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Tuch und Tod (Ein Berringer-Krimi) (German Edition)

Tuch und Tod (Ein Berringer-Krimi) (German Edition)

Titel: Tuch und Tod (Ein Berringer-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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hat mit Ach und Krach ihr Abi geschafft, aber danach ging alles daneben. Sie hat mehrfach das Studium abgebrochen, schließlich eine Ausbildung zur Krankenschwester angefangen, aber nicht beendet, und jetzt ist sie Predigerin in den Diensten dieser Gotteskinder und verteilt Zettel und Broschüren, die die Menschen bekehren sollen, zur Besitzlosigkeit und zum Vertrauen auf irgendwelche mystischen Mächte.“ Er machte eine wegwerfende Handbewegung.
    „ Sie haben auch noch zwei Söhne, wenn ich richtig informiert bin, Herr Gerath.“
    „ Die sind nicht besser. Als Unternehmer, der etwas aufgebaut hat, strebt man ja immer an, dass jemand aus der eigenen Familie dieses Werk mal fortsetzt. Avlar Tex und Avlar Sport haben zusammen fast dreihundert Mitarbeiter. Da trägt man einfach eine Verantwortung über die Grenze des eigenen Lebens hinaus. Man kann nicht einfach sagen: Nach mir die Sintflut, mir ist es gleichgültig, was geschieht, wenn ich einmal nicht mehr bin.“ Er seufzte schwer.
    Du armer Mann!, dachte Berringer mitleidslos und hakte noch mal nach. „Ihre Söhne haben kein Interesse an der Firma?“
    Gerath lachte heiser. Ein bitterer Ton mischte sich in seine Worte. „Till, mein Ältester, lebt in Düsseldorf und bildet sich ein, ein Künstler zu sein. Er schmiert irgendwelche Kleckse auf Leinwände und denkt, dass er damit eine neue Perspektive des Sehens eröffnet oder dergleichen Unsinn. Meine Frau hat ihn als Kind zu einem Wochenendseminar Töpfern mitgenommen, als sie auch mal solche Anwandlungen hatte. Das muss ihn verdorben haben. Er war immer ihr Liebling. Sie hat ihn völlig vertätschelt und schon von frühster Kindheit an eingeredet, dass er etwas Besonderes wäre. Wahrscheinlich kann ich froh sein, dass er wenigstens nicht noch schwul geworden ist.“
    Berringer musste sich ein freches Grinsen verkneifen. Für den Gerath wäre das wohl der Supergau gewesen.
    Sekundenlanges Schweigen herrschte. Gerath nahm einen Happen von seinem Brötchen, köpfte dann sein Ei und verzog das Gesicht, weil die Konsistenz des Eigelbs wohl nicht so ganz seinen verfeinerten kulinarischen Vorstellungen entsprach. Er aß es aber schließlich doch – und zwar nach einem kurzen Blick auf die Rolex an seinem Handgelenk, was Berringer zu der Vermutung veranlasste, dass irgendein Termin den Unternehmer drängte. Wie immer.
    Mit vollem Mund sprach er weiter.
    „ Mit dem Jüngsten – Andreas heißt er – hat es eigentlich ganz gut angefangen. Er hat zunächst in der Firma mitgearbeitet, und ich habe ihn schrittweise an immer wichtigere Aufgaben herangeführt. Irgendwann, so dachte ich, übernimmt er den ganzen Laden mal …“
    „ Hat er seine Pläne geändert“, vermutete Berringer.
    „ Ich habe sie geändert.“
    „ Ach.“
    „ Ich musste sie ändern, leider.“ Erneut folgte eine kurze Pause, ehe Peter Gerath weitersprach. „Er hat Gelder veruntreut. Wie sich herausstellte, war er kokainabhängig und spielsüchtig. Ich konnte nicht anders, als ihn aus dem Spiel nehmen.“
    Aus dem Spiel nehmen. War das nun ein Wortspiel hinsichtlich der Spielsucht seines Sohnes, überlegte Berringer, oder sagte diese Formulierung etwas über Geraths allgemeine Einstellung zu Menschen aus? Nahm er wie ein Trainer Menschen aus dem Spiel und wechselte sie aus, wenn sie seine Erwartungen nicht erfüllten?
    „ Was macht Ihr Sohn Andreas jetzt?“, fragte Berringer.
    „ Ich denke, er hat seinen Drogenentzug hinter sich.“
    „ Sie denken?“
    „ Um ehrlich zu sein, wir haben seit zwei Jahren keinen Kontakt mehr.“ Gerath schaute erneut auf die Uhr. „Ich habe einen Termin. In der Firma stecken wir in der heißen Entwicklungsphase für mehrere Produkte, und es stehen noch letzte Besprechungen für die kommende BOOT an.“ Er deutete auf die Brötchen. „Wenn Sie doch noch Hunger haben, langen Sie zu!“
    „ Wo ist Ihre Frau?“
    „ Sie ist schwimmen gefahren. Das macht sie öfter morgens. Im Gegensatz zu mir sorgt sie dafür, dass sie fit bleibt. Ich habe leider keine Zeit dafür. Die Reiterei am Sonntagmorgen war das Einzige, was ich mir in dieser Hinsicht gegönnt habe, aber das ist ja nun vorbei.“
    „ Ich würde gern mit Ihrer Frau sprechen, damit ich ein abgerundetes Bild Ihrer Situation …“
    „ Halte ich für Zeitverschwendung“, fiel ihm Gerath ins Wort. Doch als er Berringers Blick bemerkte, fügte er hinzu: „Aber wenn Sie meinen … Sie müsste jeden Moment wieder hier sein. Dann kann Sie Ihnen den ganzen

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