Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
TS 58: Das Raumschiff der Verbannten, Teil 1

TS 58: Das Raumschiff der Verbannten, Teil 1

Titel: TS 58: Das Raumschiff der Verbannten, Teil 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Mahr
Vom Netzwerk:
grunzte befriedigt. „In Ordnung, Leinster! Kommen Sie herauf!“
    Etwa eine Minute verging, bevor Hobbes auf ein Lichtsignal an der gegenüberliegenden Wand hin die Tür auffahren ließ. Aus derFinsternis des Ganges kam das Gesicht zum Vorschein, das Hobbes zuvor auf dem Bildschirm gesehen hatte: Gus Leinsters Gesicht.
    Leinster trat herein – mit kräftigem Schritt und offenbar auch sonst sehr selbstbewußt. Sein Alter war schwer zu schätzen, wie von den fünf Männern die beiden feststellten, die Leinster nie zuvor gesehen hatten. Man konnte mit Bestimmtheit nur eines sagen: Leinster war zwischen fünfundzwanzig und fünfundvierzig Jahre alt.
    „Kommen Sie näher, Leinster!“ forderte Hobbes auf.
    Hobbes sah zur Seite.
    „Murrison – geben Sie ihm einen Stuhl!“
    Murrison griff zur Seite, hob den Stuhl über den Tisch hinweg und streckte ihn Leinster hin. Leinster stellte ihn in den Schwerpunkt des Hufeisens und setzte sich.
    „Ich höre!“ sagte er und sah Hobbes dabei an.
    Hobbes kniff die Augen zusammen. Er war Leinsters Art zu sprechen nicht gewöhnt – und so, wie die Dinge standen, würde er auch keine Zeit mehr haben, sich daran zugewöhnen. Noch schlimmer: er konnte es sich nicht einmal leisten, Leinster zurechtzuweisen. Im Augenblick gab es, soweit die Macht der Erde reichte, keinen Menschen, der für die INTERCOSMIC wichtiger gewesen wäre als Gus Leinster.
    „Wir haben Sie durchgebracht, Leinster“, begann Hobbes.
    Leinster rührte sich nicht. Hobbes erwartete eine rasche Antwort, aber es kam keine.
    „Sie sollten sich darüber freuen, Leinster“, mahnte Hobbes.
    Leinster verzog das Gesicht.
    „Wenn ich Sie ansehe, Hobbes“, antwortete er gedehnt, „dann weiß ich, daß die Sache einen Pferdefuß hat. Erzählen Sie mir davon, dann werde ich sehen, ob ich mich freuen kann.“
    Hobbes starrte eine Weile vor sich hin auf die Tischplatte. Als er den Kopf wieder hob, sah er anders aus als zuvor: hilflos, ein wenig zornig und ein bißchen verlegen.
    „Wir haben Helmer nicht ausbooten können“, sagte er leise.
    Leinster rührte sich auch jetzt noch nicht. Er ließ eine gewisse Zeit verstreichen, bevor er fragte:
    „Warum nicht?“
    Hobbes ruckte ein Stück in die Höhe und war drauf und dran, Leinster anzuschreien, daß ihn die Gründe einen Dreck angingen. Im letzten Augenblick besann er sich jedoch und preßte zwischen den Zähnen hindurch:
    „Weil die INTERCOSMIC kein Geld mehr hat. Helmer wird Erster Offizier auf der GLORIOUS.“
    Hobbes und die andern vier zuckten zusammen, als Leinster aufstand und den Stuhl mit den Kniekehlen scharrend über den Boden stieß.
    „Na schön. Dann hat die GLORIOUS also nur einen Ersten Offizier, aber keinen Kommandanten“, sagte er.
    Er sagte es beiläufig. So, als gehe es ihn nichts an. Er ging an seinem Stuhl vorbei zur Tür und blieb stehen.
    „Machen Sie auf!“ befahl er Hobbes, ohne ihn anzusehen.
    Aber Hobbes rührte keinen Finger. Es sah so aus, als habe Leinsters Halsstarrigkeit ihm dazu verholfen, sein Selbstbewußtsein wiederzufinden.
    „Sie setzen sich jetzt wieder hin, Leinster, und lassen vernünftig mit sich reden!“ knurrte er. „Oder glauben Sie, der Vorstand des Aufsichtsrates der INTERCOSMIC sei ein Verein, den Sie behandeln können wie einen Haufen besoffener Matrosen?“
    Leinster wandte sich langsam um und machte ein verwundertes Gesicht.
    „Sie kennen die Abmachungen, nicht wahr?“ fragte er. „Entweder Helmer oder ich … aber nicht Helmer und ich!“
    „Sie sind der Kommandant!“ bellte Hobbes.
    „Und Helmer sabotiert meine Befehle!“ bellte Leinster zurück.
    Immerhin kam er wieder in die Mitte des Raumes und setzte sich auf den Stuhl. Er sah, wie Hobbes aufs neue zum Sprechen ansetzte, und fuhr ihm dazwischen:
    „Auf einem ganz billigen Schiff – zum Beispiel auf einem, das zwischen Erde und Mars oder Mars und Ganymed hin- und herpendelt – führt es zur Katastrophe, wenn Kommandant und Erster Offizier nicht aufeinander eingespielt sind und möglichst in allen Fällen der gleichen Meinung.
    Was, glauben Sie, passiert einem Schiff, das eine zehnjährige Reise über mehrere tausend Lichtjahre hinweg machen soll, wenn nicht nur von einer Übereinstimmung zwischen Kommandant und Erstem nicht die Rede sein kann, sondern die beiden sogar ausgesprochene Feinde sind?“
    Er lehnte sich zurück, und Hobbes stellte erstaunt und befriedigt fest, daß man jetzt sogar dem kalten Leinster die Erregung ansah.
    „Das ist

Weitere Kostenlose Bücher