TTB 105: Das große Abenteuer des Mutanten
sie, daß der Angriff abgeschlagen worden war. Eine gründliche Inspektion des Schlachtfeldes erbrachte einen Vorrat von Pfeilen. Von dem Pfeil mit dem Silberstern brach Fors den Schaft ab. Ein Wanderer aus dem Bergdorf mußte sich in diesem Kampf auf die Seite der Südländer gestellt haben. Bedeutete das, daß er in ihrem Lager einen Freund – oder Feind – finden würde?
Die Räder der fliehenden Wagen hatten tiefe Furchen in den Boden gegraben; daneben liefen Fußspuren einher. Als Arskane und Fors weitergingen, nahmen die Totenvögel schwerfällig wieder ihre Plätze ein.
»Vier Tierwesen«, sagte Fors und fiel in leichten Trab, um Schritt zu halten mit dem Freund. »Und die Eidechsen töteten fünf. Wieviel treiben sich denn noch herum? Noch nie haben sie auf diese Art angegriffen. Warum ...?«
»Bei einem habe ich eine abgebrannte Fackel gefunden. Vielleicht haben sie auch den Präriebrand gelegt, genau wie sie hier die Karren anzünden und die Menschen hinaustreiben wollten, um sie zu töten.«
»Aber noch nie zuvor sind sie aus den Städten herausgekommen! Warum jetzt?«
»Vielleicht suchen sie auch Land, oder Krieg, oder einfach den Tod von allem, was nicht zu ihrer Rasse gehört. Kann man wissen, was in den Köpfen von solchen Kreaturen vorgeht?«
Die Radspur, der sie folgten, vereinigte sich mit einer anderen, tieferen und breiteren, einer Spur, wie sie nur ein ganzes Volk auf der Wanderung hinterließ. Bald mußten sie den Stamm erreichen.
Und dann blieb Fors so plötzlich stehen, daß er fast über die eigenen Füße stolperte. Aus dem Nichts war ein Pfeil geflogen gekommen, hatte sich in die Erde gebohrt und stand da, zitternd, als hochmütige Warnung und Drohung. Er brauchte ihn nicht zu untersuchen. Er wußte auch so, daß er in seinem Schaft einen Silberstern finden würde.
15.
Arskane blieb nicht erst stehen, sondern warf sich nach links und duckte sich hinter einen Busch, die Pfeile, die er auf dem Schlachtfeld gesammelt hatte, in Bereitschaft. Fors hingegen blieb, wo er war und hielt die leeren Hände hoch.
»Wir wandern in Frieden ...«
Der rollende Klang des Bergdialekts in seinem Mund kam ihm fremd vor nach so langer Zeit. Aber der Anblick des Mannes, der jetzt aus dem Schutz einiger Bäume von rechts auf ihn zutrat, überraschte ihn nicht.
Jarl wirkte imponierend, selbst im einfachen Gewand der Niederen. Mit den Insignien des Stern-Hauptmanns jedoch war er majestätischer noch als Cantrul mit all seinem Staat, dachte Fors stolz. Hell glänzte die Sonne auf dem Stern an seinem Hals und auf dem blankpolierten Metall der Schwertscheide an seinem Gürtel.
Arskane zog die Füße an. Er war sprungbereit, genau wie Lura. Fors winkte ihm ärgerlich zu. Jarl hingegen zeigte kein Erstaunen beim Anblick der beiden, die auf ihn warteten.
»So, so, Fors«, sagte er. »Das also sind die Wege, die du beschreitest?«
Fors grüßte ihn. Und biß sich, als Jarl den Gruß nicht erwiderte, hart auf die Lippen. Sicher, der Stern-Hauptmann hatte ihm niemals besondere Gunst gezeigt, aber er hatte auch nie erkennen lassen, daß er ihn für anders als die anderen hielt. Und das hatte ihm seit langem einen Platz im Herzen des Jungen gesichert.
»Ich ziehe mit Arskane, dem Dunklen, meinem Bruder.« Er winkte den Südländer heran. »Sein Volk ist in Gefahr, daher wollen wir uns ihm anschließen ...«
»Ist dir klar, daß du ein Gesetzloser bist?«
Fors biß so fest auf seine Lippen, daß sie bluteten. Das hatte er nicht erwartet. Das Bergdorf war ihm niemals ein glückliches Zuhause gewesen, das hatte er nach Langdons Tod erst so recht deutlich gespürt; aber es war das einzige Zuhause, das er hatte.
»Am Feuer Arskanes ist mein Bruder stets willkommen!«
Jarls durchdringender Blick wanderte von Fors zu dessen Begleiter. »Die Dunklen werden bald keine Feuer mehr haben, Fremdling. Du kommst spät. Der Ruf der Trommeln ist seit vielen Stunden verstummt.«
»Wir wurden gegen unseren Willen aufgehalten«, erwiderte Arskane geistesabwesend. Er musterte nun seinerseits den Stern-Hauptmann, und offenbar war das Ergebnis nicht sehr positiv.
»Und mit nicht sehr sanften Mitteln, will mir scheinen.« Jarl hatte jede Schramme, jede Verletzung der beiden bemerkt. »Nun, vor einem Kampf sind Krieger immer willkommen.«
»Haben die Prärieleute ...?« begann Fors entsetzt. Daß Cantrul nach dem allgemeinen Durcheinander so rasch zuschlug, hätte er nicht für möglich gehalten.
»Prärieleute?«
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