Turner 01 - Dunkle Schuld
Departments ist«, sagte der Captain, »dass es sich hier um einen Einzelfall handelt. Damit ist das automatisch auch Ihre Meinung in der Angelegenheit.«
Ich müsste in den Akten nachsehen, was ich jedoch natürlich nicht kann, aber es vergingen um die zwei, drei Monate bis zum nächsten Fall.
Diese Scheißkerle überfielen Tante-Emma-Läden überall in der Stadt. Egal wer hinter dem Tresen stand, ob Papa, Mama oder eines der vielen Kinder, sie schlugen immer gleich mit der Pistole zu, wenn jemand aufmuckte oder beim Zusammenkratzen des Geldes zu langsam war. Die
Täter waren leicht wiederzuerkennen. Es waren immer drei. Einer sprach nie. Er lauerte am Rand, trug einen stählernen Baseballschläger über der Schulter und kam erst rein, wenn die anderen den Laden mit der Beute verlassen hatten. Dann schwang er seinen Schläger und zerschmetterte Hüften, Knie, Arm-und Fußgelenke.
Wieder und wie üblich erreichten uns vertrauliche Informationen aus der Unterwelt der Stadt. Drei Typen, die sonst nur mit Mühe das Geld für ein Glas Bier vom Fass zusammenbekamen, wurden in letzter Zeit häufiger mit frischen Import-Bieren in den Händen gesehen. Einer von ihnen, sagte der Informant, war total unheimlich. Sprach nie, lächelte viel und saß immer vollkommen regungslos da. Trug stets eine Baseball-Mütze, einen Tag die Yankees, am nächsten die Dodgers, Orioles, Rangers. Musste eine Riesensammlung davon haben.
Wie viele von ihrer Sorte, begannen diese Kerle damit, ab und zu ein Ding zu drehen. Als sie merkten, dass sie jedes Mal ungeschoren davonkamen, und sich schließlich an die damit verbundenen Vorzüge gewöhnten, machten sie daraus eine regelmäßige Sache. Zusammen mit der Hilfe von Informanten ist es genau das, was uns in den meisten dieser Fälle den Durchbruch bringt. Schon bald tauchten diese Jungs jede Freitagnacht auf.
Wir wussten, wo sie wohnten. In einem schiefen, halb verlassenen Apartment-Komplex im Süden von Memphis, in der Nähe von Crump und Mississippi. Es war eines dieser Häuser, in denen Sperrholzplatten angebracht werden, um aus großen Räumen kleinere zu machen, und wo man auf der Toilette seine Knie anziehen muss, um sie wie Puzzleteile
zwischen das Waschbecken und die Tür zu quetschen. Aber wir mussten die Kerle immer noch auf frischer Tat ertappen. Jeder Streifenwagen hatte eine Liste mit Tante-Emma-Läden im Innenstadtbereich von Memphis dabei, in denen sie noch nicht zugeschlagen hatten. Wir umkreisten sie wie die Haie.
Es verging ein Freitag, dann noch einer, ohne dass die Kerle in ihrer Bude aufkreuzten. Auch in den Bars waren sie inzwischen länger nicht mehr gewesen, berichtete unser Informant, als sein Kontaktmann Verbindung mit ihm aufnahm. Kein Mensch hatte sie gesehen. Niemand sah sie je wieder.
»Das muss direkt aus dem Department kommen«, hieß es in der Gerüchteküche der Umkleide-und Aufenthaltsräume. »Wer sonst sollte so gut Bescheid wissen.«
Es wurden noch ein paar mehr.
Einer, der Taxifahrer umlegte. Er schlug spät nachts zu, wenn die Taxifahrer praktisch jede Fahrt annahmen, die sie kriegen konnten, dirigierte sie an den Stadtrand und ließ sie dort mit eingeschlagenem Schädel zurück. Das Department zog sich Hunderte von Kopien der Fahrtenbücher und nahm sich die Protokolle der Funker in der Taxizentrale vor. Wir hatten gerade die Frequenz der Streifenfahrten in den Gebieten erhöht, aus denen die Anrufe gekommen waren, als die Morde abrupt aufhörten.
Als Nächstes folgte eine Serie mutmaßlicher Brandstiftungen in hochpreisigen Neubausiedlungen, die sich noch im Bau befanden. Erst gingen zwei, dann drei dieser Siedlungen in Flammen auf. In der dritten Siedlung war ein älteres Ehepaar etwas verfrüht eingezogen, noch bevor die
Bauarbeiten beendet waren. Auch sie gingen mit in Flammen auf. Dann hörte plötzlich alles auf.
Was, zum Teufel, geht hier vor sich?, fragte der Captain und sprach damit aus, was viele dachten, die Presse zum Beispiel, wiederholt und in aller Ausführlichkeit.
Wir haben es nie wirklich erfahren. Aber ein Jahr später, auf einen anonymen Hinweis hin, fanden wir in den Wäldern auf der anderen Seite der Grenze zu Mississippi Seite an Seite sechs flache Gräber, jedes mit einer hölzernen Gedenktafel, in die ein grinsender Totenkopf mit gekreuzten Knochen gebrannt war.
Kapitel Sieben
»Kann ich Ihnen was bringen? Kaffee? Kuchen?«
»Nein danke, Sheriff.«
Nachdem sie sich selbst vorgestellt hatte, ihren Nachnamen
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