Tuch und Tod (Ein Berringer-Krimi) (German Edition)
man muss immer Ball bleiben. Haben Sie schon mal was vom Lotus-Effekt gehört? Feuchtigkeit und Dreck perlen einfach ab. Es können sich im Gewebe keinerlei Flecken bilden. Die Natur macht uns das vor, und wir wollen dieses Verfahren kopieren.“ Mit einem triumphierenden Ausdruck im Gesicht grinste er Berringer an. Als der dieses Grinsen nicht erwiderte, sondern nur mit den Schultern zuckte, fielen seine Mundwinkel nach unten, und er murmelte: „Das alles interessiert Sie offenbar nicht sonderlich.“
„ Eine Regenjacke, die nicht durchweicht und in der man nicht schwitzt“, überlegte Berringer laut. „Nun, das wäre nicht schlecht.“
„ Sehen Sie, das meine ich. Wie auch immer. Ich kann es mir nicht leisten, wegen der letzten Vorfälle nicht persönlich auf der BOOT präsent zu sein.“
„ Business as usual“, sagte Berringer.
„ Das können Sie nennen, wie Sie wollen, Herr Berringer. Ich hätte jedenfalls gern, dass Sie während der Messe-Tage auch anwesend sind und das Sicherheitsteam unterstützen, das ich angeheuert habe.“
„ Warum? Trauen Sie denen nicht?“
„ Ich denke, dass ein Paar Augen mehr einfach auch mehr sehen“, sagte Gerath. „Wenn Sie verstehen, was ich meine.“
Berringer entschied sich innerhalb von Sekunden und nickte. „Gut. Aber nur stundenweise. Wenn ich mich zu lange auf der Messe herumtreibe, kommen die Ermittlungen ins Stocken.“
„ Natürlich.“
„ Ich habe noch ein paar Fragen an Sie“, sagte Berringer. „Vorhin hatte ich eine Begegnung mit Ihrer Tochter. Eine ziemlich ruppige Begegnung, muss ich sagen. Außerdem konnte ich nicht verhindern, etwas von dem Streit mitzubekommen, den Sie gegenwärtig mit ihr haben.“
„ So?“ Gerath verengte die Augen zu schmalen Schlitzen.
„ Ihre Tochter war sehr laut.“
Mal sehen ob ich zu hoch gepokert habe, dachte Berringer. Aber er glaubte, dass die Wahrscheinlichkeit, dass im Gerath etwas Näheres über den Grund dieses Streits verriet, wesentlich höher war, wenn er annahm, dass der Detektiv bereits teilweise Bescheid wusste.
Aber so leicht ließ sich jemand wie Gerath ― der Gerath ― nicht austricksen. Das Pokern war er aus dem Geschäftsleben gewohnt.
„ Was wissen Sie?“, fragte er. Sein Ton klang in diesem Moment wie klirrendes Eis.
„ Es ging um Geld“, sagte Berringer. „Und ich weiß außerdem, dass Ihre Tochter auf dem Reiterhof aufgetaucht ist und sich nach Ihnen erkundigt hat.“
Gerath atmete tief durch. Eine Zentnerlast schien ihm auf der Brust zu liegen, so ächzte er.
Ins Schwarze getroffen!, dachte Berringer und musste sich ein triumphierendes Grinsen verkneifen. Da scheint ein richtig dicker Hund begraben zu sein!
Gerath schloss für einen Moment die Augen. „Es ist immer das Gleiche mit meiner auch so lieblichen Tochter. Sie will dauernd Geld. Es ist ja nicht so, dass ich nicht genug davon hätte. Aber ich habe einfach keine Lust, alles dieser Sekte in den Rachen zu werfen.“
Berringer horchte auf. „Was für eine Sekte?“, hakte er sofort nach.
„ Esoterikern. Maja angehört ihnen seit einiger Zeit an. Gottes Erdkinder oder so ähnlich nennen sie sich. Sie glauben an irgendwelche heilenden Kräfte, die aus dem Erdreich und durch den Mond wirken.“ Gerath nahm sich ein Brötchen, halbierte es und schmierte Butter auf beide Hälften. Dann blickte er über den Tisch, so als könnte er sich nicht entscheiden, was er drauflegen sollte. „Ich will mich mit diesem Quatsch gar nicht erst auseinandersetzen. Maja haben diese Spinner das Hirn vernebelt, aber das heißt nicht, dass ich denen mein Vermögen nachschmeißen muss.“
„ Was genau hat Ihre Tochter von Ihnen verlangt?“
„ Dass ich Ihr das Erbteil vorzeitig auszahle. Würde ich ja auch machen, wenn sie irgendwas Vernünftiges damit vorhätte. Ein eigenes Geschäft gründen oder so. Aber wenn ich es ihr gebe, kann ich es gleich auf das Konto dieser Gotteskinder überweisen.“ Er machte eine Pause und fragte dann zurück: „Haben Sie auch Kinder?“
„ Nein“, sagte Berringer. „Weder Gotteskinder noch richtige.“
„ Sie Glücklicher!“
Berringer sagte nichts dazu. Im Moment hatte er kein Kind, und Gerath hatte es nicht zu interessieren, dass er mal eins gehabt hatte. Darüber wollte er nicht sprechen. Schon gar nicht mit dem Gerath.
Der aber schien Berringers Antwort als Signal zum Weiterreden aufzufassen. Umso besser.
„ Ich habe mit meinen drei Kindern wirklich genug gelitten“, klagte er. „Maja
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