Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tür ins Dunkel

Tür ins Dunkel

Titel: Tür ins Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
Vom Netzwerk:
oder bedrohlichen Halluzinationen, wie sie unter Drogeneinfluß häufig  vorkommen. Oft sind es intensive und äußerst lebhafte sexuelle Phantasien. Und ausnahmslos jede Versuchsperson berichtet über ein geschärftes Denkvermögen. Einige haben ohne Papier und Bleistift schwierige Algebraaufgaben gelöst," die unter normalen Umständen ihre Fähigkeiten bei weitem überschritten hätten. Manche Psychotherapeuten setzen diese Deprivationskammern sogar bei Patienten ein, damit diese sich besser auf die Erforschung ihres Innern konzentrieren können.«
    »Ich glaube. Ihrem Ton entnehmen zu können, daß Sie diese Vorgehensweise nicht billigen«, warf Haldane ein.
    »Nun ja«, meinte Laura, »von ausgesprochener Mißbilligung zu sprechen, wäre übertrieben. Aber wenn man es mit einem psychisch gestörten Individuum zu tun hat, das sich ohnehin schon nur zur Hälfte unter Kontrolle hat, glaube ich, daß die Desorientierung in einer Deprivationskammer mit hoher Wahrscheinlichkeit zu negativen Auswirkungen führen kann. Viele Patienten, die unter einem gestörten Verhältnis zur realen Umwelt leiden, benötigen sogar möglichst viele äußere Stimuli.« Sie zuckte die Achseln. »Aber vielleicht bin ich übervorsichtig oder einfach altmodisch. Immerhin werden diese Dinger für den Gebrauch in Privathäusern verkauft, und in den letzten Jahren wurden bestimmt mehrere tausend davon abgesetzt; unter den Käufern gab es mit Sicherheit etliche labile Personen, aber mir ist nicht zu Ohren gekommen, daß jemand dadurch total durchgedreht hätte.«
    »So ein Ding muß doch ganz schön teuer sein.«
    »Selbstverständlich. Es handelt sich um eine Art neues Spielzeug für die Reichen.«
    »Wozu sollte sich jemand so etwas für sein Heim kaufen?«
    »Nun, alle Testpersonen berichten, daß sie sich nach einem Aufenthalt im Tank unglaublich entspannt und belebt fühlten. Die Hirnwellen entsprechen nach einer Stunde Schwimmen jenen eines Zen-Mönches in tiefer Meditation. Man könnte sagen, es handelt sich um .Meditation für Faule. Man benötigt dazu kein Studium, muß keine religiösen Prinzipien erlernen und befolgen. In kurzester Zeit ist man so fit wie nach einer Woche Urlaub.«
    »Aber Ihr Mann benutzte dieses Ding nicht zur Entspannung.«
    »Das kann ich mir auch nicht vorstellen«, stimmte sie zu. »Welchen Zweck verfolgte er dann mit diesem Apparat?«
    »Ich habe keine Ahnung.« In ihrem Gesicht, in ihren Augen, stand nun wieder Angst geschrieben. »Ich glaube, daß dieser Raum ihm nicht nur als Labor diente«, sagte Haldane. »Ich nehme an, daß es zugleich das Zimmer Ihrer Tochter war, daß sie hier buchstäblich gefangengehalten wurde. Und ich denke, daß sie jede Nacht in diesem Tank schlief und manchmal auch mehrere Tage hintereinander darin verbrachte.«
    »Tage? Nein. Das ist ausgeschlossen.«
    »Warum?«
    »Die möglichen psychischen Schäden, die Risiken...«
    »Vielleicht hat sich Ihr Mann über solche Bedenken hinweggesetzt?«
    »Aber sie war seine Tochter. Er liebte Melanie. Das muß man ihm lassen. Er liebte sie aufrichtig.«
    »Wir haben ein Notizbuch gefunden, in dem Ihr Mann minutiös den Tagesablauf Ihrer Tochter während der letzten fünfeinhalb Jahre beschreibt.« Ihre Augen verengten sich zu Schlitzen. »Ich will es sehen.«
    »Gleich. Ich konnte es noch nicht gründlich studieren, aber ich habe es durchgeblättert, und ich glaube nicht, daß Ihre Tochter in den letzten fünfeinhalb Jahren dieses Haus jemals verlassen hat. Sie besuchte keine Schule. Sie war bei keinem Arzt. Weder im Kino noch im Zoo noch sonstwo. Und obwohl Sie es für ausgeschlossen halten, glaube ich dem Notizbuch entnehmen zu können, daß das Mädchen manchmal drei oder vier Tage in dem Tank verbrachte, ohne ihn zu verlassen.«
    »Aber sie mußte doch etwas essen...«
    »Ich glaube nicht, daß sie während dieser Zeit irgendwelche Nahrung zu sich nahm.«
    »Wasser...«
    »Vielleicht trank sie ein wenig von dem Wasser, in dem sie schwamm.«
    »Sie hätte doch ihre Notdurft verrichten müssen.«
    »Manchmal wurde sie offenbar für zehn oder fünfzehn Minuten herausgelassen, um auf die Toilette gehen zu können. In anderen Fällen führte Ihr Mann aber ein Katheter in ihre Harnblase ein, so daß sie in einen Behälter urinieren konnte, ohne das Wasser, in dem sie schwamm, zu verschmutzen.«
    Die Frau war sichtlich erschüttert.
    Dan wollte die Sache möglichst rasch hinter sich bringen, um ihretwillen, aber auch, weil dieser Ort ihn

Weitere Kostenlose Bücher