Twin Souls - Die Rebellin: Band 2 (German Edition)

Titel: Twin Souls - Die Rebellin: Band 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Zhang

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durch nichts als eine schmucklose Tür und ein Holzschild hervor, auf dem in eleganten schwarzen Buchstaben das Wort Stillleben stand. Ein breites Schaufenster erstreckte sich über die Wand, aber ich erhaschte nur einen kurzen Blick auf Bilderrahmen und Schwarz-Weiß-Fotografien, ehe Cordelia die Tür öffnete.
    Eine Glocke läutete, als wir eintraten. Das wenige an Wand, das dem kleinen Laden zur Verfügung stand, war mit Fotografien übersät. In einem Silberrahmen drückte ein kleiner Junge das Gesicht an die schlanken Stäbe eines weißen Treppengeländers. Ein hünenhafter, breitschultriger Mann mit einer gleichermaßen riesigen kürbisfarbenen Katze steckte in dem Rahmen daneben.
    Cordelia führte uns in einen Lagerraum an der Rückseite des Ladens, wo wir alle zwischen einer Ansammlung leerer Bilderrahmen und staubbedeckter Pappschachteln gedrängt dastanden. Die Decke war überraschend hoch. Selbst Jackson, groß wie er war, brauchte einen Schemel, um das Seil zu fassen zu bekommen, das von der Dachbodenluke hing.
    » Das Seil war ursprünglich länger « , erläuterte er. » Es ist vor einem halben Jahr gerissen, deswegen brauchen wir den Hocker. «
    » Bindet doch einfach ein zweites Seil daran « , schlug Devon vor.
    Jackson lächelte, als er die knarzende Falltür herunterzog. » Aber der Hocker ist spannender. Außerdem würde ein längeres Seil mehr Aufmerksamkeit erregen. « Er trat von dem Schemel, zog aber weiter an der Tür. Eine Reihe Stufen klappte murrend und knarrend herunter. » Und das hier « , sagte er und zerrte an den Stufen, bis sie einrasteten, » ist ein Geheimnis. «
    Addie wich instinktiv einen Schritt zurück.
    Einmal, als Addie und ich noch klein waren und in der Stadt lebten, war unsere Familie zu einer Party eingeladen worden, die eine von Moms alten Freundinnen schmiss. Sie waren in einen Vorort gezogen und hatten ein großes Haus mit einem Pool und einem Grill. Es war Sommer. Heiß. Die Erwachsenen standen draußen zusammen, unsere Eltern waren damit beschäftigt, sich unter die Leute zu mischen und hinter Lyle und Nathaniel herzurennen, die damals erst zwei waren.
    Ich erinnere mich nicht, wie viele Leute dort waren. Meinem siebenjährigen Ich war es vorgekommen, als wären es hundert oder mehr. Wir waren mindestens zehn Kinder. So viel weiß ich noch. Wir spielten Verstecken. Ein Mädchen in einem gelben Kleid war mit Suchen dran.
    Ich hatte Addie gedrängt, den anderen ins Haus zu folgen. Zwei Jungs rannten die Treppe zum Dachboden hinauf. Einer von ihnen blieb auf halber Höhe stehen, um uns mit einem Winken zu bedeuten, mit ihnen zu kommen. Addie hatte gezögert, aber ich hatte gesagt: Hinterher.
    Weil er gewunken hatte. Weil er uns ausgewählt hatte, mit ihm zu gehen, und ich voller Hoffnung war.
    Auf dem Dachboden war es drückend heiß gewesen. Es war eine leblose Hitze, die Sorte, die sämtliche Luft aus einem Zimmer saugt. Dort oben hatte eine verzierte, altmodische Truhe gestanden. Wahrscheinlich hatte mehr als eine dort gestanden. Und ich habe auch eine schwache Erinnerung an Kartons. Aber vor allem erinnere ich mich an die größte Truhe, denn jener Junge, er hatte gesagt: Niemand wird da reingucken.
    Also waren Addie und ich hineingestiegen und hatten uns zusammengekrümmt, um in die Dunkelheit zu passen.
    Er hatte den schweren Deckel gesenkt, sein Freund stand hinter ihm und sah ihm dabei zu.
    Dann hatte er ihn so leise verschlossen, dass wir kein Geräusch vernahmen.
    » Geht hoch « , sagte Jackson und zeigte auf die Treppe. » Ihr zuerst. Schließlich seid ihr unsere Gäste. «
    Hier und jetzt eine Panikattacke zu haben, während alle zusahen, wäre entsetzlich peinlich gewesen.
     So etwas Ähnliches hatte ich auch in Nornand gesagt, als wir gezwungen worden waren, für einen Test in eine qualvoll schmale Röhre zu klettern. Damals hatte ich gelogen. Aber mit einem Dachboden würden wir klarkommen, besonders wenn er über Fenster verfügte und nicht zu vollgestopft war. Wir mussten uns nur zusammenreißen.
    Addie presste unsere Lippen aufeinander und bewegte sich vorwärts. Die Treppe – im Grunde mehr Leiter als Treppe – federte und knarrte bei jedem Schritt.
    Wir wurden von der vertrauten Dachbodenwärme begrüßt. Die Decke bestand aus nackten dunklen Holzbalken und war so gekrümmt, dass sie beinah die gleichermaßen nackten Bodendielen berührte. Jemand hatte ringsum im Zimmer verteilt eine Reihe dicker Nägel eingeschlagen, an denen