TS 32: Stunde der Roboter
werde.“
Russ lächelte. „Sie ahnen wahrscheinlich, daß ich in Ihre Akte Einblick genommen habe, Dr. Baskin. Beunruhigt es Sie, daß ich darin eine Eintragung über Ihre Mitgliedschaft im Befreiungskomitee fand?“
Baskin schluckte und suchte nach Worten. „Ich habe dem Wunsch meiner Frau nachgegeben, Mr. Sinclaire. Frauen denken anders als Männer. Immer wieder mußte ich ihr ,Ach, die armen Roboter!’ mitanhören. Um endlich Ruhe zu haben, folgte ich ihrem Beispiel und trat dem Komitee bei. Ich opferte jeden Monat zwei Abende und handelte dafür ein glückliches Heim ein. Ist das ein Verbrechen? Sie können mir glauben, daß ich die Bestrebungen nicht ernst nahm. Wenn ich geahnt hätte, daß diese Gesellschaft einen Umsturz vorbe …“
„Schon gut, Doktor!“ unterbrach ihn Russ. „Ich glaube Ihnen. Ich möchte trotzdem, daß Sie einige Fragen auf dem Psycho-Stuhl beantworten. Sind Sie jetzt dazu bereit?“
„Ja. Es gibt keinen Grund mehr, mich zu Weigern.“
„Und ich?“ erklang die spöttische Stimme Normas. „Haben Sie auch aus meinem Leben düstere Geheimnisse ausgegraben? Soll ich noch einmal auf den Stuhl?“
Sinclaire antwortete nicht. Er war sicher, auf der richtigen Spur zu sein, und dieses Gefühl gab ihm sein Selbstvertrauen wieder. Nach allen Fehlschlägen, Kämpfen und Niederlagen war er doch ans Ziel gelangt!
Bockerson trat ein, ließ seine Blicke abschätzend über die Gruppe wandern, setzte sich und nickte Sinclaire zu. „Wie ich sehe, sind Sie pünktlich. Freut mich, freut mich außerordentlich. Können Sie mir eine Verhaftung melden?“
„Noch nicht“, erwiderte Russ gelassen. „Aber es wird nicht mehr lange dauern.“
Bockerson warf einen Blick auf seine Uhr. „Sie haben noch fünf Minuten Zeit, Sinclaire. Ich an Ihrer Stelle würde mich ein wenig beeilen.“
„Darf ich in diesen fünf Minuten einige Worte sagen, Sir?“
„Bitte, es ist Ihre Zeit, über die Sie verfügen!“
„Gut! Fassen wir noch einmal zusammen. Vorgestern Abend wurden gewisse Pläne gestohlen. Mehrere Roboter und einige Personen, die sich innerhalb des Laboratoriums befanden, kamen für den Diebstahl in Betracht. Die Roboter wurden überprüft, sie schieden aus. Als Verdächtige übrig blieben die erwähnten Personen, die ich noch einmal aufzähle: Dr. Baskin, Dr. Carpenter, Miss Cummings, Harry Lietz, Mr. Bockerson und ich. Von diesen Personen ist niemand, wie ich feststellen konnte, ein Roboter. Der Dieb aber gab sich als Roboter aus, und die Posten ließen ihn als solchen passieren, um so mehr als der Dieb sich nicht von den zur Arbeit in Dr. Raybitz’ Labor abgestellten Robotern unterschied – er hatte wie jene die zur Arbeit benötigten Werkzeuge an seinem Armstumpf befestigt. Diese Tatsache ist die Erklärung dafür, daß die Posten beschworen, nur ein Roboter könne der Dieb gewesen sein.
Nun wissen wir aber alle, daß jedes menschliche Wesen, sofern ihm nicht ein Unglück widerfuhr oder ein Geburtsfehler vorliegt, über zwei Arme verfügt. Gehen wir von dieser Voraussetzung aus, so bleibt als Verdächtiger nur eine Person übrig, die einen ihrer Arme verlor – durch einen Unfall in Alaska beispielsweise! Und nun frage ich Sie, Mr. Bockerson: Würden Sie mir zustimmen, wenn ich auf Grund dieser Tatsachen zu einer Verhaftung schritte?“
Atemlose Stille folgte den Worten Sinclaires, dessen Blick nicht von Bockersons unbewegtem Gesicht wich. Bockerson fuhr sich mit der Zunge über die Lippen, aber seine Stimme klang spöttisch wie immer, als er antwortete: „Sie haben uns da eine sehr interessante und abenteuerliche Geschichte erzählt, Mr. Sinclaire. Daß sie gegen mich gerichtet war, ist nicht zu übersehen. Wollen Sie dann so freundlich sein und erklären, wer die Zeitzünderbombe an dem Penetratormodell anbrachte? Ich erinnere mich, daß weder ich noch Sie das Modell berührten. Wollen Sie weiter erklären, woher ich Kenntnis über den Aufbewahrungsort der Pläne erlangt haben könnte, und wie ich, ohne das Labor jemals vorher besucht zu haben, mich in der fremden Umgebung auskennen sollte! Nein, Mr. Sinclaire, Ihre Anklage ist ein kindischer Versuch, mich zu verleumden und von meinem Posten zu verdrängen, den Sie selbst gern übernehmen möchten.“
„Aber das mit dem Arm – ist es wahr?“ fragte Dave Talbert gespannt und beugte sich über den Tisch.
Bockerson nickte, stand auf, schlug den linken Ärmel hoch und löste gelassen seinen künstlichen linken Unterarm. An dem
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