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TS 94: Sehnsucht nach der grünen Erde

TS 94: Sehnsucht nach der grünen Erde

Titel: TS 94: Sehnsucht nach der grünen Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fredric Brown
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Fangen Sie nichts an mit ihm!“
    „Ich war sowieso …“
    „Ich weiß, Sie haben sich richtig benommen … Aber passen Sie auf, er haut Sie in Stücke, wenn Sie ihm Gelegenheit dazu geben. Ist ein Sadist. Viele Wärter sind so; darum haben sie auch diesen Job – als Klappsbändiger. Jawohl, so nennen sie sich, Klappsbändiger! Wenn sie irgendwo rausgeschmissen werden, weil sie sich zu brutal benommen haben, gehen sie einfach zu einer anderen Klappsmühle … Nun, morgen früh kommt er wieder ‘rein; dachte, ich sollte Sie rechtzeitig warnen.“
    Der Schatten auf der Schwelle war verschwunden.
    Vine lag da in der Düsternis, und er dachte nach. Wußten Verrückte jemals, daß sie verrückt waren? Konnten sie es wissen? War jeder von ihnen sich seiner Sache so sicher wie er selbst …?
    Dieses stille, reglose Ding da im Bett gegenüber, dieses Ding, das unsäglich litt, das dem menschlichen Bereich entzogen wurde, um im tiefsten Elend dahinzusiechen … Es überstieg jedes normale Fassungsvermögen. Es war – war …
    „NAPOLEON BONAPARTE!“
    Eine klare Stimme, scharf und prägnant – doch war sie innerhalb seines Geistes ertönt oder außerhalb?
    Er richtete sich in seinem Bett auf. Mit den Augen durchbohrte er die Düsternis, vermochte im Türrahmen aber weder Gestalt noch Schatten auszumachen.
    Er sagte: „Ja?“
     
    *
     
    Erst dann, als er sich in seinem Bett aufgerichtet und „Ja?“ zur Antwort gegeben hatte, kam ihm zu Bewußtsein, mit welchem Namen er angeredet worden war.
    Wieder die Stimme:
    „STEH AUF. ZIEH DICH AN.“
    Er schwang seine Beine über die Bettkante, stand auf. Er langte nach seinem Hemd und schlüpfte in die Ärmel hinein, ehe er innehielt und fragte:
    „Warum?“
    „UM DIE WAHRHEIT ZU ERFAHREN.“
    „Wer bist du?“ fragte er.
    „SPRICH NICHT LAUT. ICH KANN DICH HÖREN. ICH BIN IN DIR UND UM DICH. ICH HABE KEINEN NAMEN.“
    „Was bist du dann?“ Er sprach es, ohne zu denken.
    „EIN INSTRUMENT DES STRAHLEND HELLEN.“
    Er ließ die Hose fallen, die er in den Händen gehalten hatte. Vorsichtig setzte er sich auf die Bettkante, beugte sich herab und tappte nach dem Kleidungsstück.
    Auch sein Verstand tappte im dunkeln. Tappte nach irgend etwas Unbestimmtem; er wußte nicht, wonach. Schließlich fand er eine Frage – die Frage.
    Diesmal sprach er sie nicht aus; er dachte sie, konzentrierte sich auf sie, während er die Hose nach vorne warf und mit den Beinen hineinfuhr.
    „Bin ich verrückt?“
    Die Antwort – NEIN! – kam gestochen scharf wie ein betont akzentuiertes Wort; aber war sie gesprochen worden? Oder war sie nur ein Laut in seinem Geist?
    Er fand die Schuhe und schlüpfte in sie hinein. Als er sie zuschnürte, dachte er:
    „Wer – oder was – ist der strahlend Helle?“
    „DER STRAHLEND HELLE IST DAS, WAS IHR ERDE NENNT. ER IST DER INTELLEKT UNSERES PLANETEN, ER IST EINER VON DREI INTELLEKTEN IN DIESEM SONNENSYSTEM, EINER UNTER VIELEN IM UNIVERSUM. DIE ERDE WIRD DER STRAHLEND HELLE GENANNT.“
    „Ich verstehe nicht“, dachte er.
    „DAS WIRST DU NOCH, BIST DU BEREIT?“
    Er schnürte den zweiten Schuh zu. Er stand auf.
    Die Stimme sagte:
    „KOMME MIT. LEISE.“
    Es war, als werde er durch die Dunkelheit geführt, obwohl er keine körperliche Berührung an sich wahrnahm; auch von einer physischen Anwesenheit neben sich war nichts zu sehen. Dennoch schritt er zuversichtlich aus – auf leisen Sohlen zwar, aber im Bewußtsein, daß er weder stolpern noch in ein Hindernis laufen würde. Sein Weg führte hinaus auf den schmalen Gang, dann zum großen Raum, der diesen Flügel abschloß, und plötzlich berührte seine ausgestreckte Hand eine Türklinke.
    Sanft drückte er sie hinunter, und die Tür öffnete sich nach innen. Licht blendete ihn.
    Die Stimme sagte: „WARTE!“ und er blieb reglos stehen. Er vernahm Geräusche – das Rascheln von Papier, das Umblättern einer Seite; sie kamen aus dem Raum hinter der Tür.
    Dann ertönte vom anderen Ende der Halle her ein kurzer schriller Schrei. Ein Stuhl ächzte, Füße klatschten zu Boden. Schritte entfernten sich in Richtung des Schreies. Eine Tür öffnete sich und schloß sich.
    Die Stimme sagte: „KOMM!“ und er ließ die Tür zur Gänze aufgleiten und ging hinaus, vorbei am Pult und dem leeren Stuhl, die gleich um die Ecke in der Halle standen.
    Wieder eine Tür, wieder ein Korridor.
    Die Stimme sagte: „WARTE!“
    Die Stimme sagte: „KOMM!“
    Diesmal schlief die betreffende Wache. Er ging auf

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