Twin Souls - Die Rebellin: Band 2 (German Edition)
Oder an Devon.
Nur eine Sekunde lang.
Nur einen Moment lang.
Nur diesen einen Moment lang …
Aber das musste ich. Mein Körper gehörte nicht mir allein. So war es nun mal, egal wie unfassbar unfair es sich manchmal anfühlte.
» Es wird alles gut, Eva « , sagte Ryan, und die Worte strichen am Rand meines Kinns entlang.
Er lehnte sich zurück und mit einem Mal war wieder Luft in der Welt. Wir sahen uns nach wie vor an. Dann glitt sein Blick zu dem kleinen goldenen Vogel zwischen uns, halb verdeckt von unseren Fingern.
Seine Hand drückte meine.
Unsere.
Kapitel 5
Einen Monat zuvor, am Strand, hatte Jackson Addie und mir erzählt, wie Hybride mit ihrer besonderen Situation umgingen – oder wenigstens, wie sie mit einem Teil davon umgingen. Über gewisse Dinge sprachen wir nicht. Er brachte mir nicht bei, wie ich die Albträume von Nornands weißen Wänden unterdrücken konnte, ließ mich nicht wissen, ob es okay war, dass ich manchmal unfassbar wütend auf Mom und Dad war, weil sie das alles nicht verhindert hatten.
Aber Jackson erklärte uns, wie Hybride so etwas Ähnliches wie Unabhängigkeit erreichen konnten, obwohl ihr Körper ihnen nie wahrhaft allein gehören würde. Sie brachten sich dazu, zu verschwinden, indem eine Seele ins Unbewusste abdriftete.
Ich hatte es ein Mal aus Versehen getan, als Addie und ich dreizehn gewesen waren, aber seit damals nie wieder. Zwischen mir und Addie hatte das unausgesprochene Versprechen geherrscht, dass ich sie niemals wieder allein lassen würde. Aber inzwischen waren wir fünfzehn, und obwohl es undenkbar gewesen wäre, Addie für immer zu verlassen, standen ein paar Minuten oder Stunden auf einem ganz anderen Blatt. Der Reiz der Freiheit lockte mich.
, sagte Addie jedes Mal, wenn ich die Möglichkeit des Abtauchen s erwähnte, wie Jackson es nannte.
Eine Woche zuvor hatte ich endlich den Mut gefasst, Sophie danach zu fragen. Wenn ich abtauche, besteht dann die Möglichkeit, dass ich nicht zurückkomme?
Sie lachte, als hätte ich sie gefragt, ob uns der Blitz treffen würde, wenn wir den Kopf aus dem Fenster steckten.
» Natürlich wirst du zurückkommen, Eva. Hast du es denn nie zuvor getan? «
» Aber wie steuert man, wie lange man weg ist? Was, wenn man tagelang fort ist? Oder wochenlang? «
Sie lächelte. » Dann musst du mir das unbedingt erzählen, denn das wäre Weltrekord. «
» Also ist es noch nie vorgekommen? «
Die Eindringlichkeit in unserer Stimme musste sie berührt haben, denn ihre Miene wurde sanfter. » Die längste Abwesenheit, von der ich je gehört habe, ist ein halber Tag, Eva. Wenn du es noch nie gemacht hast, könnte es tatsächlich schwer zu steuern sein, wie lange du fort bist. Dir gelingt es vielleicht nur ein paar Minuten lang oder es könnten ein paar Stunden werden. Aber mit der Zeit wirst du den Dreh rausbekommen. Du wirst lernen, es zu kontrollieren. «
» Wie? «
» Es … es ist schwer zu erklären. Es ist etwas, das man in erster Linie dadurch lernt, dass man es tut. Versucht es einfach immer wieder. Addie und du werdet schon herausfinden, wie man es macht. «
Aber Addie und ich hatten gar nichts herausgefunden, weil Addie sich weigerte, es auszuprobieren.
, sagte ich.
Sie hatte recht. Es war stets Addie gewesen, die sich nach Normalität gesehnt hatte. Ihr war der Luxus vergönnt gewesen, darüber nachzudenken. Während unserer Kindheit hatte es keine Form von Normalität gegeben, die mein Überleben mit einschloss.
Jetzt gab es sie. Und ich wollte sie, mehr als alles andere.
Und dennoch war es ebenso Addies Wahl wie meine, und ich spürte, wie zerrissen sie innerlich war. Aber ich spürte ebenso das Echo der Erinnerung von Ryans Lippen an unserem Kinn und den Phantomkrampf in unserer Magengrube, wann immer er zu nahe kam – den Schmerz, der nicht meiner war.
Ich konnte nicht ewig so weitermachen.
Vielleicht war es Emalia gewesen, die Peter überzeugt hatte, uns an dem Treffen teilnehmen zu lassen. Aber etwas sagte mir, dass es Sabine gewesen war, die uns letztendlich dazu verholfen hatte. Jensons Rede hatte alle hochgradig nervös gemacht, selbst Emalia. Ryan warf uns hinter Emalias Rücken
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