TS 32: Stunde der Roboter
Schläfen, ballte die Fäuste und hämmerte Wut und Enttäuschung in wildem Stakkato gegen das Holz der Tür.
Ein schmales Brett glitt zur Seite, fassungslos starrte Sinclaire in das vertraute Gesicht Norma Cummings. Sie war schön wie immer, ihre Augen blitzten, eine leichte Röte belebte das schmale Oval ihres ebenmäßigen Gesichts.
„Geht es Ihnen gut, Mr. Sinclaire?“ fragte sie. „Haben Sie sich über etwas zu beklagen? Brauchen Sie etwas?“
Er schüttelte den Kopf, bemühte sich vergeblich, dieses Mädchen zu hassen. „Wie lange wollen Sie uns hier noch gefangen halten?“
„Zwei Wochen. So lange wird es dauern, bis der erste Penetrator nach den Plänen entstanden ist.“
Er hob die Hände, sie umkrampften die schmale Öffnung. „Norma – ich verstehe Sie nicht! Ausgerechnet Sie! Nie hätte ich das von Ihnen vermutet“, flüsterte Russ leise. „Wissen Sie denn, was Sie angerichtet haben? Sind Sie sich klar über die Folgen? Haben Sie daran gedacht, daß Sie wahrscheinlich Ihr eigenes Todesurteil sprachen, als Sie den Asiaten die Pläne in die Hände spielten?“
Der Mund des Mädchens öffnete sich, unfaßbares Staunen stand in ihren Zügen. Dann lachte sie, hell und befreit, ein Lachen, das Russ nicht verstand und von dem er glaubte, es würde ihn zum Wahnsinn treiben.
„Den – Asiaten …? Ich hätte geholfen, den Asiaten die Pläne zu verschaffen? O, Russ, Sie großer, starker und kluger Mann, was sind Sie doch für ein schrecklicher Dummkopf! Ich dachte, Sie hätten die Dinge längst durchschaut! Ich war sicher, daß Sie längst erkannt hatten, daß Bockerson und ich im Auftrage der W.R.O. arbeiten! Nicht die Asiaten sind im Besitz der Pläne, sondern die Weltregierungsorganisation! Sobald die ersten Geräte fertig sind, werden sie auf die Satelliten geflogen und dort installiert. Dann werden wir den Völkern einen Beweis unserer Macht und Stärke liefern, der sie davon überzeugen wird, daß wir über Waffen verfügen, denen nichts auf dieser Welt gewachsen ist. Nur eine Demonstration, Russ, niemand wird dabei zu Schaden kommen.
Dann endlich werden die Schutzglocken außer Funktion gesetzt werden können, Mißtrauen und Furcht werden verschwinden, die Völker werden nicht mehr voreinander zittern, weil nur die W.R.O. noch über Vernichtungswaffen verfügt. Erinnern Sie sich an unser gestriges Gespräch? Ich sagte, es müsse einen dritten Weg geben. Wir haben ihn gefunden. Nie mehr wird eine Regierung allein über atomare Kräfte verfügen können, nie wieder wird ein Land in Versuchung geführt werden, ein anderes, schwächeres zu überfallen und sich einzuverleiben. Wenn alle Macht in den Händen der W.R.O. ruht, sind Kriege für alle Zeiten unmöglich. Schutzglocken wird es nur noch über den Satelliten geben, deren Existenz den Frieden garantiert, und der Penetrator, diese wunderbar-gefährliche Erfindung Dr. Raybitz’, wird zu den höchsten Ehren gelangen, die je menschlichem Geist, menschlichem Wissen und Können gezollt wurden.“
Ein tiefer Atemzug hob Sinclaires Brust, als er sich von der Tür fortwandte und in das Halbdunkel des Raumes zurücktrat. „Sind Sie nun mit mir zufrieden, Russ?“ fragte die leise Stimme des Mädchens hinter ihm. „Werden wir uns weiter so gut verstehen wie bisher? Was erwarten Sie noch von mir?“
Russ Sinclaire ließ sich in einen Sessel fallen, kreuzte die Arme über der Brust und schloß die Augen. „Daß Sie mich jetzt schlafen lassen und erst in zwei Wochen wecken“, erwiderte er lächelnd. „Und vergessen Sie nicht, einen Elektrorasierer mitzubringen, damit ich Ihnen nicht das Gesicht zerschramme, wenn ich Sie küsse!“
ENDE
Als TERRA-Sonderband 33 erscheint:
Projekt Mikrokosmos
von David Grinnel
Seltsame Dinge geschehen. Für Sekunden erstehen auf freiem Feld Urwälder, aus denen Saurier hervorbrechen, Kriege werden ausgetragen, und nie zuvor gesehene Städte liegen im Sonnenschein. Doch blitzartig wie sie gekommen, sind all diese Erscheinungen wieder verschwunden. Erst als ein Reporter eine seltsame private Forschungsgruppe entdeckt, ahnt er das Geheimnis des Mikrokosmos.
Versäumen Sie nicht, diesen hervorragenden Science-Fiction-Roman in Kürze bei Ihrem Zeitschriftenhändler zu verlangen.
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