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TS 54: Alle Zeit der Welt, Teil 2

TS 54: Alle Zeit der Welt, Teil 2

Titel: TS 54: Alle Zeit der Welt, Teil 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Kuttner
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schwenkte, während der Mann seine Umgebung überflog. Zweimal duckte er sich hinter Türen oder Vorhänge, und die Bildfläche wurde dunkel. Flur am Flur, die er rasch und heimlich durcheilte, gab der Film in schwindelerregender Abfoige wieder.
    Dann vergrößerte sich plötzlich die Geschwindigkeit des Trägers. Der Mann rannte. Wände ruckten auf und ab und drehten sich, wenn er um eine Ecke hastete. Die Bildfläche wurde fast schwarz. Wände glitten abwärts und blieben zurück. Ein gläserner Fahrstuhl stieg in die Höhe, endete in einem gewundenen Korridor. Der Mann huschte um eine Biegung.
    Eine neue Gittertür versperrte den Weg. Verzierungen schmückten die massiven Stäbe. Sie kamen näher und näher, dehnten sich ins Riesenhafte, verschwammen und schienen zu schmelzen. Das Objektiv der Kamera spähte hindurch und erfaßte den Raum dahinter.
    Mit rasender Schnelle spielten sich die nächsten Geschehnisse ab. Das prunkvoll ausgestattete Gemach erschien flüchtig im Bild. Zwei Männer beugten sich über einen dritten, der sich gegen seine Bezwinger zu wehren schien.
    Ubergangslos traf ein Stoß die Kamera. Das Bild flimmerte, die Flurwände schienen herniederzustürzen, die Decke tauchte auf, ein hartes, finsteres Gesicht fuhr auf das Objektiv zu, eine Hand riß einen blitzenden Gegenstand hoch.
    Das Rechteck auf der Kammerwand wurde weiß. Der Film brach ab.
    Dann setzte er von neuem ein. Das Geschehen wiederholte sich. Im Zeitlupentempo näherte sich das Objektiv den verschwimmenden Stäben. Das Gemach schälte sich heraus und nahm scharfe Umrisse an. Mit alptraumhaft langsamen Bewegungen, die den Zuschauern Gelegenheit gaben, jede Einzelheit zu verfolgen, rangen die drei Männer auf der Projektionsfläche.
    Da»Gemach war ringsum mit Kissen ausgelegt. Die Füße der Kämpfenden versanken in dem tiefen, weichen Teppich. Bis in Kopfhöhe waren die Wände mit herrlichen Samtstickereien bespannt. Keine Kanten unterbrachen die geschwungenen Linien der Möbelstücke.
    Der Mann, der sich gegen seine Bezwinger wehrte, war von hohem, schlankem Wuchs. Seine Kopfform verkörperte klassisches Ebenmaß, und selbst die krampfhaften Anstrengungen, die er unternahm, konnten seinen Bewegungen ihre Geschmeidigkeit nicht rauben.
    Seine entstellten, verzerrten Gesichtszüge ließen sich unmöglich erkennen. Blut tropfte von seiner zerbissenen Unterlippe. Unter seinen Brauen war nur mehr das Weiße seiner verdrehten Augäpfel zu sehen.
    Die beiden Wärter bemühten sich, eine Zwangsjacke über seine Arme zu streifen.
    Nach und nach gewannen sie die Oberhand. Das Zeitlupentempo verlieh dem Schauspiel die Wirkung einer Ballettgruppe und beraubte den Kampf durch seine verzerrte Wiedergabe jeder Unmittelbarkeit.
    Der schlanke Mann hämmerte mit den gefesselten Armen gegen seinen Körper, warf den Kopf zurück und lachte wild und lautlos, während Blutfäden über sein Kinn rannen. Übergangslos machte das irre Gelächter einem neuen Tobsuchtsanfall Platz. Der Rasende warf sich zur Seite und riß einen seiner Peiniger mit zu Boden. Der andere bückte sich; dann schwankte das Bild, tanzte nach oben, und der Film brach ab.
    „Das war Blaze Harker“, unterbrach der Presser das eingetretene Schweigen. „Gib mir etwas zu trinken und gieß dir auch ein Glas voll. Du siehst aus, als hättest du’s nötig.“

 
5.
     
    „… und deshalb fordern wir unser Recht“, rief Sam von den Bildschirmen aller Kuppeln herab den versammelten Tausenden zu. „Gebt uns das Korium oder tragt die Folgen eurer Weigerung. Die Zeit des Feilschens und der leeren Versprechungen ist vorbei. Der Augenblick der Entscheidung ist gekommen. Harker. Wie lautet Ihre Antwort?“
    Unter dem ganzen Ozean herrschte atemloses Schweigen, während die Massen verfolgten, wie Sam den riesenhaft vergrößerten Kopf, auf einer Vielzahl von Fernsehschirmen vielfach wiedergegeben, umwandte und auf die Erwiderung wartete. In neunzehn der Kuppeln setzte ein vielstimmiges Murmeln ein, während die Sekunden verrannen.
    Für die Delawarekuppel aber ging es um Sein oder Nichtsein. Kein Laut zerriß die Stille in den Straßen, und vielleicht zum erstenmal seit der Errichtung der Kuppeln vernahmen aller Ohren das tiefe, gedämpfte Brummen der Bänder, die in ihren endlosen Spiralen dahinglitten.
    Zacharias Harker ließ sich ausreichend Zeit. Erst als die Spannung unerträglich zu werden drohte, gab er in seinem fernen Aufnahmeraum das Zeichen. Sams Gesicht verschwamm;

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