TS 73: Der Letzte der Navajos, Teil 1
nach den Sternen griffen.“
„He!“ Larkins Ruf galt ihnen beiden. „Reitet einen Kreis, ihr beiden. Wir wollen hier unser Lager aufschlagen!“
Storm ritt nach rechts, Dort nach links. Das Lager hier aufschlagen hieß, daß sie morgen am späten Nachmittag in die Stadt kommen würden. Larkin wollte, daß die Pferde bei der Auktion ausgeruht waren. Beim Reiten dachte Storm nach. Brad Quade hatte also einen Sohn, eine Tatsache, die Storms Pläne änderte. Er hatte vorgehabt, Quade gegenüberzutreten, wann und wo er ihn fand, um ihren Streit auszutragen, und das hatte er auch jetzt noch vor. Natürlich! Warum sollte die Neuigkeit, daß sein Feind eine Familie besaß, einen Unterschied machen? Storm schob die letzte Frage unbeantwortet beiseite.
Er erledigte seine Pflichten mit der üblichen Geschicklichkeit, froh, nicht untätig dasitzen zu müssen. Die anderen Männer waren in festlicher Stimmung. Selbst die Norbies zwitscherten untereinander und machten keine Anstalten, das Lager zu verlassen, als sie ihren Lohn ausbezahlt bekommen hatten. Hier würden sich die Männer trennen – die ehemaligen Soldaten, die sich am Raumhafen dem Treck angeschlossen hatten, ritten jetzt weiter zu ihren eigenen Ranches oder ließen sich von den großen Grundbesitzern, die an der Auktion teilnahmen, da sie auch eine inoffizielle Arbeitsvermittlung war, in Dienst nehmen. Dies war einer von den beiden großen Treffpunkten, die die Monotonie des Lebens auf dem Land unterbrachen und war eine Mischung von Geschäft, Jahrmarkt und Ausstellung, die die Bevölkerung der ganzen Umgegend anlockte.
„Storm.“ Larkin setzte sich neben den Terraner, der mit gekreuzten Beinen am Feuer hockte. Die Meerkatzen tollten um ihn herum, und Surra lag träge hinter ihm und machte Toilette, indem sie sich die Pfoten leckte. „Hast du vor, Land aufzunehmen? Dir steht ja ein schönes Stück zu.“
„Noch nicht. Dort sprach über das Land am Staffafluß – oben bei den Bergen. Vielleicht reite ich hin und seh’s mir mal an.“ Eine Ausrede ist so gut wie die andere, dachte der Tiermeister resigniert.
Larkin strahlte. „Das ist gutes Weideland – das Land bei den Bergen. Ich habe selbst auch schon daran gedacht. Ich habe bis jetzt mit dem Importieren von Pferden eine schöne Stange verdient. Aber jetzt hört das wohl auf. Man holt nicht mehr so viele von anderen Planeten. Sicher, wir können auch auf Argol welche kaufen, aber die sind ungeeignet fürs Herdentreiben. Die alte Terra-Rasse gibt’s nicht mehr, und da hab’ ich mir einen Plan zurechtgelegt.
Ich möchte mir gerne ein paar gute Tiere als Grundstock zusammensuchen – ein paar von denen, die wir hier in der Herde haben, und ein paar, die schon seit mindestens zwei Generationen auf Arzor gezüchtet werden, und dann noch einige von den Norbies. Die will ich kreuzen und sehen, ob ich nicht etwas Neues dabei herausbringe – ein Pferd, das weniger Wasser braucht, von Gestrüpp leben und Uroks treiben kann und nicht am Abend umkippt, wenn es den ganzen Tag hat traben müssen. Du, mein Junge, verstehst es wunderbar, mit Tieren umzugehen. Reite du nur hin und sieh dir das Bergland an. Wenn du willst, kannst du mich hier bei der Herbstauktion treffen und wir können uns überlegen, ob wir die Sache zusammen machen.“
Wieder dieses Ziehen tief innen, wieder ein Stoß gegen die Mauer, die er um sich errichtet hatte. Dreimal war Storm nun eine Zukunft geboten worden – von Gorgol, von Dort und jetzt von Larkin. Er machte eine nervöse Bewegung und machte wieder einmal von der Ausweichtaktik Gebrauch, die er in der Zentrale zu seinem Schutz entwickelt hatte.
„Laß mich erst das Land sehen, Larkin. Wir besprechen dann alles im Herbst.“
Aber lange bevor der Herbst kam, würde er Brad Quade treffen – Brad Quade und vielleicht seinen Sohn Logan obendrein.
Um seinen eigenen Gedanken zu entrinnen, ließ Storm sich von Dort überreden, der Stadt einen abendlichen Besuch abzustatten. Er ließ sein Team im Lager zurück und ritt mit Larkin, Lancin und Ransford in den Ort, der ihn in großes Erstaunen setzte, so sehr unterschied er sich von anderen Ansiedlungen.
Siedlungen auf Arzor wie diese hier waren jetzt fast hundert Terrajahre alt, und doch war da eine Art rauher Neuheit in ihrer Atmosphäre, die Storm noch nie zuvor erlebt hatte. Zwischen dem halbjährlichen Wirbel während der Auktionswoche glich Irrawady Crossing einer Geisterstadt, obwohl es in einem Gebiet von mehreren tausend
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