TTB 115: Diplomat der Galaxis
erzitterte.
»Auf nach Jörgensens Welten«, grinste Chip. Die Heckraketen donnerten. Ein schmerzhafter Druck ...
Dann war alles still und schwerelos. Man hörte Chips rasselnden Atem.
»Das waren zehn Sekunden lang neun g. Notstart.«
»Ist das Schiff bewaffnet?«
»Nur mit einer normalen Kanone. Bis sie die feuerklar gemacht haben, sind wir längst verschwunden.« Er grinste selbstgefällig. »Unsere einzige Aufgabe ist es jetzt noch, mit dem Hafen in Svea Verbindung aufzunehmen. Und das kann noch vier bis fünf Stunden dauern.«
»Chip, du bist ein Wunderknabe«, sagte Retief. »Es sieht aus, als hätte ich Zeit, meinen versäumten Schlaf nachzuholen.«
»Ich auch. Sehr friedlich hier, was?«
Einen Augenblick schwiegen beide.
Dann kam ein Fluch aus Chips Ecke.
Retief machte ein Auge auf. »Tut es dir leid, daß du mitgekommen bist, Chip?«
»Ich habe mein bestes Messer in Marbles Rippen vergessen«, erklärte der Koch. »Das kommt davon, wenn man übereilt handelt.«
*
Das blonde Mädchen strich sich die Haare aus der Stirn und lächelte Retief an.
»Ich bin hier die einzige Diensthabende«, lächelte sie. »Mein Name ist Freya Dahl.«
»Es ist ungeheuer wichtig, daß ich mit Ihrer Regierung Verbindung aufnehme, Miß.«
Das Mädchen sah Retief an. »Sie meinen sicher Thor Stahl und Bo Bergman. Sie werden bei Anbruch der Nacht in die Jagdhütte zurückkehren.«
»Dann müssen wir zur Jagdhütte«, bestimmte Retief. »Könnten Sie uns den Weg zeigen, Miß Freya?«
»Und was ist mit dem Boot?« fragte Chip.
»Ich werde morgen jemandem den Auftrag geben, sich darum zu kümmern«, erklärte das Mädchen.
»Sie sind aber ein Prachtmädel«, strahlte Chip. »Fast zwei Meter groß, was? Und ordentlich gebaut.«
Sie verließen das Gebäude. Draußen pfiff ein eisiger Wind.
»Wir holen uns im Vorratsraum Anoraks«, sagte Freya. »Dort oben ist der Himmel immer klar.«
Drei Stunden später brannte die Sonne rot auf den Gipfeln. Freya blieb stehen und deutete nach unten.
»Da, sehen Sie – unser Tal.«
»Ein toller Anblick«, meinte Chip ehrfürchtig. Er keuchte. »Aber kann man bei euch jede Aussicht nur nach solchen Kletterwegen genießen?«
Freya deutete auf die bunten Häuser, die sich eng aneinanderdrängten. »Da sehen Sie – das kleine rote Haus, das ein bißchen abseits steht: es gehört meinem Vater.«
»Es wäre noch viel hübscher, Mädchen, wenn ich unter meinen Füßen ein warmes kleines Feuer hätte«, jammerte Chip.
Sie kletterten weiter, überquerten eine Bergschulter und erreichten schließlich den letzten Hang. Über ihnen hob sich eine schwere Blockhütte gegen den tiefblauen Abendhimmel ab. Rauch stieg aus den beiden Schornsteinen auf, und gelbes Licht strömte durch die schmalen Fenster auf den Schnee. Männer und Frauen standen in Dreier- und Vierergruppen herum, die Skier über der Schulter.
Freya pfiff schrill. Jemand winkte.
»Kommen Sie«, sagte sie. »Das sind meine Freunde.«
Ein Mann trennte sich von der Gruppe und kam ihnen entgegen. Freya stellte die Gäste vor.
»Willkommen«, sagte der Mann herzlich. »Kommen Sie herein und wärmen Sie sich.«
Sie gingen auf einem schmalen Trampelpfad zur Hütte hinüber und betraten einen riesigen Saal mit einer niedrigen Holzdecke. Er war erfüllt von Geplauder und Gelächter. Gruppen von jungen Leuten saßen an den langen Tischen. Andere scharten sich um das große Kaminfeuer an der gegenüberliegenden Wand. Freya führte sie zu einer Bank in der Nähe des Feuers, stellte sie im Vorbeigehen vor, suchte einen Schemel für Chips Füße. Der Koch sah sich strahlend um.
»Mächtig hübsche Mädchen hier«, meinte er entzückt.
Eine Brünette mit blauen Augen holte eine Kastanie aus der Glut, löste die spröde Schale ab und reichte das Innere Retief. Ein Mann, dessen Arme an knorrige Eichenwurzeln erinnerte, schob den beiden Gästen zwei überdimensionale Bierkrüge hin.
»Erzählen Sie uns von Ihren Reisen«, rief jemand. Chip nahm einen Schluck aus seinem Krug und seufzte behaglich.
»Also, ich kann euch sagen ...«, begann er.
Die Musik setzte wieder ein und übertönte die Gespräche. Freya stand auf und sah Retief an. »Kommen Sie, tanzen Sie mit mir.«
*
Als die Musik wieder verstummte, ging Retief zu Chip zurück. »Habe mich noch nie so schnell heimisch gefühlt«, bekannte der Koch. Er senkte die Stimme. »Scheint aber was in der Luft zu liegen. Ein paar der Bemerkungen klangen so, als ob die
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