TS 80: Spähtrupp der Vergangenheit
glaubte nicht, daß es Rancher waren. Aber sie trugen die robuste, zweckmäßige Kleidung von Männern, die das Leben im Freien gewöhnt sind und schienen auch vom Bau eines Lagers einiges zu verstehen.
Der ,Kopter’ war das allerneueste Modell seines Typs. Im Schatten einer kleinen Baumgruppe konnte Travis Schlafsäcke erkennen. Grabwerkzeuge, irgendwelche Geräte, aus denen man schließen konnte, daß es sich um Prospektoren handelte, gab es nicht. Dann kam der Mann vom Tümpel zurück, setzte seinen gefüllten Eimer neben dem Feuer ab und ließ sich im Türkensitz vor einem großen Bündel nieder, das er aus seiner Segeltuchhülle zu schälen begann. Je länger Travis zusah, desto stärker wurde seine Überzeugung, daß es sich dabei um ein Funkgerät neuesten Typs handeln mußte.
Der Mann schob langsam den Antennenstab in die Höhe, als Travis seinen Mustang schnauben hörte. Uralter Instinkt, dessen er sich nicht bewußt wurde, ließ ihn auf den Knien, mit schußbereiter Büchse in der Hand, herumfahren. Aber er blickte geradeswegs in die Mündung einer anderen Waffe, die unverrückbar auf ihn gerichtet war.
„Fallenlassen!“ Dem Ton des Mannes war anzuhören, daß er gewohnt war, Gehorsam zu finden. Travis tat, was man von ihm verlangte und ließ die Waffe über den Oberschenkel auf den Kies sinken.
„Aufstehen. Bißchen fix. Da hinunter …“ Diese Folge von Befehlen wurde mit sanfter Stimme und gleichmäßigem Tonfall gesprochen, was Travis den blauäugigen Fremden, der so plötzlich vor ihm aufgetaucht war, noch unheimlicher erscheinen ließ.
Er erhob sich, wandte sich zum Abhang und ging mit erhobenen Händen hinunter. In was für ein Wespennest er hier getreten war, wußte Travis nicht, aber daß es sich um etwas Wichtiges – und Gefährliches – handelte, daran bestand für ihn nicht der geringste Zweifel.
Der Mann am Lagerfeuer und der Mann an dem Funkgerät musterten ihn ruhig, als er näher kam. Sie schienen ihm irgendwie anders als die weißen Rancher, die er in diesem Distrikt kannte. Aber der Mann am Lagerfeuer –!
Travis musterte ihn. Er mußte ihn schon einmal unter völlig anderen Begleitumständen gesehen haben!
„Wo hast du denn den aufgegriffen, Ross?“ fragte der Mann am Funkgerät.
„Lag dort oben am Hang und hat uns zugesehen“, erwiderte der mit Ross bezeichnete Mann, der Travis gefangengenommen hatte.
Der Mann am Lagerfeuer stand auf und trat auf die beiden zu. Er war von den drei Fremden der älteste. Seine Haut hatte einen tiefen Bronzeton, der mit den stahlblauen Augen stark kontrastierte. Sein ganzes Auftreten zeigte Würde, so daß Travis keine Sekunde daran zweifelte, in ihm den Leiter der kleinen Gruppe vor sich zu haben. Aber warum stellte er sich sein Gesicht nur immer mit einem schwarzen Viereck vor?
„Apache.“ Das war eine Feststellung, keine Frage. Heutzutage gab es nur wenige Leute, die sich die Mühe machten, ja, die überhaupt in der Lage waren, einen Apachen von einem Hopi oder einem Navajo oder einem Ute zu unterscheiden.
„Rancher?“ Diesmal war es eine Frage, und Travis beantwortete sie wahrheitsgemäß.
„Reiter für die Double A Ranch.“
Der Mann am Funkgerät hatte eine Landkarte entfaltet. Jetzt fuhr er mit dem Zeigefinger einer Linie nach und nickte.
„Das ist die nächste Ranch im Osten. Aber hier draußen in der Wüste kann er doch nicht von der Herde abgekommene Tiere suchen.“
„Gutes Wasser.“ Der andere wies in Richtung auf den Tümpel. „Die Alten haben es schon gekannt.“
Das war wieder eine Art von Frage. Travis stellte erstaunt fest, daß er automatisch darauf antwortete.
„Ja, aber nicht nur die Alten.“ Er rätselte immer noch daran herum, wo er das hagere Gesicht dieses Mannes schon einmal gesehen hatte. Das schwarze Rechteck darum – ein Rahmen’ Ein Bilderrahmen! Und das Bild hatte über dem Schreibtisch von Dr. Morgan in der Universität gehangen.
„Ja, Sie wissen auch davon …“ Wieder einer dieser abschätzenden Blicke. Wahrscheinlich versuchten diese graublauen Augen jetzt die Gedanken zu durchdringen, die sich hinter seiner Stirn bewegten. Dr. Morgans Zimmer – aber hinter dem Bild dieses Mannes war eine Stufenpyramide zu sehen gewesen.
„Ganz richtig“, antwortete er abwesend.
„Die Frage ist jetzt nur, Mac“ – das war der Mann am Funkgerät – „was wir mit ihm jetzt anfangen? Was meinst du, Ashe? Legen wir ihn auf Eis?“ Er deutete mit dem Daumen auf die Ruinen.
Ashe! Dr. Gordon
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