TS 43: Der Zauberer von Linn
Sonnensystem will. Ich muß herausfinden, ob Clane es weiß.
Seine Botschaft an den Bruder war kurz und prägnant:
„Wir wollen uns schnellstens treffen. Sage mir bitte Deine Bedingungen, den Ort und die Zeit. Jerrin.“
Die Antwort war ebenso kurz:
„Wirst Du die Evakuierung der Städte anordnen? Und wirst Du kommen, wenn ich Dir ein Schiff sende?“
Jerrin antwortete einfach:
„ Ja.“
3. Kapitel
Clane war nicht in dem Schiff, das Jerrin und seine Begleitung aufnahm. Die offene Empörung über diese Unhöflichkeit legte sich, als ein Offizier hastig herbeikam und erklärte:
„Lord Clane läßt sich bei Eurer Lordschaft vielmals entschuldigen, aber wichtige Geschäfte hielten ihn ab. Wir werden ihn an seinem Landsitz abholen. Sobald er im Schiff ist, steht er Euch zur Verfügung.“
Jerrins Ärger verflog. Er war kein Mann der strengen Etikette und nahm es dem Bruder nicht übel, wenn er die höfischen Regeln nicht beachtete. Er fragte den Offizier auch nicht, welches die gewichtigen Geschäfte seien, obwohl er fast davon überzeugt war, daß sie nur in der Phantasie existierten.
Aus der Luke seiner Kabine konnte Jerrin die Erde absinken sehen. In diesem Augenblick kamen ihm die ersten Bedenken. War es nicht sehr leichtsinnig von ihm, sich ohne den Schutz einer gut bewaffneten Flotte in die Hand Clanes zu begeben? Natürlich schien es ausgeschlossen, daß sein Bruder einen Bürgerkrieg riskierte, aber derartige Ereignisse hatte es früher schon gegeben.
Er wagte es nicht, seinen beginnenden Verdacht weiter zu nähren oder gar seiner Begleitung Mitteilung davon zu machen. Aber wenigstens begann er, sich wohler zu fühlen, als das Schiff wieder sank und sich Clanes Wohnsitz näherte. Und später, als er seinen Bruder quer über das Feld herankommen sah, verschwanden seine Bedenken fast vollständig. Sie machten einer wachsenden Neugierde Platz, als er die Männer bemerkte, die hinter seinem Bruder herschritten. Sie trugen einen Metallkasten, in dem etwas schwebte. Es bewegte sich langsam hin und her. Leider konnte er den merkwürdigen Gegenstand nicht richtig sehen, aber er hielt ihn für einen Glasball.
Kurze Zeit darauf stieg das Schiff wieder in die Höhe. Ein Offizier kam und meldete, daß Clane nun bitte. Er wunderte sich. Wohin würde ihn das Schiff bringen? Fast mechanisch nickte er und gewährte die Audienz.
Er saß, aber als Clane eintrat, erhob er sich sofort. Der Raum war für eine solche Unterredung wie geschaffen. Das kleine Vorzimmer war von dem eigentlichen Aufenthaltsraum durch Stufen abgetrennt. Jerrins befand sich dort wie auf einem Thron. Aus zusammengekniffenen Augen sah er seinem Bruder entgegen.
Clane trug seine gewohnte Tempelkleidung. Für einen Augenblick war Jerrin verblüfft über die Einfachheit des Anzuges, aber dann verstand er plötzlich. In den losen Umhängen verbarg Clane seine mißgestalteten Schultern, seine verformte Brust und die abnormalen Arme.
Jerrin entsann sich beschämt jener Zeiten, da er mit anderen Kindern keine größere Freude kannte, als den Mutanten gewaltsam auszuziehen und seine körperlichen Schwächen zu entblößen. Das war nun schon lange her, aber die Erinnerung brachte ein Schuldgefühl zurück, das er längst vergessen glaubte. Impulsiv ging er dem Bruder entgegen und streckte die Hand aus, dann umarmte er ihn.
„Lieber Bruder, wie ich mich freue, dich wiederzusehen.“
Er trat zurück und fühlte sich besser. Er konnte sich nicht denken, daß dieser Mann ihm die Herrschaft über die Linn streitig machen wollte. Wieder sprach er:
„Darf ich fragen, wohin uns dieses Schiff bringt?“
Clane lächelte nun. Sein Gesicht war voller geworden, seitdem Jerrin ihn das letzte Mal gesehen hatte. Die fast weiblichen Züge waren geschwunden und hatten einer starken Männlichkeit Platz gemacht. Sein Lächeln strahlte Sicherheit und Zuversicht aus.
„Die letzten Berichte besagen, daß der Gegner etwa 150 Kilometer von hier entfernt über einer Gebirgskette schwebt. Ich möchte, daß du Zeuge meines ersten Angriffs gegen ihn wirst.“
Jerrin benötigte fast den ganzen Rest des Fluges, diesen einen Satz in seiner Bedeutung zu erfassen.
*
Jerrin verstand niemals vollständig, was eigentlich geschah.
Er stand neben Clane auf der Erde und beobachtete das riesige Schiff der Riss. Es schwebte fünf Kilometer von ihnen entfernt im schwachen Nebel. Clane sagte langsam:
„Das Problem ist: was geschieht, wenn mein Angriff
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