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TS 94: Sehnsucht nach der grünen Erde

TS 94: Sehnsucht nach der grünen Erde

Titel: TS 94: Sehnsucht nach der grünen Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fredric Brown
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Vine: „Heute ist ein wunderbarer Tag“, und Charlie räusperte sich und meinte: „Ja, das kann man wohl sagen.“
    Für das restliche Stück des Weges unterließ er jeden Versuch, die anderen beiden in ein Gespräch zu verwickeln und keiner sprach einWort.
     
    *
     
    Er trug graue Hosen und ein graues Hemd, mit offenem Kragen und ohne Krawatte, an der er sich hätte aufhängen können. Auch einen Gürtel hatte er nicht – aus demselben Grund. Freilich paßte ihm die Hose so gut, daß gar nicht die Gefahr bestand, sie könne ihm herunterfallen. – Wie auch nicht die Gefahr bestand, er könne versehentlich aus einem der Fenster fallen; sie waren allesamt vergittert.
    Doch er befand sich nicht in einer Zelle; dies hier war ein großer Saal im dritten Stock. Außer ihm hielten sich noch sieben andere Männer darin auf. Er musterte sie.
    Zwei waren in ein Damespiel vertieft; sie hockten am Boden, die Beine überkreuzt, dazwischen das Brett. Einer saß mitten im Raum und starrte auf nichts Bestimmtes. Zwei andere standen an einem der offenen Fenster, mit dem Gesicht zum Gitter; sie blickten hinaus, und ihre Unterhaltung verlief in ruhigen und klaren Bahnen. Einer las eine Zeitschrift. Ein anderer saß in einer Ecke und klimperte auf einem nicht vorhandenen Klavier.
    Er lehnte an der Wand und beobachtete die sieben Leute. Er befand sich jetzt zwei Stunden hier; sie erschienen ihm wie zwei Jahre.
    Das Interview mit Dr. Ellsworth Joyce Randolph hatte er glatt hinter sich gebracht; im Grunde genommen war es lediglich ein Duplikat der Unterhaltung, die er mit Irving geführt hatte. Und Dr. Randolph – wie konnte es auch anders sein? – hatte ganz offensichtlich noch nie etwas von ihm gehört.
    Das freilich überraschte ihn nicht.
    Er fühlte sich jetzt sehr ruhig. Eine Weile lang, so hatte er entschieden, würde er alles ausschalten – Gedanken, Sorgen, ja, sogar alle Empfindungen.
    Er schlenderte hinüber zu den beiden Männern, die am Boden hockten, und beobachtete das Spiel.
    Einer von den beiden sah auf und fragte:
    „Wie heißen Sie?“
    Es war eine völlig vernünftige Frage; nur – genau derselbe Mann hatte ihm während der letzten zwei Stunden bereits viermal genau dieselbe Frage gestellt.
    Er sagte: „George Vine.“
    „Heiße Bassington, Ray Bassington. Können mich Ray nennen. Sind Sie verrückt?“
    „Nein.“
    „Einige von uns sind’s, einige wieder auch nicht. Er ist’s.“ Er wies auf den Mann, der das imaginäre Klavier bearbeitete. „Spielen Sie Dame?“
    „Nicht besonders gut.“
    „Macht nichts. So, wir essen jetzt gleich. Wenn Sie irgend etwas wissen wollen, fragen Sie mich einfach.“
    „Wie kommt man hier wieder raus? Warten Sie, ich meine das nicht im Scherz oder so … Ernstlich, wie geht das vor sich?“
    „Man kommt einmal im Monat vor die Kommission. Die Leute stellen einem Fragen und entscheiden dann, ob man geht oder bleibt. Manchmal bekommt man Injektionen verabreicht. Sagen Sie, wofür sitzen Sie?“
    „Wofür? Wie meinen Sie das?“
    „Na, schwachsinnig-debil, manisch-depressiv, dementia praecox, involvierte Melancholie …“
    „Oh, das. Paranoia, schätze ich.“
    „Pech. Dann bekommen Sie Injektionen verabreicht.“
    Irgendwo läutete eine Glocke.
    „Das Abendessen“, sagte der andere Spieler. „Schon mal einen Selbstmordversuch unternommen? Oder jemand umgebracht?“
    „Nein.“
    „Dann dürfen Sie an einem A-Tisch essen, mit Gabel und Messer.“
    Das Tor des Saales wurde geöffnet. Am Eingang stand ein Wächter und rief:
    „Los geht’s. Abendessen.“
    Sie marschierten einzeln hinaus, bis auf den Mann, der mitten im Raum saß und in die Luft starrte.
    „Wie steht’s mit dem?“ fragte er Ray Bassington.
    „Er läßt die Mahlzeit heute abend aus. Manisch-depressiv; hat gerade eine seiner Depressionen. Eine Mahlzeit pro Tagdarf man auslassen; wenn man nicht zur nächsten kommt, holt und füttert man einen. Sind Sie manisch-depressiv?“
    „Nein.“
    „Dann haben Sie Glück. Muß die Hölle sein, wenn man am absteigenden Ast ist. Hier geht’s entlang, durch diese Tür.“
    Es war ein großer Raum. Männer wie er, in grauen Hosen und grauen Hemden, drängten sich um die einzelnen Tische und ließen sich auf den Bänken nieder. Ein Wächter faßte ihn am Arm, als er eintrat, und sagte:
    „Hier. Dieser Platz.“
    Es war gleich neben der Tür. Vor ihm lag ein Teller, angefüllt mit einem Eintopfgericht, und daneben ein Löffel. Er fragte:
    „Bekomme ich

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