Turrinis Jagd: Kriminalroman
schöne Fichten am StraÃenrand abrasiert hat. Da hat einfach gar nix mehr was genutzt.
âDen hat es jetzt zerwuzelt!â, hat der Strahhammer Reini sofort gewusst. âAber komplett zerwuzelt. Aber schon sowas von zerwuzelt. Praktisch derbatzt!â
XXI
â Auto ist nicht Auto !â
Da mein ich jetzt aber nicht, dass ein britischer Landrover edler ist als wie ein rumänischer Dacia oder ein nigelnagelneuer Flitzer besser als eine uralte Rostschüssel â da mein ich nur, dass unsere Gucki jetzt vor einem Rätsel steht. Vor dem Wort Auto . Besser gesagt, sie sitzt vor diesem Rätsel, weil sie am ScheiÃhaus sitzt.
Genau genommen sitzt sie in einer ScheiÃhauskabine im Gasthaus Zum Haderlumpen in Gutau. Im Herrenklo. Weil vor dem Damenklo, da gibt es wieder einmal eine Warteschlange so lang wie eine ausgewachsene Anakonda. Eh kein Wunder bei einer Hochzeit! Weil da die Damen alle aufgemascherlt sind wie ein Christbaum. Noch dazu bei einer Trachtenhochzeit! Da haben alle solchene Spitzenunterröcke an, dass das Klogehen zu einem akrobatischen Kunststück wird, und das dauert halt seine Zeit.
Um Erscheinen in Tracht wird gebeten ist auf der Einladung gestanden, die die Gucki gekriegt hat, wie sie heut Nachmittag beim Heimkommen ihre Post durchgeschaut hat. Hat sie lang überlegt, ob sie sich jetzt in ihr Dirndl oder in ihr petrolgrünes Leinenkleid schmeiÃen soll. Hat sich anscheinend aber nicht entscheiden können: weil sie schwarze Jeans, eine schwarze Bluse, eine schwarze Lederjacke und schwarze Stiefel anhat.
Gut, die Jeans hat sie momentan nicht an: Sitzt ja am Klo, die Gucki. Und schaut sich die Klotür und die Wände an. Interessant! Muss sie doch öfter aufs Männerklo gehen. Was es da alles zu sehen gibt! Sa-gen-haft!
Zuerst einmal schöne Bilder. AusschlieÃlich weibliche Akte. Weniger vornehm ausgedrückt: lauter nackerte Weiber. Gegenständlich, aber mit einem Stich ins Abstrakte. Sprich: ziemlich patschert gezeichnet. Dann aber auch allerhand zum Lesen! Natürlich keine ganzen Romane â so viel Platz ist auf einem ScheiÃhaus halt einmal nicht: knappe, präzise Texte. Zu allen möglichen Themen, hauptsächlich zum Thema Sex. Ficken ist geil zum Beispiel. Aber auch durchaus Politisches: Faymann du Arsch kann man da lesen. Und natürlich kommt auch der Sport nicht zu kurz: LASK geh scheiÃen .
So weit, so klar. Aber jetzt kommt es auch schon, das Rätsel: Auto liest die Gucki, ziemlich weit unten auf der Klotür. Und dann auf der rechten Wand oben wieder: Auto . Und links, gleich neben der Klopapierrolle noch einmal: Auto . Sind denn die Mühlviertler alle schon solchene Analphabeten, dass sie nicht einmal den Marken- und den Modellnamen von ihrem eigenen Auto schreiben können?! Also Audi A4, Golf GTI oder Renault Clio. Kommt die Gucki direkt ins Sinnieren. Und weil sie schon einmal dabei ist, sinniert sie halt dahin. Bis sie auch schon wieder dort ist, wo sie nicht hinwill: beim Eber nämlich.
Wie die Sybille sofort gewusst hat: Da ist nichts mehr zu machen! Ist schon am Flug nach Freistadt gestorben. Ist schon im Leichenkammerl gelegen, wie die Gucki ins Krankenhaus gekommen ist. Zum Glück hat sie es wenigstens der Nona nicht beibringen müssen. Die hat ja eh Dienst gehabt und ist in ihrem türkisgrünen Arbeitsgewand von der Intensivstation neben dem Leichnam gestanden. Wie wenn es bei intensiver medizinischer Betreuung doch noch eine Chance geben tät. Hat aber keine gegeben. Das Einzige, was die Nona tun hat können, war flennen.
Schreckt die Gucki auf einmal auf aus ihren Gedanken. Weil jetzt gleich ein paar Männer ins Klo kommen. Die tratschen nicht â wie Frauen das jetzt täten â, nein: die singen! Müssen schon ältere Männer sein, so die Generation vom Poldi seinem Opa. Weil heute der Poldi die Crissi geheiratet hat. Aber wirklich ruck, zuck! Kennengelernt haben sich die zwei ja erst bei der Hochzeit vom Maxi und von der Vroni. Am 19. November. Und näher kennengelernt ja erst am 20. November: beim Brautstehlen. Und heut ist der 20. Dezember. Ist gleich: Genau einen Monat ist das her!
âWie kommt denn die Gucki jetzt auf ältere Männer?â, wird man sich fragen. âKann ja nichts sehen hinter der Klotür.â
Ganz einfach: Erstens singen die älteren Männer beim Brunzen ein ganzes Lied. Ist gleich: mehrere Strophen. Haben also alle
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