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Turrinis Jagd: Kriminalroman

Turrinis Jagd: Kriminalroman

Titel: Turrinis Jagd: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz Friedrich Altmann
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ansagen.
    Brauchen wir uns also nicht auf das Spiel konzentrieren und können endlich zum Erpresserbrief kommen. Der, der gestern in der Gucki ihrer Post war, wie sie zu Mittag in die Redaktion gekommen ist. Mit einem schönen Foto von der Frau Innenministerin. Ein Foto vom Hochwürdigen Herrn Thaddeus Obczernitzky hat ihr das Fräulein Aistleitner doch glatt umsonst draufgegeben: Weil ein so ein Judas, der gehört an den Pranger gestellt: auf die Seite eins der Mühlviertler Nachrichten !
    Hat die Gucki bei der Gelegenheit das Fräulein Aistleitner gleich ein bisserl ausgefratschelt. Über den Neumüller Fritz. Weil nur, weil der Neumüller nicht aus St. Anton ist, sondern aus dem Nachbarort, heißt das noch lang nicht, dass eine Tratschen wie das Fräulein Aistleitner nicht auch über den alles weiß. So war es dann auch.
    â€žDer Neumüller Fritz? Ja, freilich kenn ich den. Und wie ich den kenn!“, war das Fräulein Aistleitner die Auskunftsfreudigkeit in Person. „Der hat doch die Hundshammer Sigrid geheiratet, vom Hundshammer Karl in Haid eine Tochter. Der Hundshammer, der sich Lehner schreibt. Dem seine Frau aber ist keine andere als die Nani, eine Tochter vom Aistleitner Hans, der der jüngere Bruder von meinem Vater ist. Ist also die Nani eine Cousine zu meiner. Meingott, die arme Nani! Die hat es auch nicht leicht im Leben.“
    Da war die Gucki schon ziemlich nah dran, dass sie die Geduld verliert. Weil sie nur allzugut weiß, dass das in ganze Romane ausarten kann, wenn im Mühlviertel Verwandtschaftsverhältnisse erörtert werden. Muss sie das Fräulein Aistleitner vorsichtig wieder zur eigentlichen Frage zurückbringen: „Und was war er für einer, der Neumüller Fritz?“
    â€žEin Falott, wie er im Bilderbuch steht!“
    Eine eindeutige Antwort, muss die Gucki zugeben. Aber halt leider ein bisserl undifferenziert. „Inwiefern?“, fragt sie also nach.
    â€žIn jeder Hinsicht! Nie daheim, immer auf der Jagd: bocknarrisch war er, der Fritz, und weibernarrisch war er auch!“
    â€žUnd? Erfolgreich?“
    Hätte die Gucki nicht fragen dürfen. Weil jetzt das Fräulein Aistleitner sämtliche Opfer der Jagdleidenschaft vom Neumüller Fritz aufzählt. Und da sind nicht Rehe und Hasen gemeint, sondern sämtliche weiblichen Angestellten der Raika, aber auch der Volksbank in St. Moritz, der halbe Lehrkörper der Volks- und der Hauptschule von St. Moritz und sage und schreibe auch etliche weibliche Mitglieder des Kirchenchors St. Moritz. Was das Fräulein Aistleitner natürlich besonders entrüstet.
    â€žWer war denn die Letzte?“, kann die Gucki grad noch einwerfen, bevor sich das Fräulein Aistleitner endgültig in eine rosenkranzlange und rosenkranzmonotone Lamentation über den moralischen und damit auch musikalischen Niedergang des Kirchenchors von St. Moritz hineinsteigert.
    â€žDie Vorletzte war die Pichlbauer Sabrina, die Kindergartenleiterin. Wirklich ein schöner Alt. Hat bei der Hochzeit von der Hundshammer Traudi beim Ave-Maria noch das Solo gesungen. Und eine Wochen später ist sie am Sonntag schon nimmer in die Kirchen gegangen, sondern auf die Jagd, das ausgscham­te Luder, das! Aber zwei Monat später ist sie dann wie­der brav in die Kirchen gerennt und dagesessen mit verweinten Augen. Kann man nur sagen: Recht geschieht ihr!“
    â€žUnd die Letzte?“
    â€žGott allein weiß alles, ich weiß nur fast alles. Aber irgendwann einmal krieg ich alles heraus, auch das! Drauf können S’ Gift nehmen, Fräulein Wurm!“
    Gut, das war jetzt auch wieder nicht direkt eine Auskunft über den Erpresserbrief, aber den können wir uns immer noch anschauen. Weil er ja eh in der Innentasche von der Gucki ihrer Lederjacke steckt: jetzt, beim Tarockieren, in der Meierhansl-Hütte.
    Wieder auf Büttenpapier. Wieder mit einer mechanischen Schreibmaschine getippt. Hat die Gucki aber nicht weitergebracht, die Schreibmaschinen-Spur. Da hat sie dem Eber gegenüber den Mund zu voll genommen, wie sie behauptet hat, sie kann den Schreiber ruck, zuck ausforschen. Der Schreibmaschinen-Mechaniker, den sie am letzten Donnerstag in Linz heimgesucht hat, hat ihr zwar haargenau den Schreibmaschinentyp nennen können: eine Olympia SG 3N – wird zwar seit 1958 erzeugt, ist aber noch ziemlich neu, weil sie schon den € auf der Tastatur hat statt dem $. Eine

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