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TS 34: Sie starben auf Ragnarok

TS 34: Sie starben auf Ragnarok

Titel: TS 34: Sie starben auf Ragnarok Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Godwin
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Keramikherstellung hatte sich entwickelt. Im 159. Jahr hatte sich der Mais den klimatischen Verhältnissen in der Umgebung der Höhlen völlig angepaßt.
    Schon vorher waren Waldziegen gefangen und während des Sommers im Schuppen eingesperrt worden, in denen Wassersprüher für kühle Temperatur sorgten, damit die Tiere überlebten. Als der Herbst kam, wurden nur die Jungen zurückbehalten, die während des Winters in einer der Höhlen Quartier bezogen. Jede neue Generation paßte sich besser dem Höhlenklima an, und im 160. Jahr hatten die Tiere schon einen hohen Anpassungsgrad erreicht.
    Im darauffolgenden Jahr fingen sie zwei Einhörner, um den Anpassungsprozeß auch bei diesen Tieren durchzuführen. Wenn ihnen das gelänge, so würden sie die Hilfsquellen von Ragnarok bis zum Äußersten ausgenutzt haben – bis auf das Tier, das in ihrem kommenden Kampf gegen die Gerns ihr wertvollster Verbündeter sein könnte: der Tigerwolf.
    Aber bis zu dem Tag im Frühling des Jahres 161, an dem Schroeder sein Erlebnis hatte, schien es, als gäbe es keinen Weg, auf dem sich Mensch und Tigerwolf jemals begegnen könnten …
     
    *
     
    Schroeder kehrte von einem Marsch zurück, den er ganz allein nach Osten unternommen hatte. Während er die Schlucht hinunterstieg, die von der Höhe des Plateaus zu den Höhlen führte, trieb er sich selbst zur Eile an und blickte dabei auf die schwarzen Wolken, die sich hinter ihm zusammenballten. Tiefer Donner rollte, und unmittelbar danach entlud sich ein gewaltiger Wolkenbruch. Die Schlucht, die Schroeder entlang eilte, würde sich binnen kurzem in einen reißenden Strom verwandeln, und es gab nur eine Stelle in dieser neun Meilen langen Schlucht, wo er sich vor der zu erwartenden Flut in Sicherheit bringen konnte.
    Schroeder beschleunigte sein Tempo und gelangte gerade noch rechtzeitig an den rettenden Ort: eine Reihe von Felsvorsprüngen, die wie eine riesige Treppe vom Grunde der Schlucht nach oben führte.
    Schroeder hatte gerade die dritte Stufe erreicht, als er die Flut um eine Biegung der Schlucht heranbrausen sah – eine fünfzig Fuß hohe, schäumende Wasserwand.
    Er sah auch den Tigerwolf, der am Boden der Schlucht mit weiten, verzweifelten Sprüngen um sein Leben lief.
    Aber Schroeder hatte keine Zeit zum Beobachten. Er mußte die etwa fünfzehn Fuß höher gelegene, vierte Felsstufe erreichen, um in Sicherheit zu sein.
    Er sprang hoch und bekam mit einer ausgestreckten Hand ein vorspringendes Felsstück am Sims zu fassen.
    Als er sich hochgezogen hatte und sicher auf der Klippe stand, sah er gerade den Tigerwolf unter sich vorbeihetzen.
    Doch einen Augenblick später kam das Tier wieder zurück. Es hatte erkannt, daß es nur einen Weg gab, um dem Tod zu entrinnen: den Weg, den Schroeder genommen hatte.
    Die ersten drei Absätze bereiteten dem Tigerwolf keine Schwierigkeiten, doch es gelang ihm nicht, die Klippe zu erreichen, auf der Schroeder stand. Zweimal sprang das Tier, und zweimal fiel es wieder zurück.
    Der Tigerwolf blickte mit großen, kalten Augen hinauf zu der Klippe, die die einzige Sicherheit bot und die zu erreichen er nicht imstande war. Aus seinen Augen sprach die Erkenntnis, daß er sterben mußte und sein Feind ihn dabei beobachten werde.
    Schroeder legte sich flach auf den felsigen Boden. Als der Tigerwolf nochmals sprang, griff Schroeder mit der Hand hinunter, um den Tigerwolf am Genick zu packen und ihn hochzuziehen. Er tat dies mit seiner ganzen Kraft, und die Pranken des Tieres klammerten sich am Felsen fest, während es sich hocharbeitete.
    Als der Tigerwolf auf dem Felssims stand, rollte Schroeder zurück und sprang schnell auf seine Füße, die Augen mißtrauisch auf das Tier geheftet und sein Messer zum Stoß bereit in der Hand. Im gleichen Augenblick stürzte dicht unter ihnen die Wasserflut mit ohrenbetäubendem Donner vorbei. Entwurzelte Bäume und Tierleichen schwammen in den Fluten. Schroeder ließ keinen Blick von dem Tigerwolf. Dieser trat vom Rand der Klippe zurück und blickte auf den Mann. Schroeder schien es, als ob eine ungläubige Frage im Blick des Tieres lag.
    Der Felssims, auf dem Mensch und Tigerwolf standen, war schmal, aber er führte nach oben, hinaus aus der Schlucht in die offene Ebene. Schroeder bedeutete dem Tigerwolf, vorauszugehen. Und nach einigem Zögern gehorchte er.
    Sie kamen auf den grasigen Hang der Bergseite. Das Donnern der Wasserfluten verlor sich in der Ferne. Schroeder hielt an. Der Tigerwolf blieb ebenfalls

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