reaktionsmasse eines Raumschiffes hernehmen.
    Nicht zum erstenmal fragte sich Maclaren, ob das Registrierungsproblem wirklich so schwierig war, wie die Physiker behaupteten. Keine Regierung fordert leichtsinnig Umwälzungen heraus, und eine molekulare Vervielfältigungsmethode würde die Struktur der menschlichen Gesellschaft über jede Vorstellung hinaus verändern. Wenn man daran dachte, wie die Stationen jetzt schon bewacht werden mußten … nur, weil vielleicht irgendein Fanatiker irgendwo ein paar Milligramm Radium stehlen und dann auf einer Station genug davon duplizieren könnte, um einen ganzen Planeten unfruchtbar zu machen.
    „Na ja, nicht meine Sorge“, murmelte Maclaren halb zu sich.
    Endlich langten sie vor der Sonderstation des Forschungsamtes an und betraten ein Büro. Eine Menge Papiere und Formulare warteten hier auf sie. Ryerson überließ es Maclaren, sich damit zu befassen, und versuchte sich währenddessen vorzustellen, daß in kurzer Zeit sein Körper, so wie er jetzt bestand, aufhören würde zu existieren, um dafür aus völlig fremden Atomen hundert Lichtjahre von Tamara entfernt wieder neu zu erstehen. Es gelang ihm nicht. Es waren nur Worte.
    Endlich waren alle Formulare ausgefüllt und gestempelt. Die Sendeempfangsanlage eines interstellaren Raumschiffs konnte mehrere hundert Kilo auf einmal verarbeiten, deshalb gingen Maclaren und Ryerson zusammen. Einen Augenblick mußten sie warten, weil die Sicherheitsschalter auf der Kreuz des Südens geschlossen waren; jemand ging oder kam gerade.
    „Auf baldiges Wiedersehen also“, sagte Maclaren.
    Der Stromkreis schloß sich. Sie spürten überhaupt nichts, dafür ging alles viel zu schnell.
    Der Suchstrahl warf sein Signal auf die Matrize. Die Matrize modulierte die Trägerwelle. Doch eine derartige
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