Türkei
heute
phaltbändern, den Nachfolgern der einsti- nicht mehr in „Wohnhöhlen“, sie wohnen
gen, nur für Esel zugänglichen Pfade.
in Häusern, die ihnen die Natur erstellt
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hat und die sie nur nach eigenem Gutdün- sehenswertesten und kunstgeschichtlich streng an einmal geprägten Bildtypen fest-ken gestalten mußten. Der weiche Tuff- interessantesten Kirchen des Göremege- hielt, hat seine Wurzeln im Bilderstreit des stein bot sich dafür an. Man hält sich an bietes. Gegenüber dem Eingang befindet 8. und 9. Jahrhunderts: Wie der Islam verdie Tradition, was die Nutzung der sich eine größere Apsis, zwei weitere, klei- bot auch die Ostkirche die bildliche Dar-Räume betrifft; Küche und Schlafraum nere Apsiden schließen sich zu beiden Sei- stellung Gottes. Zu den Motiven der bilden eine Einheit. Kochstelle, Spülstein ten an. Wenngleich die einzelnen Teile zu Fresken gehören Szenen aus dem Leben und Anrichte sind häufig nur durch einen verschiedenen Zeiten entstanden sind, Jesu: Maria Verkündigung, die Geburt Vorhang vom übrigen Bereich getrennt. zeichnet sich doch eine einheitliche Linie Jesu, die Flucht nach Ägypten, die Taufe Die Kirche mit der Schnalle, Tokalı Ki- ab. Anfänglich mag der heutige Vorraum im Jordan, die Auferstehung des Lazarus, lise, wird dieses Zeugnis christlicher Fres- als Kirche gedient haben; später wurde das letzte Abendmahl, der Verrat des Ju-kokunst genannt, das auf das 11. Jahrhun- der jetzige Hauptraum in den Fels ge- das, Kreuzigung und Grablegung Christi, dert zurückgeht. Ihren Namen hat die schlagen und zum Schluß die hinter den sowie eine große Zahl an Heiligenfiguren Kirche von einer Schnalle, die sich einst Pfeilern liegende Kapelle.
und Aposteln. In der Gestaltung der Men-
an der Decke befand. Auch wenn die Das Querschiff ist der größte bislang ent- schen wird das Kunstverständnis der Ost-Schnalle verlorenging, der Abdruck ist im- deckte mit Fresken ausgestattete Kirchen- kirche besonders deutlich: Der Schnitt der mer noch gut zu erkennen. Diese Höhlen- raum im Göremegebiet. Der Stil der Gesichter und der so direkte, eindringli-kirche zählt sicherlich zu den größten,
figürlichen Darstellung der Ostkirche, der
che Blick ist von den Ikonen her bekannt.
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laues Tal“ ist die deutsche Überset-
zung von Gökova, eine im Tal gele-
gene Ortschaft, an der Straße, die
Bvon Marmaris zur Kreisstadt
MuDŽla führt. Zuerst steigt die Straße in
weiten Serpentinen zu einer Anhöhe, die
einen letzten Blick auf die Bucht von Mar-
maris freigibt. Dann wird die Vegetation
etwas spärlicher, ehe die Straße an einer
weiten Talwanne entlang und über einen
Höhenrücken hinweg führt, um wieder in
einer weiten Senke auszulaufen. Im letz-
ten Abschnitt ist das Tal gut einsehbar.
Man hat den Eindruck, in ein von der Na-
tur geschaffenes Dock zu fahren, wo Tal
und Meer scheinbar nahtlos ineinander
übergehen. Der Eindruck verstärkt sich
dort, wo der Wald endet und eine Allee
fremdartiger und schnellwüchsiger Euka-
lyptusbäume die Straße säumt, die die
Luft mit ihrem starken, würzigen Duft er-
füllen. Wohin man auch schaut, frucht-
bare Felder bis ans Meer und saftige
Wiesen ringsum. Dieses Paradies ist nur
durch einen kleinen Berg vom Ferienpara-
dies am Golf von Gökova mit seinen tür-
kisblauen Buchten getrennt.
Storch müßte man sein! Besonders in Iz-
nik, dem einstigen Nicaea oder Nizäa. Iz-
nik aus der Vogelperspektive: die um den
See führenden Straßen, die Fischer am
85 m tiefen glasklaren Izniksee oder das
Gewirr der Gassen. Damals, als die Stadt
noch Nicaea hieß, unter den Byzantinern,
wurde die Mauer gebaut. Drei Stunden
braucht man, um sie zu umrunden. Im-
merhin ist sie 4427 m lang, neun Meter
hoch und vier Meter breit. Durch vier
Tore gelangt man in die Innenstadt. Nahe
dem Südtor befinden sich Reste eines rö-
mischen Theaters. Im Zentrum besucht
man die Hagia Sophia, wo einst das siebte
ökumenische Konzil stattfand. Auch das
erste ökumenische Konzil im Jahre 325
wurde in der damaligen Bischofsstadt ab-
gehalten. So alt ist Iznik, und die Störche
schauen immer noch auf die Stadt, auch
auf Ruinen; sic transit gloria mundi – so
geht der Ruhm der Welt dahin!
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Links: Eine wohltuende
Verbindung von Natur
und Architektur. Schon
lange steigt kein Muezzin
mehr auf dieses Minarett
in Iznik, um zum Gebet
zu rufen.
Eukalyptusbäume
spenden Schatten in der
Gegend um
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