Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
TS 34: Sie starben auf Ragnarok

TS 34: Sie starben auf Ragnarok

Titel: TS 34: Sie starben auf Ragnarok Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Godwin
Vom Netzwerk:
groß genug für beide Lebewesen – für Menschen und Tigerwölfe. Sie konnten in Freundschaft miteinander leben, wie Menschen und Hunde es auf der Erde seit Jahrtausenden taten. Es würde lange dauern, das Vertrauen der Tigerwölfe zu gewinnen, aber ganz bestimmt könnte es erreicht werden.
    Schroeder stieß auf den Bergpfad, der zu den Höhlen führte, und von dort aus schickte er nochmals mit dem heftigen Gefühl eines erlittenen Verlustes einen letzten Blick zu dem Kamm hinter sich. Er dachte darüber nach, ob er wohl jemals den Tigerwolf wiedersehen oder nochmals solch seltsame, wilde Kameradschaft, wie er sie an diesem Tag kennengelernt hatte, erleben werde?
    Auf jeden Fall würde die Zeit auf Ragnarok kommen, da die Kinder mit jungen Tigerwölfen spielen und die Männer, Seite an Seite mit den alten Tigerwölfen, gegen die Gerns kämpfen würden.
     
    *
     
    Im darauffolgenden Jahr ereigneten sich zwei Vorfälle, bei denen ein Tigerwolf die Gelegenheit hatte, einen Jäger zu töten, dies aber nicht tat. Man wußte nicht, ob es sich dabei um dasselbe Tier handelte, das Schroeder vor der heranbrausenden Flut in der Schlucht gerettet hatte, oder ob die Tigerwölfe, als Gemeinschaft, das respektierten, was ein Mensch für einen ihrer Artgenossen getan hatte.
    Der Herbst des 163. Jahres kam, und die Sonnen standen bereits auffallend weit im Süden. In jenem Herbst wurde Schroeders drittes Kind, ein Mädchen, geboren. Es wurde Julia genannt, und sie gehörte zu der letzten Generation, die in den Höhlen geboren sein würde.
    Pläne lagen bereits vor, im Tal, etwa eine Meile von den Höhlen entfernt, eine Stadt zu bauen. Der aus Steinblöcken bestehende Schutzwall gegen die Einhörner, der die Stadt umgeben sollte, befand sich schon im Bau.
    Die Waldziegen hatten sich in jenem Jahr völlig den neuen Lebensverhältnissen angepaßt und sich zu Haustieren entwickelt. Allerdings war die Herde noch klein, aber sie reichte aus, um den Ragnarok-Menschen ein Mindestmaß an Milch, Käse und Wolle zu liefern.
    Der Anpassungsprozeß der Einhörner machte in den weiteren Jahren Fortschritte, jedoch führte er nicht so weit, daß die Tiere zu Haustieren erzogen werden konnten. Es lag in ihrer Natur, bösartig und gefährlich zu sein, und nur der drohende Speer in der Hand ihrer Bezwinger konnte sie zur Arbeit antreiben.
    Die mühselige Arbeit an dem Sender wurde fortgesetzt, während die Sonnen jedes Jahr weiter nach Süden rückten. Die Übersiedlung von den Höhlen zu der neu erbauten Stadt ging im 179. Jahr vor sich – das Jahr, in dem Schroeders Frau starb.
    Seine beiden Söhne waren herangewachsen, Julia heiratete im selben Jahr Will Humbolt und ließ ihren Vater in dem neuen Haus in der neuen Stadt allein zurück.
    Vier Monate später kam sie zu ihm und verkündete voller Stolz: „In knapp sechs Monaten werde ich ein Kind haben! Wenn es ein Junge ist, so wird er Führer sein, wenn die Gerns kommen. Wir wollen ihn John nennen, nach John Prentiss, dem ersten Führer der Ragnarok-Menschen.“
     
    *
     
    Johnny war gerade einen Monat alt, als sich für die Menschen von Ragnarok die Gelegenheit bot, ihren möglichen Verbündeten für den kommenden Kampf mit den Gerns zu finden.
    Im Frühling des Jahres 180 war die Masse der Einhörner bereits nach Norden gezogen, die Tigerwölfe waren schon lange vorher verschwunden. Der blaue Stern leuchtete in der Nacht wie eine kleine Sonne so hell, als die Brise, die durch Schroeders Fenster wehte, das Kampfgebrüll von Einhörnern herantrug.
    Er lauschte verwundert. Ein eigenartiges Geräusch, das nicht hierhergehörte! Jeder war sicher in der Stadt, die meisten schliefen schon, und außerhalb des Walles gab es für die Einhörner nichts zum kämpfen.
    Schroeder bewaffnete sich mit Speer und Armbrust und ging durch das Osttor hinaus. Er schritt dem Kampfgebrüll nach, das lauter und wilder wurde, je näher er kam.
    Er überquerte den Bach und ging in den Wald. Dort, auf einer kleinen Lichtung, nicht weiter als eine halbe Meile von der Stadt entfernt, lag der Kampfplatz.
    Ein einzelner Tigerwolf verteidigte sich gegen zwei Einhörner. Zwei weitere Einhörner lagen tot am Boden, und hinter dem Tigerwolf lag die dunkle Form seines leblosen Gefährten im Gras. Blut quoll aus den Wunden des kämpfenden Tieres, und seine Sprünge waren müde, während es sich gegen die Einhörner wehrte.
    Schroeder hob seine Armbrust. Ein Pfeil nach dem anderen sauste durch die Luft und erreichte genau sein

Weitere Kostenlose Bücher