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TS 53: Alle Zeit der Welt, Teil 1

TS 53: Alle Zeit der Welt, Teil 1

Titel: TS 53: Alle Zeit der Welt, Teil 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Kuttner
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der niederen Klassen verkörperte, ließ auf den zweiten Blick für das forschende Auge viele Unterschiede erkennen. Er hatte nahezu vierzig Jahre voller Selbsthaß durchlebt, und wenn er sich auch damit abgefunden hatte, so hatte ihn dieser Haß doch gezeichnet. Er hatte seine Runen in seine Züge gegraben und ihnen eine kraftvolle Entschlossenheit aufgedrückt, die ihnen viel von ihrer Schwerfälligkeit nahm.
    Seine fehlenden Haare kennzeichneten ihn in ähnlich ungewöhnlicher Weise. Glatzen begegnete man häufig, aber dieser Mann war so ganz und gar kahl, daß er nicht im geringsten kahlköpfig wirkte. Sein blanker Schädel wies klassisches Ebenmaß auf. Auf der wohlgeformten Wölbung seines Kopfes wäre jedes Haar fehl am Platze erschienen.
    Vierzig Jahre zuvor war das Kind mißgestaltet worden. Aber die Hast, in der die Operation durchgeführt wurde, und der Glückseligkeitsumhang der Technikerin hatten bewirkt, daß nicht alle Ähnlichkeit verschwand. Die eng anliegenden Ohren, der wohlgeformte Kopf und die sauberen Linien von Kiefer und Nacken entstammten noch, wenn auch nicht mehr als solche erkenntlich, dem Blut der Harkersippe.
    Der dicke Hals, der in einem grellroten Hemd steckte, gehörte keinem Harker. Selbst im Karneval hätte kein Harker von Kopf bis Fuß karmesinroten Samt angelegt, geschweige denn einen vergoldeten Gurt um die Hüften geschlungen, an dem ein goldbeschlagenes Halfter hing. Und doch, der Harker, der dieses Kostüm gewählt hätte – in unbestimmbarer Weise hätte er so darin gewirkt wie Sam Reed.
    Trotz seiner Massigkeit und Ungeschliffenheit floß das Blut der Harkers in Sam. Ungeachtet seiner kurzen und breiten Statur, die die oberen Klassen so verachteten, trug er sich mit einer Selbstsicherheit, die fast schon Eleganz gleichkam.
    Der samtene Ärmel fiel von seinem ausgestreckten Arm zurück. Er blieb stehen, ohne seine Haltung zu verändern, und blickte über den Arm hinweg mit zusammengekniffenen, stahlgrauen Augen zu der Frau hoch.
    Nach einem Augenblick, von einem Impuls getrieben, den sie nicht zu nennen wußte, verzog die Frau die Lippen zu einem herablassenden Lächeln. Mit einer leichten Bewegung der Schulter schüttelte sie ihr Gewand zurück und streckte einen schlanken Arm mit einer zartgliedrigen Hand aus, an deren Fingern massive Goldreifen saßen.
    Sie legte die Hand leicht auf Sam Reeds Arm und trat zu ihm herunter. Auf seinem muskulösen, dicht behaarten Unterarm wirkte ihre Hand wächsern und unwirklich. Sie spürte, wie die Muskeln sich unter ihrer Berührung zusammenzogen, und ihr hochmütiges Lächeln verstärkte sich.
    „Als ich dich zum erstenmal sah, hattest du kein schwarzes Haar“, stellte Sam fest.
    Die Frau betrachtete ihn von oben herab und machte sich nicht die Mühe, zu antworten. Sam schaute sie an, ohne eine Miene zu verziehen, und musterte jeden ihrer Züge, als hätte er ein Gemälde vor sich und kein lebendiges, selbstbewußtes Geschöpf, das nur aus einer Laune heraus vor ihm stand.
    „Dein Haar war blond“, entschied er schließlich bestimmt. Er erinnerte sich wieder deutlich an das Bild, das die Frau seinem Blick geboten hatte, und er begriff, wie tief sie ihn damals beeindruckt haben mußte.
    „Das war vor dreißig Jahren“, fuhr er fort. „Damals trugst du auch Blau.“
    „Das dürfte wohl meine Enkelin gewesen sein“, versetzte die Frau uninteressiert und mit abgewandtem Kopf, als redete sie mit jemand anderem.
    Ihre Antwort gab Sam einen Schlag. Er war noch nie mit einer Unsterblichen zusammengekommen, und die plötzliche Begegnung mit einem Leben, das Jahrhunderte unbeschadet überbrückte, mußte einen Mann, der sein eigenes Leben und das seiner Bekannten nach Jahrzehnten zählte, hart treffen.
    Er lachte kurz auf. Die Frau wandte den Kopf und musterte ihn mit erwachendem Interesse. Sie hatte noch nie erlebt, daß ein Kerl, der zu den niederen Klassen gehörte, einen solchen Laut ausstieß, das gleichgültige Gelächter eines selbstbewußten Mannes, den keine Sitten kümmern.
    Viele hatten schon vor Kedre Walton Sam auf unerklärliche Weise anziehend gefunden. Kaum einer davon besaß Kedres Empfindungsvermögen, das ihr half, die Ursache zu durchschauen.
    Sam Reed strahlte aus, was die Mode nachäffte, wenn sie vorschrieb, das Fleisch der Ohrläppchen zu durchbohren, barbarischen Schmuck daran zu befestigen und die blutrünstigen Weisen der Freien Trupps zu singen. Sein Auftreten verriet die Stärke und die Entschlossenheit, die

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