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TTB 119: Computer der Unsterblichkeit

TTB 119: Computer der Unsterblichkeit

Titel: TTB 119: Computer der Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Clifton , Frank Riley
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er hatte Billings und Hoskins noch nicht gesagt, was er mit Bossy zu tun beabsichtigte. Es war ihnen noch nicht aufgegangen, daß er sie in diesem letzten Jahr als Werkzeuge benützt hatte, um zielbewußt seine eigennützigen Zwecke zu verfolgen.
    Er empfand deswegen kein Schuldgefühl. Es war eine normale und überall geübte Praxis, fremde Arbeit und fremdes Geld für den eigenen Aufstieg einzusetzen. Dieser Brauch gehörte zu den zahlreichen Überbleibseln primitiver Sitten und Gewohnheiten in der modernen Gesellschaft. Die Stammesangehörigen zahlten ihren Tribut an die Häuptlinge und die Zauberdoktoren – wie immer.
    Und überdies war es für beide Seiten ein vorteilhaftes Geschäft. Für die menschliche Rasse gab es nun eine Denkmaschine, die sich keinem Problem verschloß und aller Unzulänglichkeit der Entscheidungen ein Ende machen konnte. Als die Höhlenbewohner ihre abergläubische Furcht vor dem Feuer überwunden hatten, fanden sie, daß es sehr nützlich sein konnte.
    Und für ihn bedeutete es Befreiung.
    Für ihn wäre die lange Einsamkeit zu Ende. Er wußte bereits ziemlich genau, wie Billings’ Kenntnisse auf dem Gebiet der psychosomatischen Therapie der Maschine einverleibt werden konnten, wie sie durch wechselseitige Beeinflussung mit einem Menschen jede seiner Fixierungen, Hemmungen und Verdrängungen lösen und durch gesunde Vernunft zu ersetzen vermochte.
    Aus der Maschine würde folglich der wahre Mensch entstehen – nicht die beschränkte, verbogene und jämmerliche Mißgestalt, die bisher als Mensch bezeichnet wurde. Und, wenn seine Überlegungen richtig waren, ein Mensch mit telepathischen Fähigkeiten.

 
4
     
    Eine Woche lang arbeitete Duane Hoskins fast Tag und Nacht an Bossys Zusammenbau. Da er wieder alle Teile beisammen hatte und über eine Werkstatt verfügte, wo er ungestört arbeiten konnte, schob er den Konflikt mit seinen Umständen in den Hintergrund zurück und konzentrierte alle seine Gedanken auf die Aufgabe, Bossy wieder in einen funktionsfähigen Zustand zu versetzen. Er tröstete sich damit, daß er, wenn diese Arbeit einmal getan sei, versuchen würde, sein Verhältnis zur Regierung und anderen Leuten unter einem mehr realistischen Blickwinkel zu sehen.
    Der Zusammenbau nahm seinen Geist vollständig gefangen. Zuerst arbeitete er, als handelte es sich um nichts weiter als eine Routineaufgabe, die es durchzustehen galt. Schließlich hatte er sich mit den anhängigen Problemen schon beim ersten Zusammenbau herumgeschlagen. Aber je weiter die Arbeit vorankam, desto größer wurde seine Erregung.
    Geleitet von einer strengen intellektuellen Ehrlichkeit, jener Fähigkeit, die den Wissenschaftler von allen anderen Berufen unterscheidet, gab er sich selbst gegenüber freimütig zu, daß Bossy nicht seine Schöpfung war. Bossy war nicht einmal ein Produkt, das dem Bereich der gegenwärtigen Kybernetik entstammte. In gemeinsamer Arbeit waren sie über die engen Konzeptionen und Denkkategorien ihrer Vorläufer hinausgelangt. Erst jetzt, da er die vollendete Tatsache vor sich sah, kam ihm zu Bewußtsein, wie beschränkt jene Konzeptionen gewesen waren.
    Was noch wichtiger war: Sie hatten die Sterilität der Meinungskontrolle überwunden. Obwohl sein Arbeitsgebiet im engeren Sinn weit von den gefährlichen Sozialwissenschaften entfernt war, hatte Hoskins schon frühzeitig in seiner Laufbahn erkannt, daß kein Wissenschaftszweig losgelöst von der Gesellschaft existiert und daß es überall soziologische Bezüge gibt.
    Natürlich hatte er das nie in einem Vorlesungssaal geäußert. Nach außen hin hatte er an der vorherrschenden Meinung festgehalten, daß der Physiker und Kybernetiker der Menschheit gegenüber nicht für das verantwortlich ist, was er hervorbringt. Wie alle anderen Universitätslehrer wußte auch er, daß in jedem Seminar mindestens zwei oder drei Studenten waren, die sich in Vorbereitung auf ihre Karrieren als Superanalytiker der einzig richtigen Meinung gebärdeten. Diese konformistischen Karrieremacher waren stets emsig bemüht, sich bei staatlichen Stellen und Universitätsbehörden durch Meldungen beliebt zu machen.
    Die Folge war, daß selbst die intelligentesten Studenten zu »Kochbuchingenieuren« wurden. Das war auf dem Gebiet der Naturwissenschaften zwar schon immer bei fünfundneunzig Prozent der Studenten der Fall gewesen, aber vor der Ära der Meinungskontrolle waren wenigstens noch fünf Prozent übriggeblieben, deren Geist fruchtbar genug war, neue

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