Tybee Island
kannst kochen?«, fragte sie, obwohl es sie nicht wirklich überraschte. Schließlich war er Craig O’Neill. Mr. Perfect.
»Du etwa nicht?«
»Äh, nein.« Sie lehnte sich gegen die Küchentheke und beobachtete, wie er eine Prise Salz in die Soße streute. Ihre letzten Kochversuche hatten in einer Katastrophe geendet, mit angebrannten Töpfen und einem Feueralarm . »Und ich darf auch etwas von dem Essen haben?« Nachdem er sie vor wenigen Stunden noch unbedingt hatte loswerden wollen, traute sie diesem Frieden nicht so recht.
»Wenn du willst.«
Am liebsten hätte sie sich sofort über die Nudeln hergemacht, aber stattdessen zuckte sie mit den Schultern. »Ich kann’s ja mal probieren.«
Craig grinste und nickte stumm.
Sie sah sich in der Küche um. »Wo sind denn die Teller?«
Er deutete mit dem Kopf zu einem der Schränke an seiner linken Seite und kramte Besteck aus einer Schublade.
Craig lud ihr eine große Portion Spaghetti auf und setzte sich zu ihr an den Tisch .
»Danke.« Sie wollte nichts lieber, als sich auf das Essen zu stürzen. Aber stattdessen wartete sie artig ab, bis auch Craig seinen Teller gefüllt hatte. Schließlich sollte er nicht denken, sie hätte keine Manieren.
»Die sind gar nicht mal so schlecht«, stellte sie nach den ersten Bissen fest.
Er bedankte sich und den Rest der Mahlzeit verbrachten sie schweigend.
Jen füllte ihr Wasserglas und kreiste langsam mit dem Zeigefinger über den Glasrand. Craigs friedlicher Art traute sie noch immer nicht. Unten am Strand hatte er deutlich gemacht, was er davon hielt, wenn sie länger bliebe. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass sich seine Einstellung so schnell geändert hatte. Über den Tisch hinweg sah sie ihn aus zusammengekniffenen Augen an. »Dann ist es für dich doch okay, wenn ich bleibe?«
Craig griff nach seinem Wasser, nahm einen kräftigen Schluck und zuckte mit den Schultern. »Vielleicht . W enn du mir verrätst, warum du bleiben willst.«
Jen hielt im Umrunden des Glasrandes inne und fixierte seinen Blick. »Hab ich doch schon gesagt. Mir gefällt’s hier und das Wetter soll auch noch ein paar Tage so bleiben. Ich könnte ein wenig schwimmen.«
Er beugte sich vor, schob Teller und Glas beiseite und stützte sein Kinn auf die Hände. »Ja klar.«
Sie schaffte es nicht, ein Schmunzeln zu unterdrücken. Es überraschte sie nicht, dass er ihr die lahme Ausrede nicht abkaufte. »Vielleicht gefällt mir ja auch der Hausherr, und ich habe vor, ihn zu verführen?«
Craig ließ sie nicht aus den Augen. Er schluckte und für einen Moment war ihr, als hätte sich sein Puls schlag am Hals beschleunigt. »Vor zehn Jahren hast du aber noch ganz andere Reden geschwungen« , sagte er.
»Vor zehn Jahren war ich ja auch noch ein Schulmädchen und hatte keine Ahnung von Männern.«
Er lachte. »Matthew wird es freuen, wenn er das hört.«
Sie griff nach dem Geschirrtuch, das auf dem Tisch lag, und warf es ihm an den Kopf.
Lächelnd fing er es auf.
»Darf ich nun bleiben, oder nicht?«
Craig zuckte mit den Schultern. »Solange du mir nicht auf die Nerven fällst.«
Langsam lehnte sie sich in ihrem Stuhl zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. »Woher der Sinneswandel? Vor ein paar Stunden hat das noch ganz anders geklungen.« Sie wollte nicht undankbar sein, aber irgendetwas stimmte hier doch nicht.
Erneut zuckte er mit den Schultern und lehnte sich ebenfalls zurück. »Ich war laufen.«
Sie zog die Augenbrauen in die Höhe und wartete auf eine genauere Ausführung. »Laufen – das erklärt natürlich alles.«
Er grinste nur.
»Hm.« Offensichtlich wollte er nicht über seinen Sinneswandel reden, und sie war nicht so dumm, ihn weiter zu bedrängen. »Ich darf wirklich bleiben?« So recht konnte sie es nicht glauben.
»Versuchsweise.«
Jeder andere Mann hätte sämtliche Alarmglocken bei ihr läuten lassen, wenn er sie so bereitwillig in sein Haus aufgenommen hätte. Aber bei Craig verspürte sie nur Dankbarkeit. So merkwürdig es auch war, sie vertraute ihm.
Craig musste Jen zugestehen, dass sie sich in den nächsten Tagen viel Mühe gab, ihm nicht auf die Nerven zu fallen. Die meiste Zeit hatte er keine Ahnung, wo sie sich genau aufhielt.
W äre sie nicht ab und zu in der Küche aufgetaucht, um sich eine Kleinigkeit zu essen zu holen, hätte er nicht einmal bemerkt, dass sie ebenfalls im Haus wohnte.
Als er sie zum wiederholten Male unten am Strand in der Sonnenliege entdeckte, beschloss
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