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Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis

Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis

Titel: Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Roderick & Williams Gordon
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sparte er so das Geld für die Busfahrkarte.
    Vor dem Eingang zum Zeitungsladen hielt er plötzlich inne, schwankte leicht, drehte sich um neunzig Grad und betrat das Geschäft.
    »Dr. Burrows! Ich hab schon gedacht, Sie kriegen wir nie wieder zu sehen.« Der Mann hinter der Ladentheke schaute von der Zeitung auf, die ausgebreitet vor ihm lag. »Wir haben überlegt, ob Sie vielleicht auf Weltreise gegangen sind oder so was.«
    »Nein, leider nicht«, erwiderte Dr. Burrows und versuchte, den Blick von den Snickers-, Mars- und anderen Schokoriegeln abzuwenden, die ihn verführerisch von der Ladentheke anlächelten.
    »Ich hab Ihnen all Ihre Zeitschriften zurückgelegt«, sagte der Ladenbesitzer, griff unter die Theke und holte einen Stapel von Magazinen hervor. »Hier sind sie. Ausgrabungen heute, Archäologie und Geologie sowie Museumsmanagement. Das war doch richtig, oder?«
    »Wunderbar«, sagte Dr. Burrows und griff nach seinem Portemonnaie. »Es würde mir gar nicht gefallen, wenn mir jemand die Zeitschriften vor der Nase wegschnappen würde!«
    Der Zeitungshändler hob eine Augenbraue. »Glauben Sie mir, diese Titel sind in unserer Gegend nicht sonderlich gefragt«, sagte er und nahm den Zwanzigpfundschein, den Dr. Burrows ihm reichte. »Scheint fast, als würden Sie gerade an irgendwas arbeiten«, fuhr er fort, als er Dr. Burrows’ schmutzige Fingernägel sah. »Waren Sie in einem Kohlenbergwerk?«
    »Nein«, erwiderte Dr. Burrows und betrachtete den Schmutz unter seinen Nägeln. »Ich hab in meinem Keller ein bisschen geheimwerkert. Was für ein Glück, dass ich keine Nägel kaue.«
    Kurze Zeit später verließ Dr. Burrows den Zeitungsladen mit seiner neuen Lektüre und versuchte, die Magazine in das Seitenfach seiner Aktentasche zu stopfen. Noch während er mit den Zeitschriften kämpfte, öffnete er die Tür, trat rücklings auf den Bürgersteig und stieß mit jemandem zusammen, der ziemlich schnell ging. Erschrocken prallte er von dem kleinen, aber sehr stämmigen Mann ab und ließ seine Aktentasche mit den Magazinen fallen. Der Mann, der sich so massiv wie eine Lokomotive angefühlt hatte, schien völlig unbeeindruckt und setzte ungerührt seinen Weg fort. Verwirrt stotternd versuchte Dr. Burrows, ihm eine Entschuldigung hinterherzurufen, doch der Mann eilte zielstrebig weiter, rückte seine leicht verrutschte Sonnenbrille gerade, drehte dann den Kopf ein wenig und schenkte Dr. Burrows ein höhnisches Lächeln.
    Dr. Burrows war sprachlos. Der Kerl, den er versehentlich angerempelt hatte, war ein Mann-mit-Hut. In letzter Zeit war ihm unter der Bevölkerung Highfields ein besonderer Typus aufgefallen, ein Menschenschlag, der irgendwie anders wirkte, ohne dabei jedoch zu stark herauszuragen. Als gewohnheitsmäßiger »Menschenbeobachter« war er nach sorgfältiger Analyse zu dem Schluss gekommen, dass diese Leute irgendwie miteinander verwandt sein mussten. Allerdings überraschte ihn die Tatsache, dass außer ihm niemand diese sonderbaren Männer mit den kantigen Gesichtern, den Schiebermützen, schwarzen Mänteln und sehr dicken Sonnenbrillen bemerkt zu haben schien.
    Durch den Zusammenstoß mit dem Mann, dessen nachtschwarze Brille er ein wenig verschoben hatte, war er zum ersten Mal in der Lage gewesen, einen »Vertreter« dieser Gruppe von Leuten aus der Nähe zu betrachten. Abgesehen von dem seltsam eckigen Gesicht und den schütteren Haaren hatte der Mann sehr hellblaue, fast weiße Augen und eine blasse, durchscheinende Haut gehabt. Aber da war noch etwas anderes gewesen: eine seltsame Ausdünstung, die dem Mann anhaftete, eine Art Modergeruch. Er erinnerte Dr. Burrows an die alten Koffer mit stockfleckiger Kleidung, die unbekannte Wohltäter manchmal auf den Stufen des Museums zurückließen.
    Er schaute dem Mann nach, der zielstrebig die Hauptstraße entlangeilte, bis die Gestalt kaum noch zu sehen war. Dann querte ein Passant die Straße und versperrte Dr. Burrows kurz die Sicht. Und genau in diesem Moment war der Mann-mit-Hut wie vom Erdboden verschluckt. Dr. Burrows blinzelte durch seine Brille und hielt angestrengt nach ihm Ausschau, aber obwohl die Straße nicht sonderlich belebt war, konnte er den Mann nirgendwo mehr entdecken.
    Ihm kam der Gedanke, dass er dem Mann-mit-Hut hätte folgen sollen, um herauszufinden, wohin er ging. Doch als sanftmütiger Mensch, der er nun mal war, verabscheute Dr. Burrows jede Form von Konfrontation und versicherte sich rasch, dass dies angesichts

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