TS 67: Der Held des Universums
weniger hatte er für die rastlos drängenden Menschenmassen übrig, die die überfüllten Städte bevölkerten.
Und ringsum geschahen verbotene Dinge – nicht wie im Falle Quellens der entschuldbare Versuch, einer unerträglichen Existenz zu entrinnen, sondern böse, unverzeihliche Dinge.
Wie dieser Lanoy zum Beispiel, dachte Quellen und fuhr in Gedanken mit dem Finger über den Zettel in der Tasche. Wie er es nur fertigbrachte, seine Tätigkeit, worin auch immer sie bestehen mochte, vor seinen Zimmergenossen zu verbergen? Und er war doch bestimmt kein Angehöriger von Klasse Dreizehn.
Quellen fühlte ein seltsames Gefühl der Einheit mit diesem Lanov. Auch er setzte sich über die Spielregeln hinweg. Vielleicht würde es ganz interessant sein, seine Bekanntschaft zu machen. Und dann ging Quellen weiter.
3.
Brogg rief ihn an und hetzte ihn in Windeseile ins Büro zurück. Quellen fand seine beiden Assistenten in Gesellschaft eines dritten Mannes vor, eines eckigen, schäbig gekleideten Burschen mit gebrochener Nase, die wie ein Raubtierschnabel aus seinem Gesicht vorsprang. Brogg hatte das Sauerstoffventil auf Höchstleistung geschaltet.
„Das ist also der Bursche?“ fragte Quellen. Es war wirklich kaum vorstellbar, daß dieser jämmerliche Prolet – offenbar zu arm, um sich eine Plastikbehandlung für seine Nase leisten zu können – die treibende Kraft hinter den Springern sein sollte.
„Das kommt darauf an, was für einen Burschen Sie meinen“, sagte Brogg. „Sagen Sie dem Kriposek, wer Sie sind“, sagte er dann und stieß den Proleten unsanft mit dem Ellbogen.
„Brand heiß’ ich“, sagte der Prolet mit dünner, seltsam hoch klingender Stimme. „Klasse Vier. Ich habe nichts Böses gewollt, Sir – er hat mir nur ein Haus für mich ganz allein versprochen, und einen Job und frische Luft …“
Brogg brachte ihn zum Schweigen. „Wir haben diesen Burschen in einer Trinkhalle erwischt. Er hatte ein oder zwei zuviel intus und sagte jedem, er würde bald einen Job haben.“
„Das hat der andere auch gesagt“, murmelte Brand. „Ich sollte ihm nur dreihundert Kredite geben, dann wollte er mich an einen Ort schicken, wo jeder seinen Job hatte. Und ich sollte dann auch meiner Familie Geld schicken können. Das klang so schön, Sir.“
„Und wie hieß dieser andere?“ fragte Quellen scharf.
„Lanoy, Sir.“ Quellen zuckte förmlich zusammen, als er den Namen hörte. „Jemand gab mir das und sagte, ich sollte mit ihm Verbindung aufnehmen.“
Brand streckte einen zerknitterten Zettel hin. Quellen entfaltete ihn und las: Keine Arbeit? Sprich mit Lanoy. „Sehr interessant.“ Er griff in seine eigene Tasche und holte den Zettel heraus, den der mürrisch blickende Mann ihm auf der Rampe gegeben hatte. Keine Arbeit? Sprich mit Lanoy. Sie waren völlig identisch.
„Lanoy hat eine ganze Menge von meinen Freunden dorthin geschickt“, sagte Brand. „Er sagte mir, es ginge ihnen allen gut, und sie seien glücklich dort, Sir …“
„Wohin schickt er sie denn?“ fragte Quellen sanft.
„Ich weiß nicht, Sir. Lanoy sagte, das würde er mir erst sagen, wenn ich ihm die dreihundert Kredite gegeben hätte. Ich habe mein Sparkonto abgehoben. Ich war gerade auf dem Weg zu ihm und wollte vorher noch schnell einen Schluck trinken, da …“
„Da fanden wir ihn“, sprach Brogg den Satz für ihn zu Ende. „Und er sagte jedem, der es hören wollte, daß er auf dem Weg zu Lanoy sei, der ihm einen Job versprochen habe.“
„Hm. Wissen Sie, was ein Springer ist, Brand?“
„Nein, Sir.“
„So – schon gut. Bringen Sie uns zu Lanoy?“
„Das kann ich nicht. Das wäre nicht anständig. Alle meine Freunde …“
„Und wenn wir Sie zwingen würden, uns zu Lanoy zu bringen?“ fragte Quellen.
„Aber er wollte mir doch Arbeit verschaffen. Bitte – ich kann doch nicht. Bitte, Sir.“
Brogg sah Quellen an. „Lassen Sie es mich versuchen“, sagte er. „Lanoy wollte Ihnen Arbeit verschaffen, sagen Sie? Für dreihundert Kredite?“
„Ja, Sir.“
„Und was wäre, wenn wir Ihnen ohne Bezahlung Arbeit verschaffen? Ganz umsonst – Sie bringen uns zu Lanoy und schicken Sie dorthin, wohin er sie auch schicken wollte – nur daß es bei uns nichts kostet. Und Ihre Familie schicken wir auch mit.“
Quellen lächelte. Brogg war ein viel besserer Psychologe als er, das mußte der Neid ihm lassen.
„Das wäre fair“, sagte Brand. „Gut – ich bringe Sie hin. Ganz richtig kommt es mir ja
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