TURT/LE: Riskantes Manöver (German Edition)
sein, dass er ein Survivalspezialist ist und ihm das alles nichts ausmacht. Vermutlich kennt er aus Afghanistan viel extremere Wetterlagen.«
»Ich verstehe nicht, warum bisher noch niemand etwas über ihn herausgefunden hat. Es wirkt so, als hätte er gar nicht existiert, bevor er in Afghanistan seine Terrorgruppe aufgebaut hat.«
Hawk nickte. »Nicht mal seine eigenen Gefolgsleute wissen etwas über ihn. Oder sie halten dicht. Auch Mogadir packt nicht aus, um sich selbst zu entlasten.«
Unwillkürlich zuckte Jade zusammen und griff in ihre Haare. Als sie merkte, was sie da tat, ließ sie ihre Hand rasch sinken. Ein vorsichtiger Blick zu Hawk zeigte, dass er ihre Reaktion gesehen hatte.
Seine grünen Augen verdunkelten sich. »Es tut mir leid, Jade. Ich hätte …«
Wütend fuhr sie dazwischen. »Was? Nie wieder in meiner Gegenwart den Namen dieses Verbrechers erwähnt?« Sie holte tief Luft. »Ich bin Agentin, Daniel, wenn ich nicht mal mehr das ertragen kann, wozu tauge ich dann noch?« Ihre Kehle zog sich zusammen und sie verstummte.
Hawk legte seine Hand auf ihre und ignorierte ihr Zusammenzucken. »Vor allem bist du ein Mensch, und du hast etwas durchgemacht, das jedem zu schaffen machen würde.«
»Dir auch?«
Er warf ihr einen ungläubigen Blick zu. »Glaubst du, ich habe auch nur eine Nacht durchgeschlafen, nachdem ihr verschwunden wart? Auch jetzt noch nicht. Du kannst sicher sein, dass meine Reaktion sich nicht von deiner unterscheiden würde, wäre ich an deiner Stelle gewesen.« Seine Finger drückten ihre. »Und ich hätte jederzeit mit dir getauscht, um dir das zu ersparen.«
Tränen stiegen in ihre Augen und sie drehte rasch das Gesicht zum Fenster, damit er es nicht sah. Jade wusste, dass er es ernst meinte, und das machte die Sache noch schlimmer.
»Jade …«
Sie entzog ihm ihre Hand. »Nicht.«
Ein tiefer Seufzer antwortete ihr. Warum gab Hawk nicht irgendwann auf? Innerlich war sie völlig gespalten. Sie wollte, dass er sie in Ruhe ließ, gleichzeitig wusste sie aber auch, dass sie zusammenbrechen würde, wenn er sich von ihr abwandte. Sie brauchte seine Stärke und seine Verlässlichkeit mehr als die Luft zum Atmen. Es war völlig verworren, und sie verstand sich selbst manchmal nicht.
Hawks Stimme war leise, als er schließlich sprach. »Ich möchte dir helfen, Jade, aber das kann ich nicht, wenn du mich nicht lässt.«
Mit Mühe drehte sie sich zu ihm um und sah, dass auch seine Augen feucht glänzten. »Danke. Es … hilft mir, wenn ich weiß, dass du immer für mich da bist.«
»Dann werde ich da sein, solange du mich brauchst.«
Und danach? Doch sie stellte die Frage nicht laut, denn sie hatte kein Anrecht darauf, nachdem sie ihn so lange hingehalten hatte. Ob er inzwischen eine neue Freundin hatte? Sie wagte es nicht, ihn danach zu fragen oder einen der anderen TURT / LE s oder SEAL s auszuhorchen, die sich regelmäßig bei ihr meldeten. Während sie zusammen waren, hatte sie Hawk als sehr körperlich kennengelernt, sowohl beim Sex als auch in allen anderen Situationen. Er hatte sie ständig berührt, und sie hatte es genossen. Wie sollte er ohne jeden Körperkontakt leben können? Denn von ihr bekam er ihn nicht. Der Gedanke sandte einen stechenden Schmerz durch ihr Herz.
Vor der Gefangenschaft und den Folterungen war sie eine starke, unabhängige Frau gewesen, sie musste unbedingt zu ihr zurückfinden, wenn sie jemals wieder glücklich sein wollte – und einem Mann eine vollwertige Partnerin. Ihr Hass auf Mogadir wuchs ins Unermessliche. Er hatte ihr all das genommen. Wenn sie ihn jemals in die Finger bekam, würde sie dafür sorgen, dass er bereute, sie berührt zu haben. Aber im Moment würde sie sich auf Khalawihiri konzentrieren, denn trotz ihrer persönlichen Erfahrungen wusste sie, dass er der gefährlichere der beiden Verbrecher war.
Erleichtert atmete sie auf, als sie beim Motel ankamen und sie sich für einen Moment in ihr Zimmer zurückziehen konnte. Jade stellte sich vor den Spiegel und stützte sich mit beiden Händen an der Wand ab. Die schwarzen Haare lockten sich um ihr blasses Gesicht und hoben ihre blauen Augen hervor, die von dunklen Schatten umgeben waren. Mehrere dünne Linien zogen sich über ihr Gesicht, wo Mogadirs Schergen sie mit Messern verletzt hatten. Die Narben verunstalteten sie nicht, aber sie würden Jade ihr ganzes Leben lang an die Tortur erinnern. Nicht, dass die vier Tage und Nächte nicht sowieso in ihr Gedächtnis eingebrannt
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