sie einfach die Kontrolle übernehmen. Unsere Hände ballten sich zu Fäusten.
Addie hielt inne. Zögerte sie? Hoffte sie, dass ich sie ermutigen würde, fortzufahren?
Ich sagte nichts. Ich gestattete mir kaum, zu denken. Etwas Schreckliches war im Anzug – ich hörte sein Grollen in Addies Stimme.
, sagte sie.
Ihre Worte brandeten über mich hinweg, versuchten, mich umzuwerfen, aber ich würde nicht, würde nicht, würde nicht fallen.
, sagte Addie. Es lag ein Flehen in meinem Namen. Ein Flehen und ein Mahnen. Eine Hand, die sich zu mir ausstreckte. Ein angehaltener Atem, der meine Antwort erwartete.
Kapitel 32
Ich wartete und wartete darauf, dass der Schwindel, der mich gepackt hatte, vorüberginge. Dass die reißende Flut abnehmen und mich aus ihren Fängen entlassen würde. Tat sie aber nicht.
, sagte Addie.
Ich gab keine Antwort. Aber sie konnte meine Ungläubigkeit schmecken und ich wusste es. Ich konnte es nicht verhindern. Es gelang mir nicht, sie zu unterdrücken.
Addies Niedergeschlagenheit berührte mich mehr als alles andere. Ich schluckte meinen Protest, bevor ich ihn in Worte fassen konnte.
Einen Moment lang war ich nicht wütend. Ich hatte keine Angst.
Ich war bloß … enttäuscht.
Ich hatte geglaubt, dass ich endlich für etwas kämpfte. In einer Sache aktiv wurde, von der ich überzeugt war, die über jeden Zweifel erhaben war.
Aber alles, was ich zuwege gebracht hatte, war, mich in einem neuen Netz von Lügen zu verheddern.
, fragte ich leise.
Es verstrich ein Moment, ehe sie antwortete.
Sie zögerte. Schmerz durchzuckte mich. Ihr Schmerz.
Mord. Das würde es sein, wenn die Bombe hochging, während Menschen im Gebäude waren. Morde, Mehrzahl. Ich wartete auf irgendeine Art von Reaktion, irgendeine die Eingeweide zerfleischende, das Herz brechende, Tränen vergießende Reaktion, aber es kam keine. Nachdem die erste Übelkeitswelle über mich hinweggerollt war, schien ich nicht mehr fähig, überhaupt noch etwas zu fühlen.
Jemand klopfte. Ich wurde in die Welt jenseits von Addie und mir und dem geschlossenen Zirkel unserer Gedanken zurückkatapultiert. Emalia schaltete den Projektor aus und ging zur Wohnungstür.
Es war Ryan. Er öffnete den Mund, schloss ihn aber wieder, als sein Blick auf Addie und mich fiel. Er runzelte die Stirn.
Dann war er nicht länger Ryan.
Ich hätte nicht sagen können, was Devon von unseren Augen und Lippen ablas. Ich erwiderte seinen prüfenden Blick. Irgendwie war die Kontrolle über unseren Körper zu mir zurückgewechselt. Ich wollte sie nicht. Ich wusste nicht, was ich mit ihr anfangen sollte.
» Devon? « , sagte Emalia fragend. Die Eindringlichkeit seines Blicks war schwer zu übersehen. Aber sie sagte nichts außer » Komm rein « dazu.
Ich stand da, als hätte ich ihn erwartet. Er kam wortlos auf mich zu.
» Guckt ihr ruhig weiter « , sagte ich zu Emalia und Nina, bevor ich Devon den Flur hinunterfolgte.
» Addie hat es dir erzählt « , sagte er, sobald ich die Zimmertür hinter uns geschlossen hatte.
Ryan, dachte ich. Ryan, weißt du Bescheid? Bist du genauso betäubt wie ich?
In stillem Einverständnis warteten Devon und ich ab, bis wir den Projektor wieder lossurren hörten. Bis Emalias und Ninas Unterhaltung als leises Murmeln zu uns herüberdrang. Ich spürte Addie neben mir, schweigend, aber irgendwie stärker.