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TS 94: Sehnsucht nach der grünen Erde

TS 94: Sehnsucht nach der grünen Erde

Titel: TS 94: Sehnsucht nach der grünen Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fredric Brown
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nicht Gabel und Messer? Man sagte mir …“
    Der Wächter schob ihn auf den Platz zu. „Probezeit, sieben Tage. Niemand bekommt hier ein Besteck, solange er unter Beobachtung steht. Setzen!“
    Er setzte sich. Keiner an seinem Tisch hatte ein Besteck. Sie alle aßen, manche schmatzend und schlampig. Er hielt den Blick auf seinen eigenen Teller gerichtet. Er schaufelte mit dem Löffel herum, und es gelang ihm, ein paar Kartoffeln und ein paar Stücke zähes Fleisch aus dem Brei herauszufischen.
    Der Kaffee war in einem Zinnbecher, und er wunderte sich darüber, bis ihm bewußt wurde, wie zerbrechlich eine gewöhnliche Schale wäre und wie tödlich eine von den schweren Tassen sein könnte, die man in billigen Restaurants benutzte.
    Der Kaffee war dünn und lau; er brachte ihn nicht hinunter.
    Er lehnte sich etwas zurück und schloß die Augen. Als er sie wieder öffnete, waren Teller und Becher vor ihm leer, und er bemerkte, wie der Mann zu seiner Linken das Essen hinabschlang. Es war derjenige, der auf dem nichtexistenten Piano gespielt hatte.
    Wenn ich einmal langer hier gewesen bin, dachte er, werde ich hungrig genug sein, um dieses Zeug zu essen. Der Gedanke, er könne noch einige Zeit hier bleiben, behagte ihm ganz und gar nicht.
    Nach einer Weile läutete abermals die Glocke, und sie alle erhoben sich, jeweils pro Tisch, wie auf ein Kommando. Dann marschierten sie hinaus. Seine Gruppe war als letzte hereingekommen; sie machte jetzt den Anfang.
    Ray Bassington war hinter ihm, als sie die Stufen zu den Schlafräumen hinaufschritten. Er sagte:
    „Sie werden sich noch daran gewöhnen. Wie hieß übrigens Ihr Name?“
    „George Vine.“
    Bassington lachte.
    Hinter ihnen wurde die Tür zugemacht und ein Schlüssel herumgedreht.
    Draußen war es bereits dunkel. Er ging hinüber zu einem der Fenster und starrte zwischen den Gitterstäben hindurch. Am Firmament leuchtete ein einzelner greller Stern; er hing knapp über der Spitze der großen Ulme im Hof. Sein Stern? Nun, er war ihm bis hierher gefolgt …
    Eine Wolke schob sich davor.
    Jemand stand neben ihm. Er wandte den Kopf und erblickte den Mann, der Klavier gespielt hatte. Er besaß ein dunkles, fremdländisch aussehendes Gesicht mit stechend schwarzen Augen; er lächelte gerade, als sei er insgeheim belustigt.
    „Sie sind neu hier, nicht wahr? Oder wurden Sie bloß in diesen Flügel versetzt, wie?“
    „Neu. Heiße George Vine.“
    „Und ich Baroni. Musiker. War es zumindest. Also – schießen Sie los. Wollen Sie irgend etwas Spezielles über diesen Ort hier wissen?“
    „Sicher. Wie man rauskommt.“
    Baroni lachte, nicht sonderlich belustigt, aber auch nicht bitter.
    „Erstens: Überzeugen Sie sie, daß Sie wieder in Ordnung sind. Zweitens … Macht es Ihnen etwas aus, mir zu sagen, was mit Ihnen los ist – oder wollen Sie nicht darüber sprechen? Einigen macht es etwas aus, anderen wieder nicht.“
    Er sah Baroni an; er war sich seiner Gefühle nicht sicher. Schließlich sagte er:
    „Schätze, es spielt keine Rolle. Ich – ich glaube, ich bin Napoleon.“
    „Sind Sie’s?“
    „Bin ich was?“
    „Sind Sie Napoleon? Wenn nicht, dann ist es eine andere Sache. Dann kommen Sie vielleicht in sechs Monaten wieder raus. Sind Sie es aber wirklich – das ist schlecht. Sie werden wahrscheinlich hier bleiben, bis Sie sterben.“
    „Warum? Ich meine, wenn ja, dann bin ich gesund und …“
    „Irrtum. Es kommt darauf an, ob man Sie für normal hält oder nicht. Wenn Sie glauben, Napoleon zu sein, dann sind Sie in ihren Augen nicht normal, und Sie bleiben hier.“
    „Auch wenn ich ihnen sage, daß ich überzeugt bin, George Vine zu sein?“
    „Es ist nicht das erstemal, daß Sie mit Paranoia zu tun haben. Und deshalb sitzen Sie auch hier, mein Wort drauf. Und ein Paranoiker versucht immer dann, wenn er seines gegenwärtigen Aufenthalts überdrüssig wird, sich einen Weg hinauszulügen. Aber die Leute hier sind nicht von gestern. Sie wissen das.“
    „Aber wie …“
    Ein jäher eisiger Schauer jagte ihm das Rückgrat hinab. Er brauchte die Frage gar nicht zu Ende sprechen.
    Man bekommt Injektionen verabreicht …
    Er hatte sich nichts dabei gedacht, als Ray Bassington darauf zu sprechen gekommen war.
    Der dunkelhäutige Mann nickte.
    „Wahrheitsserum“, erklärte er. „Wenn ein Paranoiker das Stadium erreicht hat, wo er geheilt ist, vergewissern sie sich, ob das, was er sagt, auch der Wahrheit entspricht, ehe sie ihn gehen lassen.“
    Vine begriff

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