TURT/LE: Riskantes Manöver (German Edition)
haben. Was hatte sie sich nur dabei gedacht? Als Hawk ihr von Khalawihiris Ausbruch erzählt hatte, war nur ein Gedanke in ihrem Kopf gewesen: Nach allem, was er angerichtet hatte, die Menschenleben, die er beinahe zerstört hätte, durfte er nicht frei herumlaufen. Sie krampfte ihre Hand um die Armlehne, um sich nicht nervös durch ihre Haare zu fahren. Noch immer vergewisserte sie sich bei jeder Gelegenheit, dass sie keine Glatze mehr hatte. Inzwischen waren ihre Haare sogar etwas länger als vor ihrer Gefangennahme, um damit die Narben auf ihrem Kopf verdecken zu können.
Hawk blickte sie fragend an, aber Jade reagierte nicht darauf. Sie hasste es, ihn immer wieder zu enttäuschen. Seit sie befreit worden war, hatte er sich liebevoll um sie gekümmert und versucht, ihr das Leben leichter zu machen. Warum er sich noch immer um sie bemühte, nachdem sie ihn so oft abgewiesen hatte, war ihr ein Rätsel. Zwar waren sie vor ihrer Abreise nach Afghanistan ein Paar gewesen, doch erst ein paar Wochen. Auf keinen Fall lange genug, um derart tiefe Gefühle zu bewirken. Immer öfter dachte sie, dass es vielleicht eher sein Schuldgefühl war, das ihn dazu trieb, sich um sie zu kümmern. Es gab zwar keinen Grund dafür, sich schuldig zu fühlen, aber sie konnte ihm ansehen, dass er es trotzdem tat.
Inzwischen hatte er es sogar aufgegeben, sie berühren zu wollen, da sie jedes Mal zurückzuckte, wenn er nur in ihre Nähe kam. Dabei wünschte sie sich in ihrem Innern nichts mehr, als in den Arm genommen zu werden und einfach alles vergessen zu können. Doch das war nicht möglich. In ihren Albträumen erlebte sie jede Nacht wieder, wie Mogadirs Männer sie verletzt und gedemütigt hatten. Wie eine unendliche Schleife spielte es sich in ihrem Kopf ab, und sie wusste nicht, ob sie jemals darüber hinwegkommen würde und wieder eine normale Beziehung führen konnte. Deshalb versuchte sie, Hawk von sich zu stoßen, damit wenigstens er glücklich werden konnte. Auch wenn es mehr schmerzte als alles andere.
»Wir sind bald da. Ich habe einen Mietwagen für uns reserviert und ein Motelzimmer in Dumfries.« Er blickte auf die Uhr. »Ich denke, es ist besser, wenn wir erst morgen nach Quantico fahren.«
» Ein Zimmer?«
Hawks Mundwinkel kräuselte sich. »Genau genommen eine Suite mit zwei Schlafzimmern. Ich halte es für besser, zusammenzubleiben, solange Khalawihiri auf freiem Fuß ist und die Gegend unsicher macht.«
Jade nickte zustimmend. Vermutlich würde sie sich wirklich sicherer fühlen, wenn Hawk in der Nähe war, aber sie wollte nicht, dass er ihre Albträume mitbekam. Also würde sie wohl auf ihren Schlaf verzichten, was kein Problem sein sollte. »Wenn es noch nicht zu spät ist, wenn wir ankommen, möchte ich noch weiter nach Quantico fahren. Jede Minute zählt.«
Hawk blickte sie einen Moment stumm an. »Wir werden sehen, wann wir ankommen.«
Es war klar, dass er versuchen würde, sie möglichst aus den Ermittlungen herauszuhalten, aber das konnte sie nicht zulassen. Die Ergreifung Khalawihiris war zu wichtig, sowohl für das Land als auch für sie persönlich.
Es dauerte scheinbar unendlich lange, bis sie gelandet waren, ihr Gepäck bekommen hatten und dann endlich im Mietwagen saßen. Glücklicherweise hatte Hawk einen großen Geländewagen genommen, in dem Jade sich nicht so eingesperrt vorkam. Seit ihrer Gefangenschaft hatte sie ein Problem mit engen Räumen. Und mit Schlangen, Skorpionen, Messern, Wasser und allen möglichen anderen Dingen. Kurz gesagt: Sie war ein Wrack. Es war ein Wunder, dass Hawk sich überhaupt noch um sie bemühte. Er hatte sicher die Berichte der Ärzte und Psychiater gelesen und wusste genau, was ihr alles angetan worden war. Ein Schauer lief durch ihren Körper.
Sofort drehte Hawk die Heizung hoch. »Ist dir kalt?«
»Ein wenig. Ich bin wohl zu sehr an das kalifornische Wetter gewöhnt.«
Hawk lächelte sie an. »Nicht nur du.«
Jetzt im Spätherbst setzte bereits die Dämmerung ein, in einer halben Stunde würde es schon dunkel sein. Angespannt rutschte Jade auf ihrem Sitz herum und blickte auf die sie umgebenden Bäume. »Glaubst du, er ist überhaupt noch hier?«
Hawks Hände schlossen sich fester um das Lenkrad. »Ich weiß es nicht. Einerseits ist er zu Fuß unterwegs – jedenfalls gehen wir davon aus, da kein Auto in unmittelbarer Nähe als gestohlen gemeldet wurde – und wird durch die Kälte und Witterung behindert, andererseits wissen wir nichts über ihn. Es kann
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