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TS 86: Geist ohne Fesseln

TS 86: Geist ohne Fesseln

Titel: TS 86: Geist ohne Fesseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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Telekineten diejenigen unter der kleinen Gruppe, die jederzeit an jedem Ort des Alls Gegenstände bewegen konnten.
    „Das hier ist Robert Owen“, sagte McKinney laut. „Wir fanden ihn in Nairobi im Dreck eines Straßengrabens. Er beschäftigte sich damit, mit Steinen die Fenster der örtlichen Verwaltung einzuwerfen, ohne die Hand zu rühren. Ich spürte bereits am anderen Ortsende die starke Aura, die von seiner Kraft ausging. Du wirst uns viel helfen müssen, Robby!“
    Robert nickte eifrig, legte die Hände auf die Lehnen seines Sitzes und sagte laut:
    „Gerne, Daddy Carel.“ Carl McKinney lächelte. Nicht alle der Kinder verstanden die Sprache, die sich Hirne lautlos übermitteln konnten. Aber alle waren sie der Umgangssprache mächtig.
    „Du wirst der Klasse von Odette zugeteilt werden. Sie wird dir alles zeigen, was du noch brauchst, Robby“, sagte Carl leise. Wieder nickte der kleine Schwarze eifrig.
    „Du brauchst noch viel, Robby“, warf So Pak Lau ein und lächelte den Kleinen an.
    „Ich weiß – ich werde sehr viel lernen, So Pak“, sagte der Neger.
    McKinney ging weiter.
    Dave Tadros, selbstbewußt und schmächtig. Er war Amerikaner. Dave hatte große Augen, die wie schwarze, brennende Scheiben in seinem mageren Gesicht standen. Das Feuer war Daves ureigenstes Element. Er war Pyrokinetiker.
    „Du wirst ebenfalls von Odette unterrichtet werden, Davie!“
    Dave nickte zu McKinney empor.
    Eines Tages würden fremde Planeten aufflammen, Gebäude in Asche zerfallen oder Maschinen in der wilden, kontrollierten Glut subatomarer Zerstörung schmelzen. Dann würde Dave Tadros sein zerstörerisches Werk begonnen haben. Schon seit drei Jahren unterrichtete ihn Renata in der Mathematik der Dimensionen. Jetzt würde das Mädchen von ihrer Kollegin abgelöst werden.
    Kinder begreifen den Ernst mancher Situationen nicht völlig, aber sie vermögen zu ahnen, daß seltsame oder bedeutungsvolle Dinge vor sich gehen. Jedenfalls waren auch die jüngeren der achtzehn Schüler voller Aufmerksamkeit und stellten keinen Unfug an. Sie waren – So Pak hatte es einmal erklärt – niemals richtig Kinder gewesen, eher zu klein geratene Erwachsene; es hatte eine gewaltige Mühe gekostet, sie dazu zu bringen, auch einmal unvernünftig zu sein oder nur zu spielen.
    Cera Huitzinga war das treffendste Beispiel dafür.
    Cera war ein neunzehnjähriger Tibetaner, winzig und gedrungen. Er hatte die Fähigkeit eines Sehers, und er war, sobald er gelernt hatte zu reden, zu einer Kassandra geworden. Jedes der vorhergesagten Ereignisse war eingetroffen – die Menschen begannen ihn erst zu suchen, dann aber zu meiden. Er hatte zu oft und zu genau kommendes Unheil verkündet.
    Dann war er von seinen Pflegeeltern ausgenützt worden; sie ließen ihn gegen Geld arbeiten. Cera riß aus, wurde eingefangen und hart bestraft, entwischte wieder, und die nämliche Prozedur wiederholte sich. Es gab wenig Übles, das er nicht an seinem kleinen, gelben Körper gespürt hatte.
    „Cera – du wirst uns vor allen Sachen warnen, die uns schaden können. Unsere kleine Festung wird hilflos sein, wenn du nichts tust. Wirst du deine Kameraden schützen?“
    Ruhig antwortete Huitzinga, während seine Jettaugen unter den dicken Lidspalten die anderen Schüler musterten:
    „Ich werde mir Mühe geben, Carel.“ Dann schwieg er wieder.
    So Pak stand auf, steckte seinen Stein in eine der Taschen seines Oberkleides und kauerte sich vor dem Stuhl des Tibeters nieder. Er sah Cera eine volle Minute lang in die Augen, und auf diese Weise, nur durch intensiven geistigen Kontakt, schloß er Freundschaft mit dem kleinen Hellseher.
    „Siehst du etwas, was dieses Schiff betrifft, Cera?“ fragte So Pak unhörbar.
    Sofort kam die Antwort.
    „Vier schwere Quaysaschiffe werden es angreifen, noch ehe unsere Fahrt halb um ist. Sie sind zufällig in dieser Gegend der großen Schwärze.“
    So Pak nickte und drehte sich um. McKinney hatte entlang einer dünnen, schwankenden Verbindung mit dem gedanklichen Bewußtsein des Asiaten mitgehört. Er entschuldigte sich laut und verließ den Raum.
    Die Vorstellung ging weiter, eine volle Stunde lang …
    Krastman, Duatra, Howell, Rossiter, Riccini, Aldred, Lumgair, Sasson, Markus, Traverso und so fort, bis achtzehn Namen genannt worden waren.
    Später merkte auch die Besatzung, weshalb der Alarm gegeben worden war. Huitzinga hatte natürlich das Richtige vorausgesagt. Er war schließlich in der Lage, Ereignisse zu sehen, die bis

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