TS 73: Der Letzte der Navajos, Teil 1
bleibe auf meiner“, antwortete er kurz. „Ich suche bestimmt keinen Ärger.“
Der andere ritt davon, und Storm sah sich nach Gorgol um, der den Rückzug beobachtet hatte. Der Norbie ritt neben den Tiermeister und sah ihn mit unmißverständlich fragendem Blick an, während er signalisierte:
„Er forderte dich heraus, aber er kämpfte nicht – warum?“
„Frag mich – ich weiß genau so wenig wie du“, sagte Storm laut und wechselte dann zu der langsameren Zeichensprache über. „Ich weiß nicht. Aber er mag Norbies nicht –“ Er hielt es für richtig, den Jungen zu warnen. Es konnte ihn vor Unannehmlichkeiten von Seiten des Raufboldes bewahren.
„Das wissen wir. Er glaubt, wir stehlen Pferde – verstecken und dann finden sie für Larkin. Vielleicht das guter Trick für Nitra – für wilde Männer aus den Bergen. Nicht für Krotags Männer. Wir machen Vertrag mit Larkin – wir halten Vertrag!“
„Jemand hat Pferde versteckt, hat Yoris geschickt, sie zu jagen“, bemerkte Storm.
„Das richtig. Kann sein Banditen. Viele Banditen in Bergen. Nicht Norbies, aber überfallen Leute auf Norbieland. Norbies kämpfen – töten!“
Gorgol trieb sein Pferd hinter der sich langsam entfernenden Gruppe wieder eingefangener Rosse her, und Storm folgte ihm in einigem Abstand. Der Terraner war aus einem ganz bestimmten Grund nach Arzor und in den Basin-Distrikt gekommen. Er wollte auf keinen Fall in anderer Leute Streitigkeiten verwickelt werden. Die Sache mit Larkins Pferden war nun einmal geschehen, und Storm mußte dem Händler schon helfen, aber er hatte keinesfalls die Absicht, seinen Streit mit Bister fortzusetzen oder sich in einen Kampf zwischen den Siedlern und den Norbies hineinziehen zu lassen.
Der Regen, der schon lange gedroht hatte, brach an diesem Abend mit wildem Donnerrollen los. Nach dem ersten, wütenden Toben mäßigte er sich zu einem steten, alles durchweichenden Landregen. Und von nun an hatten Larkins Reiter keine Zeit mehr, an irgend etwas anderes zu denken als an die Herde und an den Weg mit seinen Hindernissen.
Surra kroch auf dem Wagen unter eine Zeltplane und gesellte sich zu den Meerkatzen. Grollend tat sie ihre eigensinnige Abneigung gegen jedes feuchte Abenteuer kund, und selbst Baku suchte Schutz vor dem Regen. Die ständige Feuchtigkeit, die von oben kam, war neu für das Team, und sie verabscheuten sie, ein Gefühl, das Storm teilte, während er – bis zu den Knöcheln im Schlamm – half, die sumpfigen Stellen des Pfades mit Zweigen und Gras auszufüllen oder in das wirbelnde Wasser eines Flusses ritt, um losgerissene Pferde mit dem Lasso zu fangen und sie an einer Reihe von Stöcken entlang über den Fluß zu führen, die die Norbies zur Kennzeichnung einer mehr als fragwürdigen Furt in den Boden gerammt hatten.
Am Ende des zweiten Tages hatte der Terraner das sichere Gefühl, daß sie nicht eine Meile weit gekommen wären, wenn die eingeborenenScouts ihnen nicht geholfen hätten. Der Schlamm schien die drahtigen, auf freier Wildbahn aufgewachsenen Pferde der Norbies nicht zu ermüden, obwohl die Tiere, die nicht von diesem Planeten stammten, ständig steckenblieben. Und auch die Eingeborenen selbst zeigten keinerlei Müdigkeit, wenn sie mit wurfbereiten Lassos oder einer Ladung Buschwerk für die Schlammlöcher unermüdlich hin- und herritten.
Am dritten Tag klärte es sich endlich auf, und es wurde bekanntgegeben, daß man in zwei weiteren Reisetagen die Stadt erreichen würde, in der die Auktion stattfand – eine Nachricht, die alle mit Erleichterung begrüßten.
4.
Der Boden hatte das Wasser wie ein Schwamm aufgesogen. Und jetzt lockten die heißen Strahlen der Sonne so üppiges Grün hervor, wie es Storm in dieser dürren Landschaft kaum für möglich gehalten hätte. Mit Mühe mußte man die Pferde vom Grasen abhalten, damit sie nicht krank wurden, und Storm mußte ständig Ho und Hing im Auge behalten, die sich damit vergnügten, die lockere Erde umzugraben. Es war kaum zu glauben, daß dieses Land nach sechs Wochen fast wieder eine Wüste sein würde.
„Hübsch, nicht?“ Dort trieb sein Pferd einen kleinen Hügel hinauf und gesellte sich zu Storm. Der gelb-grüne Grasteppich vor ihren Füßen war mit Büscheln weißer, goldener und roter Blumen betupft. „Aber in einem Monat –“ er schnippste mit den Fingern, „– ist alles trocken und verblüht. Nur Sand und Felsen, ein paar Dornbüsche und sonst nichts. Das Land hier wechselt das Aussehen
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