TS 85: Endstation Zukunft
Kohle.“ Dann drehte er sich um und versenkte sich wieder in seine Berechnungen.
*
Sie waren bereits zwanzig Minuten mit dem Raupenfahrzeug unterwegs. Davis saß am Steuer und hielt eine Dauergeschwindigkeit von achtzehn Stundenkilometern ein. Dr. Jackson, der neben ihm saß, machte sich ab und zu Notizen und sprach mit Pegram, der in der Unterkunft am Funkgerät saß. Holt saß oben auf dem Fahrzeug, in dem „Krähennest“ und bediente die Filmkamera.
„Base One, hier Fahrzeug“, sagte Jackson gerade in sein Mikrophon. „Gegenwärtiger Standort vier Kilometer südlich von Ausgangspunkt. Fahrt bisher ohne besondere Vorkommnisse. Zur Information von Professor Jantz: in manchen Vertiefungen liegt der Staub etwas höher, offensichtlich ein Zeichen, daß das Zeug irgendwann dorthin getrieben wurde.“
„Fahrzeug, hier Base One. Professor Jantz hat den Seismographen aufgebaut. Er möchte eine Sprengung, wenn ihr etwa zehn Kilometer entfernt seid. Gebt uns Nachricht, wenn ihr soweit seid.“
„Base One, hier Fahrzeug. Wir werden mit Vergnügen das erste künstliche Mondbeben verursachen. Benachrichtigung erfolgt fünf, ich wiederhole, fünf Minuten vor Zündzeit.“
„Was mich persönlich betrifft“, meinte Davis, „ist mir die Sache ziemlich piepegal. Das einzige, was mich überraschen könnte, wäre etwas, was sich hier bewegt.“
In diesem Augenblick hörten sie Holts Stimme in ihren Kopfhörern. „Haltet sofort und kommt schnell ins Freie!“
Davis trat ruckartig auf die Bremse. „Was ist denn los?“ wollte Jackson von Holt wissen.
„Los, kommt raus und erklärt es mir doch, wenn ihr könnt!“ lautete Holts geheimnisvolle Antwort. Er selbst war unterdessen von seinem Beobachtungssitz heruntergeklettert.
„Was haltet ihr davon?“ fragte Holt mit unterdrückter Erregung, als sie neben ihm standen.
Sie starrten auf eine Reihe sauberer Fußabdrücke, die in dem Meteoritenstaub deutlich sichtbar waren. Jackson stellte seinen eigenen Fuß daneben – sein Fuß war wesentlich schmaler und fast zehn Zentimeter kürzer. Die Spur verlief in gerader Richtung auf den Krater Tycho zu, und in wenigen Metern Abstand zu ihr verlief eine zweite in umgekehrter Richtung.
„Was sollen wir jetzt tun?“ fragte Davis.
„Sei doch nicht so unbeholfen!“ sagte Jackson wütend. „Der liebe Gott hat dir nicht umsonst so eine hübsche Verzierung auf deinen Hals gesetzt. Versuch doch, sie zu benutzen!“
„Sieht beinahe so aus, als ob Professor Jantz sogar viel zu pessimistisch gewesen sei, als er organisches Leben voraussagte“, meinte Holt nachdenklich, während er die Spuren filmte.
„Irgend jemand ist aus der Richtung des Kraters hierhergekommen“, sagte Jackson beinahe zu sich selbst. „Dann ist er stehengeblieben – wahrscheinlich, um uns zu beobachten. Schließlich drehte er sich um und ging wieder. Warum wohl?“
Davis klopfte ihm auf die Schulter. „Dreh dich doch mal um …“
Sie drehten sich um und sahen in etwa vier Kilometern Entfernung das Skelett ihrer Rakete, das sich glitzernd von den Felsen abhob.
„Na, das war aber ein kleines Begrüßungs-Komitee“, meinte Holt. „Er, sie oder es muß gesehen haben, wie wir gelandet sind.“
*
Captain Harper wandte sich an seine fünf Kameraden. „Wir haben also jetzt Dr. Jacksons Geschichte gehört und die Filmaufnahmen von den Spuren gesehen. Als nächstes müssen wir uns überlegen, was wir tun wollen … schließlich war diese Situation nicht vorauszusehen. Hat jemand einen Vorschlag?“
Professor Jantz sprach als erster. „Die Spuren weisen auf einen Zweifüßler von beträchtlicher Größe hin. Da der Mond keine eigene Atmosphäre hat, dürfen wir vermuten, daß dieses Wesen sich seine eigene schafft. Die Frage ist nur, ob wir annehmen müssen, daß es viel von der Sorte gibt?“
„Die Frage ist meiner Meinung nach, ob wir uns mit ihnen beschäftigen sollen“, meinte Dr. Holt, „oder ob wir damit lieber warten sollen, bis die nächste Rakete gelandet ist.“
„Vielleicht beschäftigen sie sich aber in der Zwischenzeit mit uns“, warf Captain Harper ein. „Dann heißt das Hauptproblem nämlich ganz anders! Dann geht es um die Frage, ob sie friedlich oder feindlich sind … Ich wollte, man hätte uns die Waffen mitgegeben, die ich angefordert hatte, anstatt uns immer wieder zu erklären, daß auf dem Mond kein Lebewesen existieren könne.“
„Machen Sie sich keine Sorgen wegen der Waffen“, sagte Dr. Holt.
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