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TS 57: Die Irrfahrten des Mr. Green

TS 57: Die Irrfahrten des Mr. Green

Titel: TS 57: Die Irrfahrten des Mr. Green Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip José Farmer
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seiner Stelle neue Häuser errichtet: kleine Hütten, die alle völlig gleich aussahen und sich in militärisch ausgerichteten Reihen dahinzogen.
    Einen Augenblick erwog Green, ob er nicht anhalten und bei Amra vorbeischauen sollte, doch er ließ den Gedanken fallen. Sie würde ihm nur wieder mit einer Szene kommen, und Green haßte Szenen.
    Er richtete seinen Blick auf die andere Straßenseite, wo die Fronten der großen Lagerhäuser sich erhoben. Arbeiter schwärmten um sie herum, und Kräne, von Sklaventrupps bedient, hoben und senkten schwere Lastenbündel. Hier, so dachte Green, müßte sich eigentlich eine einmalige geschäftliche Chance bieten.
    Die Dampfmaschine einführen. Sie würde die größte Umwälzung bedeuten, die dieser Planet je erlebt hatte. Mit Holz geheizte Automobile würden an die Stelle der Rikschas treten. Kräne könnten dann maschinell betrieben weiden, und die Schiffe könnten mit Dampfkraft fahren. Oder vielleicht konnte man über die Xurdimur sogar Schienen legen, und die Schiffe würden abgelöst von Lokomotiven.
    Doch nein, das würde nicht gehen. Eisenschienen kosteten zu viel, und die Wilden, die die Grasebenen unsicher machten, würden sie auseinanderreißen und Waffen daraus schmieden.
    So oft er überdies dem Herzog eine neue und wirksamere Methode, eine Arbeit zu verrichten, vorschlug, stieß er auf eine undurchdringliche Mauer aus Überlieferung und Gewohnheit. Etwas Neues konnte nur dann eingeführt werden, wenn es den Göttern genehm war. Der Wille der Götter jedoch wurde von den Priestern ausgelegt, und die Priester hielten den Status Quo so eng an sich gepreßt wie ein alter Geizhals einen Besitz.
    Natürlich konnte Green der Herrschaft der Priester den Krieg erklären. doch verspürte er wenig Lust, den Märtyrer zu spielen.
    Plötzlich hörte er in seinem Rücken eine vertraute Stimme, die seinen Namen rief.
    „Alan! Alan!“
    Er duckte sich und überlegte einen Augenblick verzweifelt, ob er den Ruf einfach überhören sollte. Doch obwohl die Stimme einer Frau gehörte, war sie kräftig und durchdringend, und alle Leute in seiner Nähe hatten sich bereits umgedreht, um nach der Rufenden zu schauen. Er konnte deshalb wohl nicht gut sagen, er allein hätte sie nicht gehört.
    „ALAN, DU GROSSER BLONDER NICHTSNUTZIGER KLOTZ VON MANN, BLEIB STEHEN!“
    Widerstrebend befahl er seinem Rikschafahrer umzukehren. Der Junge grinste und gehorchte. Wie jedermann im Hafen war ihm Amra und das Verhältnis, in dem sie zu Green stand, wohlvertraut. Sie hielt ihre und Greens einjährige Tochter in den Armen. Hinter ihr standen ihre anderen fünf Kinder: ihre zwei Söhne vom Herzog, ihre Tochter von einem zu Besuch weilenden Prinzen, ihr Sohn von dem Kapitän eines Nordlandschiffes und ihre Tochter von einem Tempelbildhauer. Ihr Aufstieg, ihr Fall und ihr neuerlicher langsamer Weg nach oben verriet sich an der sie umgebenden Kinderschar; das Gruppenbild verkörperte einen Querschnitt durch die Gesellschaftsstruktur des Planeten.

 
3.
     
    Green stieg aus, befahl dem Rikschafahrer zu warten und begrüßte seine Frau mit einem Kuß, den sie leidenschaftlich, wenn auch nur kurz, erwiderte.
    „Du kannst mir nichts vormachen“, fiel sie über ihn her. „Du hattest die Absicht vorbeizufahren. Gib den Kindern einen Kuß. Was ist los mit dir, bist du meiner etwa überdrüssig? Du hast mir gesagt, du hättest das Angebot der Herzogin nur wegen der damit verbundenen Vorteile angenommen und weil du Angst hattest, sie könnte, wenn du ablehnst, sich nach einem Vorwand umsehen, dich umbringen zu lassen. Nun, ich habe dir geglaubt, wenigstens zur Hälfte geglaubt, aber damit hat es sich, wenn du an deinem Haus vorbeizuschleichen versuchst wie eben jetzt. Was ist los? Bist du ein Mann oder bist du keiner? Hast du Angst, einer Frau ins Auge zu sehen? Schüttle nicht den Kopf. Du bist ein Lügner! Vergiß nicht, Grizquetr zu küssen. Du weißt, wie empfänglich er für Zärtlichkeiten ist, und er betet dich an. Und sag jetzt bloß nicht, daß in deiner Heimat erwachsene Männer keine so großen Jungen küssen. Das ist albern. Wir sind hier nicht in deiner Heimat. Wie kalt und lieblos müssen die Menschen dort sein. Und selbst wenn wir dort wären, könntest du eine Ausnahme machen und dem Jungen ein bißchen Freundlichkeit zeigen. Komm mit nach Hause, und ich gebe dir ein Glas von diesem wunderbaren Chalousmawein, der vor ein paar Tagen eingetroffen ist …“
    „Bei den Göttern, Amra“,

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