Two Night Stand
immer noch nicht damit abfinden und musste sich mit dummen Sprüchen in den Vordergrund spielen.
„Schon gut“, murmelte Jens.
„Dann kannst du dich ja bei Shona entschuldigen, nicht wahr?“, Adam ließ ihn immer noch nicht aus den Augen.
„Sie hat mich doch genauso beleidigt“, motzte Jens ihn an.
„Aber sie hat dich nicht an den Hintern gepackt, oder?“, Adam ging einen Schritt auf ihn zu.
„Großer Gott, als ob ich ihm an seinen Flach-Arsch packen würde“, jetzt musste Shona doch lachen, schon der Gedanke daran war absurd.
„Entschuldige, Sissi“, sagte Jens genervt, es klang alles andere als ehrlich, aber Shona war nicht nachtragend, sie reckte stattdessen ihr Näschen in die Luft.
„Schon gut, du Opfer“, lächelte sie ihm dann betont liebenswürdig zu.
„Gut, dann wäre ja alles geklärt“, Franz Mertens atmete durch. Der alte Chef mochte es nicht, wenn es Probleme gab, und er war auch viel zu lieb, um sich richtig durchsetzen zu können. Bei Problemen ließ er dann gerne Adam den Vortritt, der sich schon durch seine groß gewachsene Gestalt Respekt verschaffen konnte.
Shona beneidete ihn für seine natürliche Autorität. Sie war zwar auch nicht gerade klein, eher Durchschnitt, aber gegen eine Männerstatur fiel sie da natürlich ab.
„Und weil ich ja nicht nachtragend bin, koche ich jetzt sogar Kaffee“, sie knuffte Jens in die Schulter. „Blödmann“, fügte sie noch leise an, dann ging sie in die kleine Küche, die an die Werkstatt angrenzte.
Shona stellte die Kaffeemaschine an und dachte über die Szene von eben nach. Es war nicht einfach für eine Frau, immer noch nicht, sich in diesem Job durchzusetzen. Aber sie war nicht gerade auf den Mund gefallen, und in relativ kurzer Zeit hatte sie sich einen guten Stand in der Firma erarbeitet. Mit ihren dreiundzwanzig Jahren konnte Shona schon ganz gut austeilen, und rasch hatte sie auch die rüden Umgangsformen übernommen und stand den Männern in nichts nach.
Sie begann zu kichern, ihre Schwester Chloe, die sie wirklich sehr liebte, wäre eben wahrscheinlich entsetzt ohnmächtig geworden, wenn sie Shonas Ausraster mitbekommen hätte. Chloe war das Prinzesschen in der Familie und schon alleine optisch das genaue Gegenteil von Shona.
Shona hatte rabenschwarze Haare, die sich nur schwer bändigen ließen und die sie meist mit einem Zopf oder einem Knoten im Zaum zu halten versuchte, ihre grünen Augen ließen sie dazu immer ein bisschen hexenhaft aussehen. Chloe dagegen war ein blonder Engel mit großen blauen Kulleraugen, alle Männer lagen ihr sofort zu Füßen, wenn sie nur den Raum betrat. Obwohl das, genauer betrachtet, auch nicht stimmte, denn eigentlich lief Chloe nicht, sondern sie schwebte. Sie bewegte sich mit so einer elfenhaften Anmut, dass Shona immer argwöhnte, dass ihre Schwester das heimlich vor einem Spiegel übte.
Sie selbst war eher burschikos, immer schon gewesen, am liebsten würde sie ihre Haare auch raspelkurz schneiden lassen, aber das konnte sie ihrer Omi nicht antun, die ihre langen schwarzen Haare so liebte, also versuchte Shona sie irgendwie in den Griff zu kriegen.
„Oh, danke Sissi“, Adam kam in den kleinen Aufenthaltsraum und nahm sich einen Becher Kaffee.
„Bitte. Und danke für deine Einmischung eben“, zwinkerte Shona ihm zu.
„Nichts zu danken, Prinzessin. Ich hasse es, wenn Jens das Arschloch raushängen lässt“, Adam rümpfte die Nase.
„Wie geht es deiner Kleinen?“, erkundigte Shona sich. Adam war vor kurzem das erste Mal Vater geworden, sofort begannen seine Augen zu leuchten.
„Gut, sie ist so verdammt niedlich, Sissi. Und Angie kommt sehr gut mit ihr zurecht“, erzählte er mit einem Strahlen im Gesicht.
„Das freut mich“, lächelte Shona ihm zu.
Dass ihre Kollegen sie immer ‚Sissi’ nannten, damit hatte sie sich letztendlich abgefunden. Anfangs hatte Shona sich immer deswegen geärgert, aber die Männer mochten sie damit aufziehen, dabei hasste Shona alles, was mit Prinzessinnen und dem ganzen Kult drum herum zu tun hatte. Und genau deswegen hatte sie wohl auch den Namen bekommen.
Gut gelaunt stieg Shona auf ihr Fahrrad, es war ein angenehm warmer Frühlingstag und sie wollte heute mit einigen Freunden eine neue Cocktailbar ausprobieren. Shona stand zwar nicht auf süße klebrige Drinks, sie bevorzugte ein Bier, aber das würde es da ja wohl hoffentlich auch geben.
Sie wollte gerade den Hof der Werkstatt verlassen, als von einem Abschleppwagen ein
Weitere Kostenlose Bücher