Turrinis Jagd: Kriminalroman

miteinander ziemliche Prostata-Probleme. Und zweitens singen sie ein Nazilied. Nicht dass es jetzt bei uns keine jungen Nazi geben tät, aber alle Strophen von Auf Kreta, bei Sturm und bei Regen kennen die sicher nicht.
    Fallt der Gucki natürlich sofort ihr Urlaub ein. Ist ja erst heut am Nachmittag wieder heimgekommen. Drei Wochen ist sie auf Urlaub gewesen. Urlaub unter Anführungszeichen. Weil es eigentlich eine Flucht war.
    War auch nur ein reiner Zufall, dass sie nach Kreta geflogen sind, der Turrini und sie. Ist die Gucki aus dem Krankenhaus heraus und fünf Minuten später ins Reisebüro hinein. Und hat auf die Frage „Wohin?“ nur „Weit weg!“ gesagt. Wollt man ihr gleich die Seychellen andrehen. Da hätt der arme Turrini aber noch viel länger im Frachtraum von einem Flugzeug hocken müssen. In einem Käfig! Ist es halt Kreta geworden.
    War eh nicht schlecht. Paleochora hat es geheißen, ein kleines Kaff am Meer. Ein so ein mildes Klima wie bei uns im Altweibersommer. Hat die Gucki im Sommergewand herumrennen können und bis in die Nacht hinein heraußen sitzen. Eh nicht schlecht, aber: Die anderen Touristen, das waren lauter Paare. Zwar nicht unbedingt Liebespaare – mehr so ältere Paare, die noch die Nachsaison des Lebens genießen wollen. Ist sich die Gucki trotzdem ziemlich allein vorgekommen. Praktisch einsam.
    Während sich der Turrini trotz seinem Mühlviertler Dialekt prächtig mit den griechischen Dorfhunden verstanden hat. Wenigstens einer, der den Urlaub genossen hat! Die Gucki hat dafür ziemlich viel sinniert und ziemlich viel geraucht. Und ziemlich viel getrunken. Ist dadurch aber auch nix besser geworden. Immerhin, die Zeit ist vergangen.
    Wie lange sitzt sie jetzt eigentlich schon am Klo? Höchste Zeit, dass sie sich wieder ins Getümmel schmeißt und mit ihren Nachbarbuben tanzt, dass die Fetzen fliegen. Und dann wird die Braut gestohlen, aber flott! Kurzum: Was die Gucki jetzt braucht, ist Action!
    Aber kaum hat sie die Klospülung gedrückt, hört sie trotz Wasserrauschen einen durchdringenden Jodler. Das kann nur der Fuzzi sein!
    â€žSoso! Am Männerklo treibt sie sich herum, das ausgschamte Luder, das!“, wird die Gucki auch schon begrüßt, wie sie aus dem Scheißhaus herauskommt.
    â€žMuss ich dich was fragen“, sagt die Gucki, schnappt den kleinen Fuzzi am Genick und schleift ihn zu ihrer Scheißhauskabine.
    â€žWie lang der Meinige ist, willst wissen? Da brauchst doch nicht so grob sein.“
    â€žWarum steht da Auto ? Du als Automechaniker musst das doch wissen!“
    â€žWas Auto heißt, willst wissen?“, fragt der Fuzzi und schaut sie ungläubig an. „Weißt das wirklich nicht?“
    â€žTät ich sonst fragen?“
    Zieht der Fuzzi doch glatt einen schwarzen Markierstift aus seinem Trachtenjanker und malt schöne große Blockbuchstaben auf der Gucki ihre Klotür:
    Fut
    â€žAlles klar?“, fragt der Fuzzi.
    â€žKlarer geht’s nimmer.“
    â€žWenn du nachher vertuschen willst, dass du Fut geschrieben hast, brauchst du nur ein O dazuschreiben.“
    Futo
    â€žUnd dann machst du aus dem F mit einem einzigen Strich ein A.“
    Auto
    â€žIst Auto praktisch der Geheimcode für Fut “, erklärt der Fuzzi. „Kennt aber eh ein jedes Kind. Außer dir halt.“
    So viel Blödheit auf einmal, dass die Gucki nur ungläubig den Kopf schütteln kann. Aber dann muss sie auch schon so derartig lachen über diesen abgrundtiefen Blödsinn, dass sie gar nimmer aufhören kann. Dass es sie fast zerreißt!
    Wird es doch noch ein lustiger Abend, mit Brautstehlen und allem Drum und Dran. Kommt die Gucki beim besten Willen nimmer zum Sinnieren. Weil sie aus dem Lachen gar nicht mehr herauskommt.

Franz Friedrich Altmann

    Â© Foto: Rainer Kocher

Zum Autor
    Franz Friedrich Altmann, geboren 1958 in Hagenberg im Mühlkreis, lebt in St. Leonhard bei Freistadt. Romane, Theaterstücke, Kabarett-Texte, Drehbücher. Seine Kriminalromane Turrinis Nase, Turrinis Herz und zuletzt Turrinis Bauch (Haymon 2012) haben ihn einem breiten Publikum bekannt gemacht.

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    HAYMO N verlag
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