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TS 98: Friedhof der Roboter

TS 98: Friedhof der Roboter

Titel: TS 98: Friedhof der Roboter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. G. Ewers
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Nacht georteten Raumhafengelände. Es ist verhältnismäßig ruhig. Ich werde …
    Soeben mußte ich den Bericht unterbrechen. In dem Augenblick, in dem ich den Gleiter etwas anhob, machte ich eine gräßliche Entdeckung. Auf einem breiten, hellschimmernden Band, das offensichtlich mit der bereits vermuteten Verkehrsader identisch ist, hielten zwei gewaltige Fahrzeuge. Ihnen entstiegen je vier riesige Geschöpfe, die an Ungeheuerlichkeit alles übersteigen, was unsere Schriftsteller bisher über Phantasiemonster anderer Welten geschrieben haben. Das Erschreckendste ist die Größe dieser Wesen. Jedes ist fast so groß wie eines unserer Siedlerschiffe, in denen eine Million Antusianer Platz finden.
    Die Riesen besitzen nur vier Gliedmaßen, die sie allerdings ähnlich gebrauchen wie wir unsere sechs. Die unteren, mit grobem Gewebe bekleideten Glieder gleichen runden Türmen. Mit ihnen stampfen die Riesen beim Gehen derart wuchtig auf, daß der Boden in weitem Umkreis erbebt. An dem gewaltigen Rumpf ist keine Taille zu erkennen, und der Kopf sitzt auf einem nackten, beweglichen Zwischenglied, wodurch er in alle Richtungen gedreht werden kann.
    Ich bin sicher, daß die Riesen auch unter ihrer Kleidung keinen Chitinpanzer besitzen. Die unbedeckte Haut ist durchscheinend und läßt das darunter pulsierende Blut durchschimmern. Die oberen Gliedmaßen sind dünner als die unteren, trotzdem aber sehr plump. Die Greifglieder sitzen an der gleichen Stelle wie bei uns, bestehen aber aus fleischigen, walzenförmigen Wülsten, mit denen sich kaum komplizierte Arbeiten durchführen lassen. Vielleicht ist das mit ein Grund für die Rückständigkeit dieser Rasse. Vier der Riesen umklammern mit ihren Greifklauen lange, bunte Stäbe, die sie mit ungefügen Werkzeugen in den Boden treiben. Ich habe beim Leptonengehirn des Schiffes angefragt, was diese Tätigkeit zu bedeuten hätte und erhielt die Antwort, daß die Riesen ein großes Landgebiet abstecken. Wahrscheinlich wollen sie hier einige Wohnbauten hinsetzen. Es müssen wahrhaft gigantische Wohnbauten werden!
    Mein ästhetisches Gefühl weigert sich, die Gesichter dieser Wesen zu beschreiben. Trotzdem muß es sein. Es ist grauenhaft, das nackte Fleisch und die wulstigen, zangenlosen Mundöffnungen anzusehen. Einige von ihnen haben sich jetzt weißliche, walzenförmige Gegenstände zwischen die roten Mundwülste geschoben und mit einem seltsamen Gerät, aus dem hohe Flammen schossen, angezündet. Die Gegenstände glimmen unter starker Rauchentwicklung. Die Riesen atmen den Rauch ein und blasen ihn dann in großen Wolken von sich. Es scheint, als enthalte der Rauch ein Narkotikum, dessen Einatmen den Riesen Genuß bereitet.
    Nachdem ich die Wesen längere Zeit betrachtet hatte, kam ich zu dem Schluß, daß sie von mir keine Notiz nehmen. Ich näherte mich ihnen also. Dabei konnte ich auch mit dem Schallumwandler die mir bisher unverständlichen, dröhnenden Laute definieren. Es scheint so, als wäre dieses Gebrüll die Art, in der sich die Riesen verständigen. Es ist unheimlich, diese tierischen Laute und das Kullern der Mägen und Därme anzuhören, das die Luft in weitem Umkreis erfüllt. Ich glaube nicht, daß wir mit dieser Rasse einmal friedlichen Kontakt aufnehmen können, zudem sie auf meine telepathischen Kommunikationsversuche überhaupt nicht reagierten. Wahrscheinlich ist ihr Gehirn, wenn sie eines besitzen, nicht genügend entwickelt. Ich werde mich jetzt entfernen und den Raumhafen anfliegen. Vielleicht erfahre ich dort etwas mehr über die Technik der Riesen.“
    Der Kundschafter lehnte sich in seinem Sitz zurück und betätigte einige an den Seitenwänden angebrachte Schaltplatten. Das Summen des Gleiters wurde lauter. Das Fahrzeug stieg empor und zielte mit dem Bug nach Nordosten, dicht an dem Kopf eines der Riesen vorbei.
     
    *
     
    Verwundert schob Hal Clement seinen Strohhut ins Genick und nahm die brennende Zigarette aus dem Mund. Aus dem noch taufeuchten Gras zu seinen Füßen erhob sich summend ein fingergroßes, rötlich schimmerndes Etwas und kam auf ihn zugeflogen. Hal verstand nicht viel von Biologie. Er war Grundstücksmakler und hatte sich für die Natur bisher nur insofern interessiert, als sie etwas mit dem Wert von Grundstücken zu tun hatte. Trotzdem erkannte er sofort, daß es einen solchen Käfer eigentlich gar nicht geben durfte. Aber obwohl er die Augen zusammenkniff und wieder öffnete, blieb das komische Ding da, ja, es kam sogar noch näher.

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