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TS 73: Der Letzte der Navajos, Teil 1

TS 73: Der Letzte der Navajos, Teil 1

Titel: TS 73: Der Letzte der Navajos, Teil 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Norton
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die untere Gesichtshälfte gezogen hatte, erkannte der Terraner Gorgol, den jüngsten der Scouts, die Larkin angeworben hatte.
    „Viel Staub!“ Der Eingeborene machte aus Rücksicht auf den Anfänger die Zeichen nur langsam.
    „Wolken – über Berg – kommt Regen?“ signalisierte Storm zurück.
    Der Norbie blickte über seine schmale Schulter nach hinten zu den roten Bergen hinüber, die jetzt östlich von ihnen aufragten.
    „Regen kommt – dann Schlamm …“
    Storm wußte, daß Larkin den Schlamm fürchtete. In diesen wüsten Landstrichen konnte Regen, die schweren Wolkenbrüche im Frühling, den Boden in einen zähen Morast mit gefährlichen moorigen Stellen verwandeln.
    „Du Krieger von Vogeltotem!“ Das war eine Feststellung, keine Frage. Der junge Norbie ritt mit lässiger Eleganz und paßte den Schritt seines etwas kleineren, schwarz-weißen Reittieres dem Schritt Rains an, bis er neben dem Tiermeister dahingaloppierte, als übten sie für eine Galavorstellung.
    Storm nickte. Gorgols Linke wanderte an eine Schnur um seinen Nacken, an der zwei gebogene Gegenstände hingen, schwarz und glänzend. Mit leichter Verlegenheit ließ der Eingeborene seine Hand wieder sinken und signalisierte:
    „Ich noch nicht Krieger – ich nur Jäger. War in hohen Bergen und tötete bösen Vogel.“
    Storm stellte die erwartete Frage. „Einen bösen Vogel? Ich nicht von Arzor – ich kenne bösen Vogel nicht.“
    „Groß!“ Der Norbie spreizte die Finger so weit es ging, zum Zeichen für ungewöhnliche Größe. „Vogel – böser Vogel. Jagt Pferde – jagt Norbie – tötet!“ Mit Daumen und Zeigefinger machte er das ausdrucksvolle Zeichen für plötzlichen und gewaltsamen Tod. Dann hob er die Hand wieder und berührte die Trophäe, die auf seiner geharnischten Brust baumelte.
    Storm streckte höflich fragend die Hand aus, und der Junge nahm die Schnur vom Hals und reichte sie dem Terraner zum Begutachten. Die beiden Gegenstände, die an der Schnur hingen, waren unzweifelhaft Vogelkrallen. Und wenn man Bakus Krallen im Verhältnis zu seiner Größe von vierunddreißig Zoll zum Vergleich nahm, mußte das Wesen, dem sie gehört hatten, wirklich unheimlich groß gewesen sein, denn jede Kralle war so lang wie Storms Hand vom Gelenk bis zur Spitze des längsten Fingers. Er reichte die Kette ihrem stolzen Besitzer zurück.
    „Du großer Jäger“, nickte Storm eifrig, um seine Fingerzeichen zu unterstreichen. „Böser Vogel sicher schwer zu töten!“
    Gorgols Gesicht war zwar halb von der Tuchmaske bedeckt, aber seine ganze Haltung drückte Stolz aus, als er antwortete.
    „Ich töten zu beweisen, ich Mann. Noch nicht Krieger – aber Jäger, ja.“
    Und er hat allen Grund, stolz zu sein, dachte Storm. Wenn dieser Junge das Ungeheuer, das er beschrieb, getötet hatte, als er allein auf Jagd war – und er hatte von Dort genug über die Bräuche der Norbies gelernt, um zu wissen, daß der Charakter der Eingeborenen keine Aufschneiderei zuließ – hatte er weiß Gott das Recht, den Titel Jäger zu beanspruchen.
    „Du sein Urok-Züchter?“ fuhr der Norbie fort.
    „Nein. Ich habe kein Land, keine Herde.“
    „Werde Jäger. Töte bösen Vogel – töte Yoris – verkauf die Häute.“
    „Ich Fremder“, erklärte Storm. Er machte die Zeichen sehr langsam, als er sich kühn daran versuchte, auch kompliziertere Gedanken auszudrücken. „Norbies jagen auf Norbieland – darum Männer von anderer Welt jagen nicht.“
    Das Jagdgesetz war eines der wenigen Gesetze, auf dessen Einhaltung die sonst nicht sehr scharf durchgreifende Regierung von Arzor genauestens bedacht war. Das hatte man dem Terraner schon in der Zentrale und später noch einmal am Raumhafen warnend vor Augen gehalten. Die Rechte der Norbies wurden geschützt. Herdentreiber konnten Yoris oder andere Raubtiere töten, wenn sie die Herde angriffen, aber alle Tiere, die in den Bergen oder in den von Eingeborenen besiedelten Ebenen lebten, waren für die Siedler tabu.
    Gorgol protestierte. „Du Krieger von Vogeltotem – Krotags Volk Vogeltotem – du jagst auf Krotags Land – niemand sagt nein!“
    Ganz tief in Storms Gemüt rührte sich etwas, ein Gefühl, das an jenem Tag eingefroren war, als er nach drei gefahrvollen Monaten hinter feindlichen Linien zurückgekommen war, um zu entdecken, daß er keine Heimat mehr hatte. Unruhig rutschte er auf seiner Satteldecke hin und her, und auch Rain schnaubte nervös, als hätte auch er das schmerzvolle Ziehen

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