Twitter: Eine wahre Geschichte von Geld, Macht, Freundschaft und Verrat (German Edition)
Eingangsbereich gab es eine ausladende Dachterrasse, auf der sich Angestellte auf Kunstrasen entspannen und arbeiten konnten, umringtvon der Skyline San Franciscos. Auf jeder Etage befanden sich Snackbars. Es gab einen mit Sofas und Baumscheibentischen eingerichteten Spielraum mit Tischtennisplatte und alten und neuen Videospielen, einen Yogaraum, Parkflächen und einen Speisebereich, wo Dick nun seine Rede an die Belegschaft begann, mit einer Decke, die zum Himmel aufstrebte wie eine Welle kurz vor ihrem Gipfel.
Nach außen hin trieb Jacks Image zwar üppige Blüten, intern begann seine Aura jedoch rasch zu verblassen. Ende Juli 2011 hatte er vier Produktmanager gefeuert, die zu Evs Team gehört hatten und (mehr oder weniger gut) über Jacks Rolle beim Rauswurf von Ev Bescheid wussten. Dann servierte er Sean Garrett ab, den Kommunikationschef, zum Teil aus Rache dafür, dass Garrett sich ein Jahr zuvor bemüht hatte, Jacks Mitteilungswut gegenüber den Medien zu zügeln. Twitter-Beschäftigte beklagten sich außerdem immer häufiger bei ihren Vorgesetzten über die schwierige Zusammenarbeit mit Jack, der zu ihrem Leidwesen wiederholt seine Meinung zu Produktentwicklungen änderte.
Jacks unablässige Medienpräsenz fing an, seine Beziehung zu Dick in Mitleidenschaft zu ziehen, dessen Führungsrolle als Vorstandschef von Twitter er in Interviews einfach unterschlug, sodass Dick wie ein bloßer Angestellter erschien.
Im Fernsehen wurde Jack manchmal als Chef von Twitter und Square vorgestellt, und er gab sich keinerlei Mühe, den Irrtum zu berichtigen. Dieser Trugschluss verbreitete sich bei anderen Firmenvorständen, den Medien, ja sogar bis hin zu den Taxifahrern der Stadt.
Eines Nachmittags nahm Dick ein Taxi, um zu einer Besprechung in die Twitter-Zentrale zu fahren.
»Wohin?«, fragte der Fahrer.
»Ecke Market und Tenth«, erwiderte Dick. »Twitter-Zentrale.«
Er werde seinen Gast an der Ecke herauslassen müssen, erklärte der Taxifahrer, weil man dort auf der Market Street nirgendwo halten könne. »Es ist jedes Mal das Gleiche, wenn ich jemanden dorthin fahre«, klagte der Mann. »Es sollte vor dem Twitter-Gebäude wirklich einen Haltestreifen geben.«
»Mal sehen, was ich für Sie tun kann«, sagte Dick verständnisvoll. »Ich bin der Vorstandschef von Twitter.«
Der Taxifahrer drehte sich aufgeregt um und rief: »Wow! Sie sind Jack Dorsey?!«
Dick seufzte.
Mochte es in der Öffentlichkeit auch nicht bekannt sein, wenigstens die Angestellten von Twitter wussten, dass Dick das Sagen hatte.
Er hatte sich redlich Mühe gegeben, um nach den stürmischen Jahren mit verschiedenen Vorstandschefs in der Firma für eine gute Stimmung zu sorgen. Dick war bei den Mitarbeitern unzweifelhaft beliebt. Er vergalt es ihnen, indem er sich wirklich für die Firma und die Menschen, die in ihr arbeiteten, ins Zeug legte. Er hatte sich außerdem sehr bemüht, im Unternehmen die ethischen Werte lebendig zu halten, die Ev, Biz und Goldman eingeführt hatten, und sträubte sich weiterhin gegen die Herausgabe von Nutzerinformationen an die Behörden. Bei alledem war er sich bewusst, dass er eine Verantwortung hatte, Twitter zu einer profitablen, florierenden Firma zu machen. Dick und Finanzvorstand Ali Rowghani machten sich außerdem daran, Feeds von Drittanbietern zu blocken, damit Konkurrenten wie Bill Gross die Nutzer nicht von Twitter zu anderen Netzwerken weglotsen konnten.
Nachdem die Angestellten ihre Kartons ausgepackt und Bücher, Tastaturen, Computerkabel und persönliche Gegenstände auf und in den Schreitischen ihres neuen Büros verteilt hatten, hielt Dick in der Zentrale an der Market Street seine erste Mitarbeiterversammlung ab. Er stand in der Cafeteria vor seiner Belegschaft und hieß alle an ihrer neuen Arbeitsstätte willkommen. Twitters neues Heim sah nun wie die Zentrale eines großen Konzerns aus, dessen Bewertung unter Dicks Führung 2012 auf zehn Milliarden Dollar angestiegen war. Das Unternehmen machte nunmehr eine Million Dollar Umsatz pro Tag durch gesponserte Tweets und andereWerbung. Bis Ende des Jahres würde es mit Hunderten Millionen Dollar Werbeeinnahmen im Jahr durchgehend profitabel werden. Unter Dick bekam Twitter auch bald das Problem der Ausfallzeiten in den Griff und war nahezu 100 Prozent der Zeit online. In weniger als zwei Jahren sollte das Unternehmen an die Börse gebracht werden und schließlich, wie die Investoren hofften, 100 Milliarden Dollar wert sein.
Mit dem Mikro in der
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