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TS 86: Geist ohne Fesseln

TS 86: Geist ohne Fesseln

Titel: TS 86: Geist ohne Fesseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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erstaunlichen Fähigkeiten den Sieg entschieden hatte.
    Allein?
    Diese Frage bewegte McKinney, als er neben Arno Markus, dessen Aufregung langsam abklang, durch Korridore und Liftschächte abwärts ging. Der Ire brachte den jungen Hellseher in die Viererkabine zurück, schilderte den Kindern den Kampf und verließ sie dann. Er hatte eine vorläufige Antwort auf seine Fragen bekommen – dachte er.
    Vier Türen weiter, hinter der elektronischen Schranke, die man errichtet hatte, um die Kinder und die Lehrer gegen alle Unfälle zu schützen, schlief Tadros. McKinney öffnete mit einem kurzen geistigen Befehl das Türschloß; langsam schwang die Stahlplatte auf. Tadros schlief tatsächlich, aber auf seinem schmalen Gesicht sah man deutlich die Spuren einer vorausgegangenen großen Anstrengung. Als sich die Tür wieder schloß, erlosch auch die kurze Helligkeit, die vom Korridor hereingestrahlt hatte. McKinney orientierte sich an dem geistigen Bild, das er vor Augen hatte und erreichte so das Kopfende des Bettes, ohne sich die Schienbeine anzuschlagen.
    Hinter einem Paneel flammte diffuses Licht auf und warf lange Schatten in den kleinen Raum. McKinney zog sich mit dem Fuß einen Sessel heran und ließ sich fallen.
    Daves schmaler Kopf lag auf dem Kissen. Die flammenden, schwarzen Augen hatte der Junge geschlossen; er schlief tief und traumlos. Irgend etwas würgte McKinney im Hals, Der irische Major war jetzt fast siebzig Jahre alt und hatte niemals eigene Kinder gehabt. Daß McKinney Telepath war, durfte niemand wissen – außer einigen Eingeweihten, mit denen auch dieses Geheimnis sterben würde. Daß sich hinter dem kantigen, fast grob zu nennenden Gesicht des Iren das Herz eines zärtlichen Vaters befand, hatte der Major jetzt fünfzig Jahre lang verbergen können.
    Er kannte keine Heimat außer der Erde, auf der er ein ebenso unruhiges Leben geführt hatte wie hier draußen in allen Bezirken des Raumes. Es waren ungezählte Planeten, die McKinney kannte.
    Es gab keine Mädchen mehr, die sich an den ungeschickten, rührenden Jungen erinnern konnte, der er einmal gewesen war. Und ein Mann, der Planeten bereiste und mit seinen Geisteswellen Telepathen aufspürte, konnte keine Ehe eingehen. Zumal er selbst Telepath war und es während seines langen Lebens tausendmal bewiesen hatte – zuletzt, als seine Botschaft die Hunting Bow sicher neben der Stadt Sea City auf Saragossa hatte landen lassen. Seit fünfzig Jahren war McKinney ruhelos. Die letzten Jahre würden ihm allein gehören, ihm und den Kindern … seinen Kindern, die halberwachsen zu ihm gekommen waren.
    Erst nach einem halben Jahrhundert erfüllte sich die Bestimmung dieses Mannes. Deswegen fuhr er jetzt auf der Bow nach Longhurst – dort würde er sterben.
    Dieses Kind hier, Dave Tadros, aber würde leben.
    Langsam streckte McKinney eine Hand aus und faßte nach der schmächtigen Schulter, die sich zwischen den Kissen hochgeschoben hatte. Leise rüttelte er daran.
    „Hallo, Carel!“ sagte Dave verschlafen und rieb sich die Augen.
    „Davie?“ Ein ungewohnter Ernst ließ den Jungen völlig wach werden. Er spürte mit dem Instinkt seiner Sonderbegabung, daß McKinney etwas von ihm wollte, das nicht alltäglich war.
    „War es sehr schwer, die Kraftanlage des Schiffes zu schmelzen?“
    Dave Tadros erkannte, daß es keinen Sinn mehr hatte, sich zu verstellen. Außerdem liebte er McKinney zu sehr, als daß er den Iren angelogen hätte.
    „Oh – ja, Carel. Ich mußte sie zuerst suchen, dann die Quellen finden, und dann erst konnte ich die Kurzschlüsse herbeiführen.“
    „Und nachher bist du beinahe zusammengebrochen, stimmt’s?“ fragte McKinney grollend. Seine Hand ließ die magere Schulter los.
    „Hmmmm“, nickte Dave.
    „Paß auf“, erklärte McKinney langsam. „Ich freue mich, daß du eingegriffen hast, obwohl ich es verboten hatte. Ich stand auf der Kommandobrücke und ließ Arno Markus sehen, was die Schiffe machen würden. Es war unnötig, daß du dich einmischtest. Du bist noch nicht reif genug dazu – es erfordert viel zuviel Kraft.
    Du denkst, ich bin ein Spielverderber. Nun, es scheint so. Aber – ihr alle, achtzehn Jungen und Mädchen, seid einem geistigen Zusammenbruch näher als einer normalen Entwicklung. Eure Kräfte sind alle sehr groß, aber sie müssen noch trainiert, in richtige Bahnen gelenkt werden. Hast du verstanden?“
    Der Pyrokinetiker nickte.
    „Du wolltest sagen, Carel, daß ich verrückt werden könnte, wenn ich

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