Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Twin Souls - Die Rebellin: Band 2 (German Edition)

Twin Souls - Die Rebellin: Band 2 (German Edition)

Titel: Twin Souls - Die Rebellin: Band 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Zhang
Vom Netzwerk:
eine Pause. Dann bückte er sich und küsste mich, und einen Moment lang war es okay – es war stürmisch und vertraut und tröstlich. Bis mir Jacksons Kuss in den Sinn kam und Addie und ich, ohne es zu wollen, zurückfuhr.
    Ryan wurde völlig starr. Die Hand, die auf unserer Schulter gelegen hatte, hing in der Luft.
    » Entschuldige « , sagte ich rasch, leise. Ich warf einen Blick über die Schulter. » Ich dachte, ich hätte etwas gehört. Ich bin einfach immer noch etwas schreckhaft von der Aktion vorhin. «
    Nach einer Sekunde nickte er und ließ die Hand fallen.
    Er versuchte zu lächeln, ehe er es aufgab und in die Wohnung zurückkehrte.

Kapitel 27
    Ich saß noch lange, nachdem Sophie und Kitty schlafen gegangen waren, wach im Bett, die Knie an die Brust gezogen, und grübelte darüber nach, was ich zu Addie sagen sollte, wenn sie zurückkam.
    Es war richtig, dass wir beide eine Privatsphäre hatten. War das nicht der Sinn des Abtauchens? Einer jeden von uns eine Ahnung davon zu geben, wie es war, allein zu sein? Zu handeln, zu fühlen und zu sein, ohne dabei an die andere zu denken?
    Aber letztendlich waren meine Hände immer noch Addies Hände. Addies Mund war mein Mund. Als wir noch Kinder waren, damals, bevor ich die Kontrolle ganz verloren hatte, war Addie sich unseres Körpers immer sicherer gewesen als ich. Beinah jedes Mal war es ihr gelungen, ihren Willen durchzusetzen, wenn unsere Vorstellungen aufeinanderprallten. Aber inzwischen waren wir älter. Alt genug sicherlich, um einen Weg zu finden, uns diesen Körper zu teilen, ohne uns gegenseitig zu verletzen.
    Unsere Nachttischschublade stand halb offen. Addies Skizzenbuch schaute heraus. Ich zögerte, dann legte ich es in meinen Schoß. Im Mondschein und Licht der Straßenlaternen, das von draußen hereindrang, konnte ich die Seiten so gerade erkennen. Ich hielt bei einer Zeichnung von Hally inne. Bei der halb fertigen Skizze von Kitty, die Fernsehen guckte, das Gesicht von uns abgewandt und beinah vollständig, der übrige Körper dagegen nach wie vor flach und schemenhaft, sich in nichts als Linien auflösend
    Die darauffolgende Zeichnung war eine, die ich nie zuvor gesehen hatte. Es handelte sich um ein Bild von Jackson, das die schlaksige Form seiner Schultern und seines Rückens skizzierte, die Art und Weise, wie seine Haare ein klein wenig zu lang waren und ihm in die Augen fielen. Er sah mich an. Sah sie an. Ich erwiderte den Blick, versuchte – obgleich ich wusste, dass es sinnlos war –, mich an jene Momente zu erinnern, die Addie damit verbracht hatte, sein Bild in Grafit zu bannen.
    Meine Hände hatten das hier gezeichnet. Meine Finger hatten den Stift umschlossen, den Radiergummi gehalten. Meine Augen hatten den Blick über seinen Körper schweifen lassen, die Falten studiert, die sein T-Shirt warf, und die Linien seiner Hände. Aber ich würde mich nie daran erinnern. Addie hatte keinen Hintergrund gezeichnet, nur einen schwachen Umriss des Stuhles, auf dem Jackson saß, sodass ich nicht einmal wusste, wo die zwei gewesen waren, als es sich abspielte. Ich hatte keine Ahnung, worüber sie geredet hatten.
    Ich legte das Skizzenbuch genau in dem Moment zurück, als Addie wieder ins Dasein herüberglitt.
     Ich streckte mich nach ihr aus, wie ich es getan hatte, als wir noch Kinder waren. Meine sorgfältig geplanten Sätze verhedderten sich, die Worte verknoteten sich auf meiner Zunge.
    Es verstrich ein langer Moment, ehe Addie etwas erwiderte.
     Sie sprach zurückhaltend, ihre Stimme war sanft.
    Ich zuckte zusammen.
    
    , sagte ich.
    Sie seufzte.