TTB 105: Das große Abenteuer des Mutanten
bückte sich und nahm eine Handvoll Sandboden auf. Dann streckte sie ihm die offene Hand mit dem Häufchen Erde entgegen.
Fors berührte mit der Fingerspitze seine Lippen und dann die Erde, aber er bog nicht die Knie dabei. Er schwor Treue, aber er bat nicht um Aufnahme in den Klan. Die Frau nickte anerkennend.
»Du bist offen und ehrlich, junger Mann. Im Namen der Silberschwingen und derer, die einst flogen, akzeptiere ich deinen Schwur bis zu der Stunde, da wir freiwillig voneinander scheiden. Bist du nun zufrieden, Arskane?«
Der andere zögerte. Er war ein wenig enttäuscht, weil der Bergbewohner nicht um Aufnahme in den Klan gebeten hatte. Doch dann sagte er: »Ich wünsche ihn zum Mitglied meines Familienklans. Unter unserem Banner soll er kämpfen, an unserem Feuer essen ...«
»So sei es.« Sie entließ beide mit einem Wink der Hand, und sah erwartungsvoll zu Jarl hinüber. Herrisch winkte sie ihn herbei.
Arskane führte Fors durch das Lager, ohne sich irgendwo aufzuhalten, bis sie an ein Zelt kamen, dessen Wände von zwei Wagen und dessen Dach von einer Wolldecke gebildet wurden. Am Eingang hingen vier runde Schilde aus schuppigem Leder, und darüber flatterte ein kleiner Wimpel. Wieder sah Fors das Symbol der ausgebreiteten Schwingen, und darunter eine scharlachrote Sternschnuppe.
Ein kleines Mädchen sah mit ernsten Augen auf, als sie näherkamen. Sie stieß einen Schrei aus, ließ den Topf fallen, den sie in der Hand hielt, kam auf sie zugelaufen und klammerte sich fest an Arskane, das Gesicht an seine narbenbedeckte Brust gepreßt. Er lachte fröhlich und schwang sie hoch in die Luft.
»Das ist unser Nesthäkchen, Bruder. Rosann mit den strahlenden Augen. He, Kleines, heiß meinen Bruder willkommen!«
Die dunklen Augen musterten Fors. Dann warfen ihre kleinen Hände die dunklen Zöpfe zurück, und mit befehlendem Ton verlangte sie, abgesetzt zu werden. Mit ausgestreckten Händen kam sie auf den Bergbewohner zu. Halb erratend, was von ihm verlangt wurde, legte er seine großen Hände hinein.
»Am Feuer des Herdes, unter dem Dach, dem Schutz gegen Nacht und Wind, zum Essen und zum Trinken in unserem Hause heiße ich dich von Herzen willkommen, Bruder meines Bruders.« Die Schlußworte sagte sie triumphierend, stolz auf ihr gutes Gedächtnis, und warf Arskane ein zufriedenes Lächeln zu.
»Gut gemacht, Schwesterchen!«
»Ich danke für den Willkommensgruß, Lady Rosann«, sagte Fors höflich.
»Und nun«, verkündete Arskane mit gerunzelter Stirn, »muß ich zu meinem Vater, Fors. Er inspiziert die Außenposten. Bitte, warte hier auf mich ...« Er ging davon.
Rosann hielt seine Hand und lächelte ihn ebenso zutraulich an wie vorher ihren Bruder. »Es gibt Beeren, Bruder meines Bruders, und frischen Käse, und frisch gebackene Maiskuchen ...«
»Ein Festmahl!« sagte er lächelnd.
»Ja, ein Festmahl. Weil Arskane zurückgekommen ist ...« Sie zog ihn mit sich, ins Zelt hinein.
Fors' Füße versanken in einer dicken Lage weicher Matten, und auf Rosanns Aufforderung ließ er sich gehorsam nieder und kreuzte die langen Beine. Lura legte sich neben ihn; Rosann machte sich in der Nähe zu schaffen. Gleich darauf kam sie zurück, in den Händen eine große Metallschale mit Wasser, dessen Dampf köstlich nach würzigen Kräutern duftete. Über ihrem Arm lag ein grobes Handtuch, das sie bereithielt, während Fors sich wusch.
Dann kam ein Tablett mit Schüssel und Löffel und einer Tasse von dem bitteren Getränk, das er unter Arskanes Anleitung im Museum gebraut hatte. Der Maisbrei war mit fettem Fleisch vermischt, und das anregende Getränk machte sich angenehm in seinem Magen bemerkbar.
Danach mußte er eingeschlafen sein, denn als er die Augen aufschlug, war es dunkel draußen, und nur die roten Flammen der Feuer und die Strahlen der Lampe kämpften gegen die Schatten. Eine Hand, die sich auf seine Stirn legte, weckte ihn ganz auf. Neben ihm kniete Arskane, und dahinter standen zwei andere Männer. Fors setzte sich auf. »Was ...?« murmelte er verschlafen.
»Mein Vater möchte mit dir sprechen.«
Fors riß sich zusammen. Einer der Männer vor ihm war die ältere Ausgabe seines Freundes, doch der andere trug um den Hals eine Kette mit einem Anhänger in Form von zwei silbernen Schwingen.
Der Häuptling war etwas kleiner als seine Söhne, seine dunkle Haut gegerbt von Wind und Sonne. Quer über die Stirn lief eine gezackte Narbe. Immer wieder rieb er sie mit dem Zeigefinger, als bereite sie
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