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Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis

Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis

Titel: Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Roderick & Williams Gordon
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bei. »Wenn du willst, kannst du das Ding haben.«
    »Wow! Echt?«, rief Chester erstaunt.
    »Ja, nimm ihn ruhig. Ich habe zu Hause noch so einen rumstehen.«
    »Hey, das ist klasse … danke«, sagte Chester und bewunderte das Fläschchen mit solcher Begeisterung, dass er gar nicht sah, wie sich auf Wills Gesicht ein breites Grinsen ausbreitete. Will lebte förmlich für die Momente, in denen er seinem Vater seine neuesten Fundstücke präsentieren konnte. Aber das hier war mehr, als er jemals erwartet hätte -jemand in seinem Alter schien sich aufrichtig für die Früchte seiner Arbeit zu interessieren. Er warf einen Blick auf die vielen Gegenstände auf dem Tisch und verspürte einen Anflug von Stolz. Vor seinem inneren Auge sah er sich, wie er in die Vergangenheit griff und diese kleinen Dokumente ausgesonderter Geschichte zum Vorschein holte. Für ihn war die Vergangenheit eine wesentlich freundlichere Welt als die trostlose Realität der Zeit, in der er lebte. Mit einem Seufzer legte er die Objekte wieder in die Kiste.
    »Ich hab hier unten zwar noch keine Fossilien gefunden … oder sonst irgendetwas wirklich Altes … aber man weiß ja nie«, sagte er und warf einen bedeutungsvollen Blick in die Seitentunnel. »Das ist schließlich der Kick bei der ganzen Sache.«

5
    Dr. Burrows pfiff vor sich hin und schwang seine Aktentasche im Rhythmus seiner eiligen Schritte. So wie jeden Abend bog er Punkt 18.30 Uhr um die Ecke, hinter der sein Haus in Sicht kam. Es handelte sich um eines jener zahlreichen Reihenhäuser entlang der Broadlands Avenue – einförmige Ziegelsteinkästen, in die eine vierköpfige Familie gerade hineinpasste. Der einzige Vorteil seines Heims bestand darin, dass es an das Gemeindeland angrenzte und sich von der Rückseite des Hauses wenigstens ein Ausblick auf eine offene, freie Fläche bot, auch wenn man sich in den Räumen selbst kaum umdrehen konnte.
    Während Dr. Burrows die Tür aufschloss und im Flur ein paar alte Bücher und die Zeitschriften aus seiner Aktentasche nahm, bog Will mit halsbrecherischer Geschwindigkeit in die Broadlands Avenue ein. Sein Spaten glänzte im ersten rötlichen Licht der gerade eingeschalteten Straßenlaternen. Geschickt schlängelte er sich mit seinem Rad zwischen den Strichen der weißen unterbrochenen Linie in der Straßenmitte hindurch, lehnte sich weit in die Kurve, während er durch das geöffnete Tor schoss, und kam mit quietschenden Reifen unter dem Carport zum Stehen. Er stieg ab, schloss das Rad ab und marschierte ins Haus.
    Will brauchte viel Freiraum – weshalb er nur selten daheim anzutreffen war. Er kam zum Essen und zum Schlafen – wie im Hotel. Sein Bedürfnis, möglichst viel Zeit außer Haus zu verbringen, war allerdings nicht ganz unproblematisch: Da er seine Haut nicht lange der Sonne aussetzen durfte, war er regelrecht gezwungen, sich bei jeder Gelegenheit in den Untergrund zu begeben. Nicht, dass ihm das irgendetwas ausgemacht hätte, im Gegenteil.
    »Hi, Dad«, begrüßte er seinen Vater, der nun wie angewurzelt im Wohnzimmer stand, die geöffnete Aktentasche noch immer in der Hand, und sich irgendetwas im Fernsehen ansah.
    Dr. Burrows war zweifellos der einflussreichste Mensch im Leben seines Sohnes. Eine beiläufige Bemerkung oder eine winzige Information seines Vaters konnte Will zu den wildesten und verrücktesten »Nachforschungen« inspirieren, die meistens mit aufwendigen Ausschachtungsarbeiten verbunden waren. Dr. Burrows gelang es zwar jedes Mal, im entscheidenden Moment dabei zu sein, wenn er vermutete, dass eine der Grabungsstätten seines Sohnes ein Fundstück von wirklich archäologischem Wert zutage bringen könnte. Doch meistens zog er es vor, seine Nase in die Bücher zu stecken, die er unten im Keller, seinem Keller, aufbewahrte. Hierhin flüchtete er sich regelmäßig vor dem Familienleben und verlor sich in Träumen von gewaltigen griechischen Tempelanlagen und exquisiten römischen Amphitheatern.
    »Ach ja, hallo, Will«, erwiderte er geistesabwesend nach einer längeren Pause, immer noch ganz versunken in den Fernsehbericht.
    Will schaute an seinem Vater vorbei zu dem Sessel, in dem seine Mutter wie gebannt das Programm verfolgte.
    »Hi, Mum«, sagte Will und ging aus dem Zimmer, ohne ihre Antwort abzuwarten.
    Mrs Burrows’ Blick war auf eine Folge unerwarteter und spannungsgeladener Ereignisse in einer Notaufnahme geheftet.
    »Hallo«, erwiderte sie schließlich, als Will den Raum längst verlassen

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