Twin Souls - Die Rebellin: Band 2 (German Edition)
Sonntagmorgen. «
Es war leicht, das Leiden anderer Menschen auszublenden, wenn es im Verborgenen geschah, aber sehr viel schwerer zu verdauen, wenn es sich auf der eigenen Veranda abspielte.
In Nornand hatten wir alle Blau getragen.
Welche Farbe trugen sie in Hahns?
» Aber es wird nie darüber hinausgehen. « Sabines Stimme war leise und dennoch klar und deutlich. » Die Medien werden diese Story niemals bringen dürfen. «
Peter schüttelte den Kopf. » Das war von Anfang an unwahrscheinlich. Und nach dem, was Jenson heute Morgen angekündigt hat, ist es völlig undenkbar geworden. «
Addie runzelte die Stirn, aber ich begriff. Indem sie behaupteten, dass ihnen ein Vorstoß auf dem Gebiet der Hybridheilung gelungen war, konnten sie die Hahns-Story wie die sprichwörtliche Mücke zerquetschen. Und indem sie vor möglichen Vergeltungsschlägen der Hybriden warnten, hatten sie nun eine Entschuldigung, Sicherheitskräfte anzufordern, ohne die neuesten Ausbrüche eingestehen zu müssen.
» Diane war vorsichtig « , sagte Peter. » Aber jemand hat genug über sie herausgefunden, um misstrauisch zu werden. Wir wissen nicht, ob sie die Verbindung zwischen diesem Vorfall und dem Nornand-Ausbruch herstellen werden – oder ob sie irgendetwas in der Hand haben, was Diane womöglich mit uns in Verbindung bringt. Also seid wachsam, alle miteinander. Seid vorsichtig. Wir werden uns eine Weile bedeckt halten müssen. «
» Was ist mit der neuen Anstalt in Powatt? « Das war wieder Sabine. Sie fingerte an den Goldknöpfen ihrer Jacke, während sie sprach, fuhr mit dem Daumen den glatten Rand entlang.
Peter wandte sich ihr zu. » Was soll damit sein? «
» Powatt ist kaum anderthalb Stunden von hier entfernt. Ist es nicht bedenklich, dass sie anfangen, Anstalten zu bauen, die von den Großstädten aus bequem mit dem Auto zu erreichen sind? «
» Sag, was du sagen willst, Sabine « , forderte Peter sie auf.
Sabine wollte fortfahren, aber der rothaarige Junge schnitt ihr das Wort ab. » Sie meint: Denkst du nicht, es ist ein Problem, dass es inzwischen okay ist, die Anstalten neben einen Haufen Leute zu pflanzen? Jeder weiß, dass es sie gibt, aber früher einmal war das Gewissen der Leute noch laut genug, dass sie nicht hundert tote Kinder direkt vor ihrer Haustür haben wollten. Und jetzt ist das allen egal? «
Seine Stimme klang vertraut – barsch und aufgebracht und von Wut geprägt. Er musste Christoph sein, der Junge, der am Morgen angerufen hatte.
» Die Leute werden immer apathischer, Peter « , sagte Christoph. » Und die Regierung wird von Tag zu Tag dreister. Bald werden sie sich noch nicht einmal mehr Gedanken darum machen, Dinge wie die Sache mit Hahns zu vertuschen. Sie werden die hybriden Kids einfach von der Straße holen und ihnen eine Kugel in den Kopf jagen … «
» Christoph « , sagte Peter im selben Moment, in dem Jackson die Schulter des Jungen mit seiner anstieß. Christoph verstummte, behielt aber den rebellischen Gesichtsausdruck bei. » Wir sammeln noch Informationen über die Powatt-Anstalt. Sobald wir wissen, was wir wissen müssen, werden wir uns ihrer auf die nötige Weise annehmen. «
Mir schoss ein Gedanke durch den Kopf, bei dem sich mir der Magen umdrehte.
Wie lang hatte Peter Informationen gesammelt, bevor er beschloss, einen Rettungsplan in Angriff zu nehmen? Das erste Mal, als wir mit Jackson gesprochen hatten, als er uns in Nornand in die Abstellkammer gezerrt hatte, hatte er uns beschworen, Hoffnung zu bewahren, weil die Rettung kommen würde, aber noch mehr Zeit bräuchte. Wir hatten ihm erzählt, dass wir keine Zeit mehr hatten, dass Hally und Lissa unters Messer kommen sollten.
Wenn Jackson an dem Tag nicht mit uns gesprochen hätte, wäre die Rettungsaktion vielleicht erst Tage oder Wochen später durchgeführt worden. Hally und Lissa wären jetzt vielleicht tot.
Addies Unbehagen lastete schwer auf mir. Sie zögerte.
Es war unmöglich zu wissen.
Der Rest des Treffens zog wie hinter einem Schleier verborgen an mir vorüber. Als es mir schließlich gelang, mich wieder auf etwas anderes als meine durcheinanderwirbelnden Gedanken zu konzentrieren, hatten sich bereits kleine Grüppchen gebildet, die in persönliche Gespräche vertieft waren. Ich bemerkte nicht, dass Sabine auf uns
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