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TS 53: Alle Zeit der Welt, Teil 1

TS 53: Alle Zeit der Welt, Teil 1

Titel: TS 53: Alle Zeit der Welt, Teil 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Kuttner
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mir deine Antwort zu holen. Die kenne ich schon. Du wirst meinen Antrag annehmen.“
    Rosathe lachte und tänzelte davon, während sie die Saiten schlug und ihr Lied summte. Sam blieb zurück und verfolgte, wie die Köpfe sich nach ihr umwandten und die Augen der Gäste erwartungsvoll aufleuchteten.
    Ehe ihr Auftritt zu Ende war, stand er auf und verließ den kreisenden Raum. Hinter ihm verklang die einschmeichelnde Stimme, die das Schicksal der unglücklichen Genoveva besang. Mühelos glitt sie, über die Terzen, die der alten Weise ihre klagende Melodie liehen.
    „O Genoveva, holde Genoveva, die Tage kommen und sie gehen“, sang Rosathe und blickte Sams breitem Rücken nach, bis er außer Sicht geriet.
    Die letzten Takte ihres Liedes waren kaum verstummt, als sie eilig in ihre Garderobe huschte, den Kommunikator einschaltete und Sheffields Rufzeichen drückte.
    „Hör zu, Jim“, sagte sie hastig, sobald sein dunkles, finsteres Gesicht auf dem Schirm erschien. „Ich habe gerade mit Sam gesprochen, und er will …“

 
6.
     
    Hätte Sam Reed dieses Gespräch gehört, würde er Rosathe umgebracht haben. Aber während Sheffields Züge auf dem Schirm auftauchten, ging er einem Wendepunkt seines Lebens entgegen.
    Der Wendepunkt begegnete ihm wiederum in Gestalt einer blau gekleideten Frau. Während sie das Gleitband hinunterschlenderte, hob sie einen Arm und warf den Saum ihres leichten, blauen Gewandes wie einen Schleier über ihr Haar. Die Bewegung und die Farbe erregten Sams Aufmerksamkeit. Er blieb so übergangslos stehen, daß auf beiden Seiten Männer gegen ihn prallten. Einer drehte sich knurrend um und wollte einen Streit vom Zaun brechen. Dann sah er sich das harte Gesicht mit dem kantigen Kinn näher an und gab sein Vorhaben wieder auf.
    Weil das Bild Rosathes noch lebendig vor ihm stand, betrachtete Sam die Frau mit weniger Bewunderung, als er sonst an den Tag gelegt hätte. Dann regten sich alte Erinnerungen, und er starrte sie an, während seine Gedanken arbeiteten. Der Luftzug des Gleitbandes kräuselte den Schleier über ihrem Gesicht. Das blaue Gewebe warf blaue Schatten, die in dem tiefen Blau ihrer Augen tanzten. Die Frau war ungewöhnlich schön.
    Sam wischte eine Wolke aus rosarotem Karnevalsparfüm zur Seite. Er zauderte, was er selten tat, und zog dann seinen goldbeschlagenen Gürtel mit einer entschlossenen Bewegung hoch. Mit langen, aber gewohnheitsmäßig leisen Schritten ging er das Gleitband hoch.
    Er wußte nicht, weshalb die Züge der Frau und ihr veilchenblaues Gewand ihn verwirrten. Seit den weit zurückliegenden Karnevalstagen, als er sie zum erstenmal erblickte, hatte er vieles vergessen. Der Fastnachtstrubel löschte alle Standesunterschiede aus. Sam hätte sich durch dieses Hindernis ohnehin nicht aufhalten lassen. Unterhalb der Frau näherte er sich auf dem Gleitband und blickte in ihr Gesicht, ohne zu lächeln.
    Sie war schlank und elegant und zeigte einen Ausdruck anmutiger Langeweile, wie ihn in den Kuppeln viele Frauen zur Schau trugen. Sam konnte nicht wissen, daß sie den Anstoß dazu gegeben hatte, oder daß bei ihr Anmut und gelangweilter Überdruß echt und nicht gespielt waren.
    Das blaue Gewand schmiegte sich über eine enganliegende Hülle aus biegsamem Gold, die durch das zarte Blau hindurchschimmerte. Ihr blauschwarzes Haar, von dem schmalen, reizenden Gesicht zurückgekämmt und durch einen breiten Goldring gezogen, fiel in verschwenderischer Fülle bis zu ihrer Taille herunter.
    In beiden Ohrläppchen trug sie beringte Goldglocken. Sie entsprachen der gerade herrschenden Mode, die strotzende Lebenskraft barbarisch wilder Zeiten nachzuäffen. Wenn die nächste Saison einenGoldring durch die Nase vorschrieb, würde ihn diese Frau mit der gleichen Miene vornehmer Geringschätzung tragen, mit der sie Sam jetzt begutachtete.
    Sam übersah ihre Musterung. In befehlendem Tonfall sagte er: „Du kannst gleich mitkommen“ und hielt ihr seinen angewinkelten Arm hin.
    Vielleicht lächelte sie. Es ließ sich unmöglich sagen, denn sie besaß den gleichen vollen, fein geschwungenen Mund, den so viele ägyptische Büsten einst zeigten und in dessen Lippenwölbung bereits ein Lächeln lag.
    Wenn sie aber lächelte, dann geschah es voller Verachtung.
    Die Minuten dehnten sich, in denen sie auf Sam heruntersah und dabei so reglos verharrte, daß die Glöckchen in ihren durchbohrten Ohren nicht einmal klimperten.
    Denn Sam, der auf den ersten Blick die vierschrötige Plumpheit

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