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TS 98: Friedhof der Roboter

TS 98: Friedhof der Roboter

Titel: TS 98: Friedhof der Roboter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. G. Ewers
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kann, und gibt seine Abgründe schonungslos dem menschlichen Bewußtsein preis. Dies ist einer der Gründe für die Errichtung so zahlreicher Raumstationen. Die Schaffung solcher fiktiver Sicherheit ist typisch für den Menschen. Andere intelligente Wesen mögen anders empfinden als wir und vielleicht andere Motive haben, Stationen im Raum zu errichten …
     
    *
     
    Malcolm Williams betrachtete kopfschüttelnd die stumpfgraue Kugel, die sich seinem Blick auf dem Projektorschirm des Elektronenteleskops darbot und den Marsmond Deimos darstellte.
    Er wandte den Kopf nach rechts zum Platz des Navigators. Major Robert Oliva zog soeben seinen Kopf vom Spektralanalysator zurück. Sein Gesicht war blaß.
    „Nun?“ fragte Colonel Williams.
    Sein einziger Gefährte auf der Fahrt durch den Raum antwortete nicht sofort. Es schien, als müsse er nach den rechten Worten suchen. Dann zuckte er resignierend die Schultern.
    „Alles andere als wir erwartet hatten, Malcolm.“ Er bemühte sich, die Hand mit dem schmalen Symbolstreifen ruhig zu halten. „Titan und Silizium und noch ein dritter, bisher unbekannter Stoff, den es eigentlich gar nicht geben dürfte – in Form einer Legierung …!“
    Williams nickte. Etwas Ähnliches hatte er bereits vermutet, nachdem er die völlig glatte, seltsam gefärbte Oberfläche des Marsmondes genauer betrachten konnte.
    „Es gibt kaum noch einen Zweifel“, sagte er bedächtig, „Deimos ist kein natürlich entstandener Mond des Mars, sondern ein künstlicher Satellit.“ Er versuchte ein Lächeln, was ihm jedoch gründlich mißglückte. „Wahrscheinlich aber ist das kein Hindernis für unseren Auftrag, eine Station auf dem äußeren Mond einzurichten. Der Kurs wird unverändert beibehalten. Inzwischen werden Sie unsere letzten Beobachtungsergebnisse zur Erde funken und mich danach beim Landemanöver unterstützen! Ist das klar, Bob?“
    „Okay, Malcolm!“ erwiderte Oliva. Er hatte sich wieder etwas beruhigt.
    Auch Williams war zu kühler Überlegung zurückgekehrt. Der Mars beherbergte, soviel stand nach Aussage der Wissenschaftler fest, kein höher entwickeltes tierisches Leben. Daran konnte auch das Vorhandensein einer neun Kilometer durchmessenden Raumstation nichts ändern. Es bewies lediglich, daß es nicht immer so war; vor vielen tausend Jahren vielleicht hatte der Mars intelligentes Leben getragen. Das machte die erste Expedition nur interessanter, denn Deimos würde sicher nicht der einzige Zeuge einer vergangenen Kultur sein.
    Nachdem eine Stunde vergangen war, sahen die Astronauten die blaugraue Kugel des Deimos bereits ohne Teleskop. Der Satellit schwamm scheinbar reglos vor der Frontsichtscheibe. In Wirklichkeit war der Kurs der First nur seiner Bewegung angepaßt worden. Während Deimos immer größer wurde, drehte die First ihm unendlich langsam ihr Heck mit den schwarzgebrannten Düsenmäulern zu.
    Williams und Oliva arbeiteten so reibungslos zusammen wie in dem Simulator von Carnegie. Außerdem waren sie keine Neulinge mehr. Jeder von ihnen hatte einige Dutzend Flüge zu irdischen Raumstationen und zum Mond hinter sich.
    Die Bedienung der Steuerung war kein Problem für Colonel Williams. Die Gefahr einer Bruchlandung bestand infolge Deimos’ geringer Schwerkraft kaum, eher war es möglich, daß ein zu starker Bremsschub die First wieder von Deimos hinwegtrieb und damit ein neues Annäherungsmanöver erforderlich machte.
    Aber Williams vollbrachte eine Meisterleistung. Sachte berührten die Landeteller des spinnenförmigen Raumfahrzeuges die von Meteoritennarben zerkratzte Oberfläche des zweiten Marsmondes. Die Federung der Teleskopstützen fing Williams, mit einem schwachen Gegenschub der Bugdüsen auf.
    Die First war gelandet.
    Obwohl die Raumfahrer vor Begierde brannten, den Rätseln Deimos’ auf die Spur zu kommen, führten sie alle vorgeschriebenen Sicherheitsmaßnahmen pedantisch durch. Die Erde schickte keine Raumfahrer aus, die leichtsinnig ihr Leben und ihre Mission aufs Spiel setzten. Sie vergaßen auch nicht ihre bisher im Waffenschrank verwahrten Laserstrahler. Dann stiegen sie behutsam die schmale Leiter hinab, die aus der Schleuse auf die Oberfläche Deimos’ führte. An wechselnden Schwerkrafteinfluß gewöhnt, hatten sie sich nach wenigen Minuten mit der Massenanziehung des Mondes vertraut gemacht.
    „Was nun?“ fragte Oliva. Im Helmlautsprecher klang seine Stimme geisterhaft hohl. Williams erwiderte nichts darauf, denn es gab keine Antwort auf

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