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Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis

Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis

Titel: Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Roderick & Williams Gordon
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auf beiden Seiten zwei weitere Tunnel abgingen. In der Mitte der Höhle standen ein paar Eimer, ein Tapeziertisch und zwei alte Sessel. Die Holzverkleidung der Decke wurde von zahlreichen Stempeln gestützt, verstellbaren Stahlrohrstützen, die von Rost überzogen waren.
    »Endlich zu Hause«, sagte Will.
    »Das ist wirklich … krass«, staunte Chester ungläubig und runzelte dann die Stirn. »Aber ist es wirklich okay, dass wir uns hier unten umsehen?«
    »Natürlich. Mein Dad hat mir beigebracht, wie man Schächte verschalt und verstrebt. Schließlich mach ich das nicht zum ersten Mal …« Will zögerte und konnte sich gerade noch bremsen, ehe er irgendetwas von der stillgelegten U-Bahn-Station verriet, die er zusammen mit seinem Vater entdeckt hatte. Chester musterte ihn misstrauisch, während Will laut hustete, um die Pause in ihrem Gespräch zu kaschieren. Er hatte seinem Vater absolutes Stillschweigen versprochen und wollte dieses Geheimnis nicht preisgeben, nicht einmal gegenüber Chester. Er schniefte laut und fuhr dann fort: »Das Ganze ist absolut sicher. Allerdings sollte man besser keine Tunnel unter Gebäuden ausheben – das erfordert stärkere Schachtstützen und erheblich mehr Planung. Außerdem empfiehlt es sich nicht, in der Nähe von Wasser oder unterirdischen Flüssen zu graben; denn die können dazu führen, dass der gesamte Stollen absackt.«
    »Hier gibt’s doch wohl kein Wasser, oder?«, fragte Chester rasch.
    »Nur das hier.« Will griff in einen Pappkarton auf dem Tisch und reichte seinem Freund eine Flasche Wasser. »Was hältst du davon, wenn wir hier ’ne Weile abhängen?«
    Die beiden ließen sich in die Sessel sinken und tranken aus ihren Flaschen, während Chester zur Decke hinaufschaute und sich fast den Hals verrenkte, um einen Blick auf die beiden abzweigenden Tunnel zu werfen.
    »Ist es nicht wahnsinnig ruhig hier?«, seufzte Will.
    »Ja«, erwiderte Chester. »Sehr … äh … still.«
    »Mehr als nur das – hier unten ist es so warm und so friedlich. Und erst der Geruch … irgendwie beruhigend, oder? Dad meint, es ist der Ort, wo alles angefangen hat, vor vielen Tausend Jahren – die Höhlenmenschen und all das. Und natürlich ist das auch der Ort, wo wir alle mal enden werden … unter der Erde, meine ich. Und deshalb erscheint es uns ganz natürlich … ein Ort, wo man sich wie zu Hause fühlt.«
    »Ja, schon möglich«, stimmte Chester skeptisch zu.
    »Früher habe ich immer gedacht, wenn man ein Haus kauft, dass einem dann auch der gesamte Grund darunter gehört.«
    »Wie meinst du das?«
    »Also, euer Haus steht doch auf einem Stück Land, oder?«, sagte Will und stampfte des Effekts wegen einmal kräftig mit dem Schuh auf dem Boden der Höhle auf. »Und alles, was sich unter diesem Stück Land befindet, bis hinunter zum Kern der Erde, gehört euch ebenfalls. Natürlich wird das ›Segment‹, wenn man es so nennen will, immer kleiner und kleiner, je weiter man sich dem Mittelpunkt des Planeten nähert.«
    Chester nickte langsam; er wusste nicht, was er sagen sollte.
    »Daher habe ich mir immer vorgestellt, wie es ist, sich tief in die Erde zu graben – in das eigene Stück der Erde, in all diese Tausende von Kilometern, die ja vollkommen ungenutzt sind, statt in einem Gebäude zu hocken, das am äußersten Rand der Erdkruste klebt«, erklärte Will träumerisch.
    »Verstehe«, sagte Chester, der allmählich begriff, worauf sein Freund hinauswollte. »Wenn man sich also nach unten gräbt, könnte man einen Wolkenkratzer bauen, allerdings mit der Spitze nach unten. Wie eine Art eingewachsenes Haar oder so was.« Unwillkürlich kratzte er an dem Hautausschlag auf seinem Unterarm.
    »Ja, ganz genau. So hatte ich es noch gar nicht gesehen. Guter Erklärungsansatz. Aber Dad sagt, dass einem eben nicht der gesamte Grund unter dem Haus gehört. Die Regierung hat das Recht, U-Bahn-Strecken und dergleichen zu bauen, wenn sie will.«
    »Oh«, sagte Chester und fragte sich, warum sie dann überhaupt davon angefangen hatten.
    Im nächsten Moment sprang Will auf. »Okay, schnapp dir eine Spitzhacke, vier Eimer und eine Schubkarre und komm mir nach.« Er zeigte auf einen der beiden dunklen Tunnel. »Ich hab da unten ein paar Probleme mit dem Gestein.«
     
    Zur gleichen Zeit machte Dr. Burrows sich über der Erde entschlossenen Schrittes auf den Heimweg. Er genoss es, in Ruhe nachdenken zu können, während er die wenigen Kilometer bis nach Hause zu Fuß zurücklegte; außerdem

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